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Met Office | Tatiana Abarzúa

© Met Office | Tatiana Abarzúa | Globale mittlere oberflächennahe Temperatur im Vergleich zum Zeitraum 1991 bis 2020.

„1,5 °C könnten für einen längeren Zeitraum überschritten werden“

FIFTY-FIFTY – so hoch ist die Chance, dass das 1,5-Grad-Ziel von Paris bereits bis zum Jahr 2026 gerissen wird. Am 18. Mai wird die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) ihren Abschlussbericht zum Zustand des globalen Klimas vorlegen, den „Global Annual to Decadal Climate Update“ (GADCU). Nun, eine Woche vorab, hat der britische Wetterdienst Met Office einen vorläufigen Bericht veröffentlicht. Die aktualisierten Informationen zum Zustand des globalen Klimas sollen etwa regionalen Klimazentren als Orientierungshilfe dienen. Gleichzeitig belegen diese Daten die Mahnungen der Klimaschutzbewegung an die Politik, effektiven Klimaschutz schnellstens umzusetzen, um den 1,5-Grad-Klimapfad einzuhalten.

Wärmstes Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen
2016 ist das bisher wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen – mit einer globalen Durchschnittstemperatur von rund 1,2 Grad oberhalb der Temperatur in der vorindustriellen Zeit (Zeitraum 1850 bis 1900). Die Wahrscheinlichkeit, dass mindestens zwischen 2022 und 2026 ein Jahr wärmer sein wird als 2016, liegt bei 93 Prozent. Genauso ist zu 93 Prozent wahrscheinlich, dass der Fünfjahresmittelwert für den Zeitraum 2022 bis 2026 höher sein wird als in den fünf Jahren 2017 bis 2021, so die Prognosen.

Vergleich der Prognose für 2021 (links) im Vergleich zu Messungen (rechts) für den Zeitraum 1981 bis 2010 (Temperatur (°C), Luftdruck auf Meereshöhe (hPa), Niederschlag (mm/Tag), Quelle: Met Office | Zum Vergrößern anklicken!

2021
Vergangenes Jahr lag die globale Durchschnittstemperatur 1,1 °C über dem vorindustriellen Durchschnitt. Ein geografischer Vergleich von Prognosen und Messungen zeigt, wie sehr sich diese ähneln, und wo die Messungen stärkere Veränderungen zeigen als prognostiziert (siehe Abbildung).

Erderhitzung beschleunigt sich
Im Zeitraum 2022 bis 2026 wird die jährliche mittlere globale oberflächennahe Temperatur in jedem Jahr voraussichtlich zwischen 1,1° C und 1,7° C oberhalb der Temperatur in der vorindustriellen Ära liegen. Die ermittelte Wahrscheinlichkeit, dass die globale oberflächennahe Temperatur zwischen 2022 und 2026 mindestens ein Jahr lang den Schwellenwert von 1,5 °C übersteigt, ist 50:50. Die Ergebnisse zeigen, „dass wir einer Situation immer näherkommen, in der 1,5 °C für einen längeren Zeitraum überschritten werden könnten“, sagte Dr. Leon Hermanson, der die Erstellung des Berichts leitete. Laut Bericht liegt die Wahrscheinlichkeit, dass der Fünfjahresmittelwert diesen Schwellenwert überschreitet, bei 10 Prozent.

Trockenheit vs. Niederschläge
Die vorhergesagten Niederschlagsmuster für 2022 im Vergleich zum Durchschnitt von 1991 bis 2020 deuten auf trockenere Bedingungen über den Südwesten Europas und Nordamerikas hin, sowie – jeweils für die Saison Mai bis September – über dem Amazonas. Die Prognosen zeigen zudem eine erhöhte Wahrscheinlichkeit feuchterer Bedingungen in Nordeuropa, der Sahelzone, Nordostbrasilien und Australien hin, sowie – jeweils für die Saison Mai bis September – in Alaska und Nordsibirien. Des Weiteren ist jeweils von November bis März mit erhöhten Niederschlägen in den Tropen und geringeren Niederschlägen in den Subtropen als in der Dekade 1991 bis 2020 zu rechnen. Was bedeutet das für Deutschland? „Starkregenereignisse, Überflutungen wie im Juli 2021 an Ahr und Erft dürften immer häufiger werden“, vermutet der WDR.

DGS News berichtete ausführlich über diese Flutkatastrophe.  

Düstere regionale Aussichten
Die Prognosen für den Nord-Sommer (Mai bis September 2022 bis 2026) zeigen, dass die Temperaturen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit „fast überall über dem Durchschnitt von 1991 bis 2020 liegen, mit deutlich höheren Temperaturen über den Landmassen in der nördlichen Hemisphäre“, stellt der Bericht fest. Bisherige Messungen zeigten, dass sich die Arktis doppelt so schnell wie der Rest des Planeten erwärmt, wie auch schon DGS News berichtete.
Die neuen Prognosen lauten: Der Temperaturanstieg in der Arktis im Nordwinter wird im Vergleich zum Durchschnitt der Dekade von 1991 bis 2020 voraussichtlich mehr als dreimal so groß sein als in den restlichen Bereichen auf der Nordhalbkugel. Dazu äußerte sich WMO-Generalsekretär Prof. Petteri Taalas: „Solange wir Treibhausgase ausstoßen, werden die Temperaturen weiter steigen. Und daneben werden unsere Ozeane weiter wärmer und saurer, Meereis und Gletscher werden weiter schmelzen, der Meeresspiegel wird weiter steigen und unser Wetter wird extremer. Die Erwärmung der Arktis ist unverhältnismäßig hoch. Und was in der Arktis passiert, betrifft uns alle.“

Quelle

Der Bericht wurde von der Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie e.V. 2022 (Tatiana Abarzúa) verfasst – der Artikel darf nicht ohne Genehmigung weiterverbreitet werden | SONNENENERGIE 01/2022 | Das Inhaltsverzeichnis zum Download!

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