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Depositphotos | petovarga | Die EU soll regeln, dass Elektroschrott innerhalb ihrer Grenzen fachgerecht entsorgt wird. Die Praxis sieht anders aus, zeigt eine Studie – mit Folgen für die ärmsten Länder.

© Depositphotos | petovarga | Die EU soll regeln, dass Elektroschrott innerhalb ihrer Grenzen fachgerecht entsorgt wird. Die Praxis sieht anders aus, zeigt eine Studie – mit Folgen für die ärmsten Länder.

Altgeräte aus Europa illegal nach Afrika und Asien verschifft

Europäischer Elektroschrott wird trotz internationaler Verbote in asiatische und afrikanische Länder exportiert. Dies zeigt eine neue Untersuchung des Basel Action Network (BAN), an der auch Greenpeace beteiligt ist.

Mitarbeiter der Organisationen rüsteten in zehn EU-Ländern 314 alte LCD- und Röhrenmonitore, PC und Drucker mit GPS-Peilsendern aus. Nach der Basel Konvention gilt die ausgewählte Elektronik als gefährlicher Abfall, da sie Schadstoffe wie Quecksilber, Blei, Zinn und bromierte Flammschutzmittel enthält. 19 (6 Prozent) der 314 Geräte wurden exportiert, davon elf in afrikanische und asiatische Länder. BAN dokumentierte die Reisen des illegalen Elektroschrotts von der Abgabe an zumeist städtischen Sammelstellen bis zur Entsorgung.

„Menschen in Entwicklungsländern, die Elektroschrott zerlegen, sind gesundheitsgefährdenden Schadstoffen oft ungeschützt ausgesetzt. Beim Verbrennen der Geräte können unter anderem hochchlorierte Dioxine entstehen“, sagt Manfred Santen, Chemieexperte von Greenpeace: „Greenpeace bewertet die Umsetzung der EU-Rücknahmepflicht von Elektrogeräten als mangelhaft und fordert bessere Kontrollen.“

Für die Untersuchung statteten Aktivistinnen und Aktivisten Altgeräte in Belgien (29 Geräte), Dänemark (20), Deutschland (54), Großbritannien  (39), Irland (24), Italien (48), Polen (20), Österreich (18), Spanien (45) und Ungarn (17) mit GPS-Trackern aus. Die meisten Signale stammten von Geräten aus Großbritannien (5 Geräte), gefolgt von Dänemark (3) und Irland (3). In Nigeria kamen 5 Geräte an, eines in Ghana und eines in Tansania. Entsorgte Elektronik ging außerdem nach Thailand, Hong Kong und Pakistan sowie nach Rumänien und in die Ukraine. Von den zehn beteiligten Ländern gab es nur aus Ungarn keine Exporte. Die Altgeräte wurden zwischen dem 15. April und dem 2. September 2017 mit GPS-Trackern ausgestattet und an den Sammelstellen abgegeben. Die Ergebnisse liegen nun erst vollständig vor. 

Schlupflöcher im deutschen Schrott: LCD-Monitor reist von Dresden nach Thailand

Nach der vorliegenden Untersuchung schneidet das deutsche Elektro-Recycling im europäischen Vergleich gut ab. 54 Altgeräte wurden von BAN- und Greenpeace-Aktivisten an Sammelstellen und Wertstoffhöfen in Köln, Hamburg, Frankfurt, Berlin, Leipzig, Dresden und München abgegeben. Ein LCD-Bildschirm aus Dresden reiste knapp 11 000 Kilometer zu einer illegalen Mülldeponie etwa 134 km südöstlich von Bangkok. Dennoch gibt es Lücken im deutschen Recyclingkreislauf: Hunderttausende Tonnen Elektroschrott landen nach Recherchen der Deutschen Umwelthilfe jedes Jahr im Restmüll oder vergiften die Umwelt in Entwicklungsländern.

Nach Auswertung der aktuellen Daten legt BAN eine Hochrechnung von 352 474 Tonnen illegal exportiertem europäischem Elektroschrott pro Jahr vor. Diese Menge könnte 17 466 Schiffscontainer füllen. Das entspricht nahezu dem Fassungsvermögen der zu Jahresbeginn havarierten „MSC Zoe“, einem der größten Containerschiffe der Welt.

Quelle

Greenpeace 2019

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