Antibiotika in Gülle: Biogasanlage keine Hürde
Behandlungsverfahren wie Lagern oder Kompostieren haben kaum Einfluss auf die Wirkstoffe.
Viele in der Tiermedizin verwendete Antibiotika, die über Urin und Kot in die Gülle gelangen und somit zu immer resistenteren Keimen führen, lassen sich selbst mit Biogasanlagen nicht beseitigen. Das ist das Ergebnis eines Projektes der Justus-Liebig-Universität Gießen http://uni-giessen.de , das die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) http://dbu.de fachlich und finanziell mit rund 343.800 Euro gefördert hat.
Sulfonamide und Tetrazykline
„Rund ein Drittel der in der Tiermedizin abgegebenen Antibiotika gehören zu den antibakteriell wirkenden Sulfonamiden und Tetrazyklinen, die wir untersucht haben“, so Projektleiterin Astrid Spielmeyer von der Universität Gießen. Der Wirkstoff Tetrazyklin werde bei Menschen und Tieren als Breitbandantibiotikum verwendet. Er wirke demnach gegen eine Vielzahl von Bakterien und komme insbesondere dann zum Einsatz, wenn sich der Krankheitserreger nicht genau bestimmen lasse. Für die beiden genannten Antibiotika-Gruppen sind bereits resistente Keime nachgewiesen worden.
Der Antibiotika-Rückgang in Güllebehandlungsverfahren, wie Lagern oder Kompostieren, war in mehreren Studien bereits beschrieben worden – allerdings mit verschiedenen Ergebnissen. Im Projekt stellte sich heraus, dass unterschiedliche Temperaturen, Säure- und Salzgehalte kaum Einfluss auf die Wirkstoffe hatten. Bei Zusatz von einem Feststoff wie Maissilage, der auch in Biogasanlagen erfolgt, sei es allerdings zu einem Rückgang der Antibiotika-Konzentration gekommen. „Ein derartiger Rückgang, wie er auch in vorherigen Studien festgestellt wurde, heißt nicht unbedingt, dass die chemischen Strukturen zerstört und unwirksam werden“, erklärt Spielmeyer.
733 Tonnen Antibiotika vergeben
2017 wurden laut dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit http://bvl.bund.de in Deutschland 733 Tonnen Antibiotika an Tierärzte abgegeben, der Großteil davon wird in Nutztierställen eingesetzt. Da nicht alles von den Tieren aufgenommen wird, gelangen Rückstände der Antibiotika und ihrer Stoffwechselprodukte in die Gülle. Diese wird entweder direkt oder nach der Vergärung in Biogasanlagen auf den Äckern verteilt.
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„pressetext.com“ (Florian Fügemann) 2019 verfasst – der Artikel darf nicht ohne Genehmigung weiterverbreitet werden!