‹ Zurück zur Übersicht
boell.de | Zum internationalen Jahr des Bodens präsentiert der Bodenatlas Daten und Fakten über die Bedeutung und den Zustand von Land, Böden und Ackerflächen in Deutschland, Europa und weltweit. In bewährter Tradition bietet der Bodenatlas in zahlreichen Grafiken und Textbeiträgen einen aktuellen Einblick in den Zustand und die Gefährdung der Böden, von denen wir leben. Der Bodenatlas wird herausgegeben von der Heinrich-Böll-Stiftung in Zusammenarbeit mit BUND, IASS und Le Monde diplomatique.

© boell.de | Zum internationalen Jahr des Bodens präsentiert der Bodenatlas Daten und Fakten über die Bedeutung und den Zustand von Land, Böden und Ackerflächen in Deutschland, Europa und weltweit. In bewährter Tradition bietet der Bodenatlas in zahlreichen Grafiken und Textbeiträgen einen aktuellen Einblick in den Zustand und die Gefährdung der Böden, von denen wir leben. Der Bodenatlas wird herausgegeben von der Heinrich-Böll-Stiftung in Zusammenarbeit mit BUND, IASS und Le Monde diplomatique.

Bodenatlas: Daten und Fakten über Acker, Land und Erde

Die Heinrich-Böll-Stiftung, das Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS), der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und Le Monde Diplomatique fordern die Bundesregierung zum Handeln auf.

Die Heinrich-Böll-Stiftung, das Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS) in Potsdam, der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und Le Monde Diplomatique veröffentlichen heute die erste Ausgabe ihres Bodenatlas 2015 mit Daten, Grafiken und Fakten über die Bedeutung, die Nutzung und den Zustand von Land, Böden und Agrarflächen in Deutschland, Europa und weltweit.

Der Bodenatlas 2015 macht es greifbar: Land und Böden werden immer knapper. In Deutschland beispielsweise beträgt der Flächenverbrauch durch Städte- und Straßenbau mehr als 70 Hektar pro Tag. Dies entspricht der Fläche von über 100 Fußballfeldern. Ein Viertel aller Ackerflächen sind in Deutschland von Wind- und Bodenerosion betroffen – rund drei Millionen Hektar – während der Flächenverbrauch weiter steigt. Zugleich importiert Deutschland Agrarprodukte und andere Verbrauchsgüter, die mit knapp 80 Millionen Hektar mehr als das Doppelte der eigenen Landesfläche in Anspruch nehmen. Für die Europäische Union sieht es auch nicht besser aus: Der Konsum der EU-Bürger benötigt eine Fläche von rund 640 Millionen Hektar pro Jahr, eineinhalb Mal mehr als die Fläche aller 28 Mitgliedstaaten zusammen beträgt. Rund 60 Prozent der für den europäischen Konsum genutzten Flächen befinden sich außerhalb der EU. Damit ist Europa der Kontinent, der für seinen Lebensstil, seine Agrarindustrie und seinen Energiehunger am meisten von Land außerhalb seiner Grenzen abhängig ist.

Barbara Unmüßig, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung, kritisierte den wachsenden Flächenbedarf: „Die EU ist der weltweit größte „Importeur“ von Landflächen. Das meiste davon geht auf das Konto der intensiven Fleischproduktion, für die wir gigantische Mengen Futtermittel aus Ländern des globalen Südens importieren. Das Resultat ist, dass Kleinbauern und mittlere Betriebe zunehmend ihr Land und damit ihre Nahrungs- und Existenzgrundlage verlieren“, so Unmüßig. „Jeder EU-Bürger verbraucht im Jahr 1,3 Hektar Land – das sind zwei ganze Fußballfelder und sechsmal so viel wie der Flächenverbrauch eines Einwohners von Bangladesch. Das widerspricht angesichts der Ernährungssituation in vielen Ländern jedem Sinn für Gerechtigkeit und ist auch ökologisch unhaltbar. Hier ist nicht nur der europäische Verbraucher mit verantwor­tungsvolleren Konsumgewohnheiten gefragt, sondern vor allem die Politik: Die EU und Deutschland müssen ihre Agrarpolitik umsteuern und sich schrittweise von der Massentierhaltung verabschieden“, betonte Unmüßig.

Deutschlands intensive Bodennutzung über die eigenen Landesgrenzen hinaus wirke sich gravierend auf globale Ökosysteme aus, sagte Prof. Klaus Töpfer, Exekutivdirektor des Nachhaltigkeits-Instituts IASS in Potsdam und Mitherausgeber des Bodenatlas. Die Freisetzung von Kohlendioxid aus Böden durch nicht nachhaltige Bewirtschaftung sei nur ein Beispiel für die komplexen Folgen unseres Umgangs mit den Böden. „Die Zerstörung der Böden ist ein großes Problem in Deutschland“, warnte Töpfer. „Wir müssen die neuen globalen Ziele der Vereinten Nationen für Nachhaltige Entwicklung deswegen auch für die Verbesserung des Bodenschutzes in Deutschland nutzen. 2015 bietet sich die Chance dazu“, appellierte Töpfer.

„Im internationalen Jahr des Bodens 2015 muss die Bundesregierung alles dafür tun, damit der Bodenschutz endlich besser gesetzlich geregelt wird“, sagte der BUND-Vorsitzende Prof. Hubert Weiger. „Immer mehr Flächen an fruchtbaren Böden in Europa werden durch schwere landwirtschaftliche Maschinen verdichtet, degradiert oder zerstört. Der fortschreitenden Überbauung, Erosion und dem Humusverlust muss Einhalt geboten werden“, forderte Weiger.

Nachteilig wirke sich auch die einseitige Agrarförderpolitik der EU und Deutschlands aus. Sie fördere vor allem das Wachstum landwirtschaftlicher Großbetriebe und die Konzentration des Landbesitzes in den Händen weniger. Dies gelte insbesondere für den Osten Deutschlands und Europas. Eine Folge dieser Landkonzentration sei auch der Anstieg der Preise für Ackerland. So habe sich der Bodenpreis in Deutschland innerhalb von zehn Jahren verdoppelt. In Rumänien seien die Preise für Ackerland im selben Zeitraum sogar um 1.800 Prozent gestiegen. „Kleinbetriebe und Kleinbauern müssen oft aufgeben, weil sie nicht mehr konkurrieren können“, sagte Weiger. „Vorschub wird vor allem der Tendenz zur Konzentration landwirtschaftlicher Flächen in den Händen großer Konzerne und auch Staaten geleistet.“ 

Die Herausgeber des Bodenatlas 2015 wollen im UN-Jahr der Böden zeigen, warum der Schutz der Böden uns alle angeht und wie besserer Bodenschutz gelingen kann. Eine gerechte und nachhaltige Land- und Bodenpolitik  lohnt sich. Dazu können auch Verbraucher beitragen, wenn sie beim täglichen Einkauf an den Schutz der Böden denken.

Mehr Informationen

boell.de
Quelle

Heinrich-Böll-Stiftung 2015

Diese Meldung teilen

‹ Zurück zur Übersicht

Das könnte Sie auch interessieren