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Der Frühling kommt immer früher

Und je nördlicher desto früher, in der Arktis 16 Tage früher als vor einem Jahrzehnt. Von Florian Rötzer

Jetzt scheint es gerade wieder zu passen in Deutschland. Die Temperaturen steigen, auch wenn es am meteorologischen Frühlingsanfang, also am 1. März, noch ziemlich kalt war. Allerdings ist der kalendarische Frühlingsanfang erst am 20. März. Und der phänologische hängt davon ab, wo man sich befindet.

Seit Jahren wird immer wieder berichtet und erfahren wir dies auch selbst, dass der Frühling immer früher zu kommen scheint. Das bestätigt nun eine neue Metastudie von Wissenschaftler der University of California in Davis, die in den Scientific Reports von Nature erschienen ist. Aber der Frühling kommt nicht überall gleichmäßig früher, sondern in der nördlichen Hemisphäre abhängig davon, wo man sich befindet.

Je weiter nördlich man sich befindet, desto früher ist der Frühlingseintritt. Nach den Wissenschaftlern kommt der Frühling alle 10 Breitengrade vom Äquator aus vier Tage früher als vor 10 Jahren. Diese Zunahme nach Norden hin ist dreimal größer, als das frühere Untersuchungen vermutet haben. In der Arktis kommt der Frühling mithin bereits 16 Tage früher als vor einem Jahrzehnt. Die Erwärmung hat besonders seit 1998 und vor allem nördlich des 59. Breitengrads zugenommen – und zwar nicht-linear.

Untersucht wurden von den Wissenschaftlern 743 phänologische Trends von früheren Studien in einem Zeitraum von über 86 Jahre und 42,6 Breitengrade sowie die Erwärmung der nördlichen Halbkugel über dieselbe Zeit ebenfalls nach Breitengraden. Unter phänologisch versteht man jahrzeitlich wiederkehrende biologische Prozesse, also beim Frühling wenn sogenannte Zeigerpflanzen zu blühen oder Blätter zu treiben beginnen oder Tiere wandern, Insekten zu fliegen beginnen oder der Winterschlaf beendet wird.

Die Wissenschaftler sagen, dass sie nun erstmals konsistent nachweisen konnten, dass der phänologische Frühlingstrend desto stärker ausfällt, je höher der Breitengrad ist. Das heißt, dass sich die nördlichen klimatischen Bedingungen denen weiter südlich annähern. Von den 743 erfassten phänologischen Trends waren 449 signifikant, von diesen waren wieder 419 oder mehr als 92 Prozent negativ, d.h. der Frühlingsbeginn war früher.

Durchschnittlich setzt der Frühling 6,4 Tage (+/- 0,34) früher als vor 10 Jahren ein. Das ist schon eine sehr schnelle Veränderung. Der Median liegt bei 3,12 Tage, was heißt, dass ein früherer Frühlingsbeginn doppelt so häufig ist wie ein späterer. Und mit jedem Breitengrad nördlicher tritt der Frühling 0,4-0,5 Tage früher als vor einem Jahrzehnt ein.

Die Studie bestätige Beobachtungen, die seit Jahren in den Wissenschaftszirkeln und anderen Berichten verbreitet wurden, sagt Eric Post, der leitende Autor der Studie: „Der Frühling kommt früher und in der Arktis kommt der Frühling eher als in niedrigeren Breitengraden. Unsere Studie ergänzt, dass wir die Unterschiede mit der schnelleren Erwärmung in höheren Breitengraden im Frühling verbinden.“

Problematisch könnte das Vorrücken des Frühlings beispielsweise für Zugvögel sein, sofern sie noch fliegen. Viele fliegen aus den tropischen Zonen im Frühling in arktische Regionen, um zu brüten. Aber es verschieben sich die zeitlichen Dimensionen, weil im Süden der Frühling langsamer kommt als im Norden, wo demgemäß auch das Frühlingsverhalten der Pflanzen und Insekten, von denen sie sich ernähren, früher einsetzt. Es könnte also einiges durcheinanderwirbeln.

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Quelle

Der Bericht wurde von
der Redaktion „TELEPOLIS“ (Florian Rötzer)
2018
 verfasst – der Artikel darf nicht ohne
Genehmigung von Florian Rötzer 2018 weiterverbreitet
werden! 

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