Deutsche Umwelthilfe zeichnet Stadtwerke Radolfzell als „KlimaStadtWerk“ aus
Der kommunale Energieversorger erhält das Label für eine vorbildliche Integration des Klimaschutzes in die Unternehmensstrategie.
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) verleiht den Stadtwerken Radolfzell als erstem Stadtwerk in Baden-Württemberg und als zweitem Stadtwerk Deutschlands heute das Label „KlimaStadtWerk“. Die Umwelt- und Verbraucherschutzorganisation würdigt damit die Bestrebungen des kommunalen Energieversorgers im Bereich Klimaschutz. Die Stadtwerke Radolfzell versorgen in ihrem Gebiet rund 32.000 Kunden mit Strom, Gas, Wasser, Wärme, Mobilität und Internet. Der Energieversorger punktet vor allem in den Geschäftsfeldern Strom und Wärme mit klimafreundlichen Lösungen, aber auch im Bereich Energieeffizienz. In der Trinkwasserversorgung und der Mobilität finden sich ebenso innovative Ansätze.
„Mit der strategischen Herangehensweise, den Klimaschutz in allen relevanten Geschäftsbereichen seit vielen Jahren zu integrieren, beweisen die Stadtwerke eindrucksvoll ihre ökologische Ausrichtung. Die hohe Priorität des Klimaschutzes innerhalb des Unternehmens hat nach unserer Ansicht Vorbildcharakter. Die Auszeichnung ist mehr als verdient“, lobt der DUH-Geschäftsführer Sascha Müller-Kraenner das Engagement der Radolfzeller.
Andreas Reinhardt, Geschäftsführer der Stadtwerke Radolfzell, sagt: „Die Auszeichnung als „KlimaStadtWerk“ freut uns sehr. Das Label sehen wir als Chance, unsere umfangreichen Klimaschutzaktivitäten in dieser Marke zu bündeln und unseren Kunden aus der Region zu transportieren. Als KlimaStadtWerk nehmen wir eine Vorbildrolle ein und werden uns auch in Zukunft für den Klimaschutz engagieren – er ist schon jetzt fest in unseren Unternehmensleitlinien verankert.“
Der Energieversorger hat in der Region um Radolfzell den Ausbau der Photovoltaik nicht nur mit eigenen Anlagen, sondern auch durch finanzielle Beteiligungsmöglichkeiten für Bürger vorangebracht: Mit dem neuen Mieterstrommodell können neben Hausbesitzern künftig auch Mieter selbst produzierten Ökostrom nutzen; im Programm „daheim solar“ unterstützen die Stadtwerke Radolfzell Privatpersonen dabei, eigene Dachflächen zur Stromproduktion mit Photovoltaik-Anlagen und Stromspeicher auszubauen.
Darüber hinaus haben die Stadtwerke in die regenerative Stromproduktion aus Windenergie investiert, insbesondere im Windpark Verenafohren, wo seit 2017 gut 20 Millionen Kilowattstunden pro Jahr produziert werden können. Die Stromerzeugung im eigenen Kraftwerkspark stammt zu 60 Prozent aus erneuerbaren Energien. Photovoltaik und Biogas werden ergänzt durch besonders effiziente KWK-Anlagen, die Wärme und Strom aus Erdgas produzieren. Im Strombereich realisierten die Stadtwerke allein damit im Jahr 2016 eine Treibhausgasminderung von knapp 5.000 Tonnen CO2-Äquivalent pro Jahr bezogen auf den deutschen Strommix.
Im Wärmebereich tut sich gerade viel, insbesondere im Ortsteil Liggeringen punkten die Stadtwerke Radolfzell mit dem Projekt „Solarenergiedorf Liggeringen“. Dort wird ein Solarthermiefeld sowie ein Biomasseheizwerk auf Basis von Holzhackschnitzeln errichtet. Das über eine effiziente Heizzentrale gespeiste Nahwärmenetz zieht sich durch einen Großteil des Ortes. Um eine größtmögliche Abdeckung zu erreichen, werden Hauseigentümer beim Anschluss an das Nahwärmenetz durch die Stadtwerke beratend und finanziell unterstützt, zudem erhalten Anschlussnehmer automatisch einen zukunftsweisenden Glasfaseranschluss. Somit setzen die Stadtwerke Radolfzell auf Nahwärme anstelle der Erschließung des Gasnetzes mit fossilen Energieträgern. Dies ist unter Klimaschutzaspekten positiv zu bewerten.
Insgesamt lag der Anteil erneuerbarer Energien an der Wärmeproduktion im ganzen Kraftwerkspark 2016 bei 43 Prozent, mit der Fertigstellung des Solarenergiedorfes Liggeringen wird dieser Anteil auf über 50 Prozent steigen.
Besonders hervorzuheben im Bereich Energieeffizienz ist die energetische Sanierung unternehmenseigener Liegenschaften. Auch im eigenen (Heiz‑)kraftwerkspark sind seitens der Stadtwerke Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz umgesetzt worden. Dazu gehören beispielsweise der Austausch von Transport- und Umwälzpumpen gegen effizientere Modelle. In der Trinkwasserversorgung wurden ebenfalls alte Pumpen durch effiziente Modelle getauscht.
Hervorzuheben ist auch der Bereich der Mobilität: Mit acht Linien sorgt der Stadtbus Radolfzell für eine gute Infrastruktur zwischen der Kernstadt und den Ortsteilen. „Nach der Senkung des Ticketpreises von 2,30 Euro auf einen Euro pro Fahrt hat sich die Anzahl der Fahrgäste nahezu verdoppelt“, so der Geschäftsführer Andreas Reinhardt. Diese Maßnahme ist Teil des neuen Radolfzeller Mobilitätskonzeptes, das weg vom klimaschädlichen motorisierten Individualverkehr führen soll.
Hintergrund:
Der Labelvergabe der Deutschen Umwelthilfe liegt eine ausführliche Bestandsanalyse der bisherigen Leistungen und Zielsetzungen in allen relevanten Geschäftsbereichen der Stadtwerke zu Grunde, welche im Rahmen von drei gemeinsamen Workshops erarbeitet und diskutiert werden. Mittels eines Erfassungstools wird der Status Quo des Unternehmens im Klimaschutz ermittelt und die Beiträge der Klimaschutzmaßnahmen zur Treibhausgasminderung berechnet. Die Stadtwerke erhalten abschließend einen ausführlichen Bericht, in dem die Klimaschutzleistungen des Stadtwerks zusammengefasst und anhand eines Rasters bewertet wurden.
Entwickelt wurde die Idee zum Klimaschutzlabel für Stadtwerke im Rahmen des Projektes „KlimaStadtWerk“, welches vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit mit Mitteln der Nationalen Klimaschutzinitiative gefördert wurde.
- Weitere Informationen zu den Teilnahmebedingungen für Stadtwerke am Labelingprozess finden Sie unter www.klima-stadtwerk.de
- KSW_Steckbrief_Radolfzell_final.pdf