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Die Lösung der Klimakrise liegt uns zu Füßen

„Bringt den Kohlenstoff zurück in die Erde!“ Das ist das Motto der sogenannten regenerativen Agrikultur. Dieser neue Begriff kommt aus den USA, in Europa ist er noch weitgehend unbekannt. Ein Bericht von Ute Scheub

Die Grundidee: Beim Aufbau humusreicher Böden kann Kohlenstoff langfristig unterirdisch gebunden werden, also dort, wo er in Form von Fossilenergien und Kohlendioxid in die Atmosphäre ging. Böden sind global gesehen der größte Speicher für CO2, größer noch als Ozeane und Wälder. Theoretisch könnten die weltweiten Agrarflächen jährlich mehr CO2-Emissionen unschädlich machen, als weltweit ausgestoßen werden.

Darauf wies auch der Agrarwissenschaftler Timothy LaSalle vor Kurzem bei einem Vortrag in Berlin hin. Der Direktor des renommierten Rodale Institute in Pennsylvania, der nunmehr vor allem in Afrika forscht und arbeitet, hat das Konzept des regenerativen Landbaus maßgeblich mitgeprägt. Es gebe eine Methode für planetarisches „Geo-Engineering“, die billig und überall anwendbar sei, so LaSalle, das sei die Photosynthese. Sie bringe Kohlenstoff in die ausgelaugte Erde zurück, wo er eine zentrale Rolle für Humusbildung und Förderung des Bodenlebens einschließlich Mykorrhizapilzen und Bakterien spiele. Zudem könne man damit die Artenvielfalt erhöhen, gesunde Lebensmittel produzieren, Hunger bekämpfen und die Wasserhaltefähigkeit der Böden verbessern.

Regenerative Landwirtschaft sei mehr als „Bio“, führte er weiter aus. Pflugloser Anbau, Mulchen mit Zwischenfrüchten, Kompostwirtschaft, Misch- statt Monokulturen, all das gehört dazu. Und vor allem auch eine kluge Bewirtschaftung von Weidegründen, in die stickstoffbindende Leguminosen, Phacelea oder Sonnenblumen eingesät werden. Denn Gräser könnten mit ihrem gewaltigen unterirdischen Wurzelwerk gigantische Mengen Kohlenstoff bis zu vier Meter hinab in die Erde bringen.

Pioniere wie die Soil Carbon Cowboys probieren die neuen Methoden in den USA derzeit mit großem Erfolg aus und schwärmen in einem Film [1] auf Vimeo, dass ihre Böden, Tiere und Pflanzen damit gesünder werden und sie selbst jede Menge Zeit und Geld sparen.

In einem White Paper [2] führt Jack Wittrege die Potenziale der regenerativen Landwirtschaft in allgemeinverständlicher Form aus. Titel: „Soil Carbon Restoration: Can Biology do the Job?“ Jeder und jede kann dabei mitmachen und eigenhändig Böden wiederaufbauen, unter anderem mit pflanzenkohlebehandelten Küchenabfällen und der Terra-preta-Technik.

Ronnie Cummins vom US-Verband Organic Consumers Association schwärmte denn auch jüngst in einem Artikel [3] für die Online-Zeitung Truthout von der „Regenerativen Revolution“, weil sie die Boden-, Nahrungs- und Gesundheitskrise gleichzeitig lösen könne. Wenn man das globale Ziel anstrebe, die Erderwärmung unter zwei Grad plus halten zu wollen, dann müsse man jährlich global mindestens 0,4 Prozent des atmosphärischen Kohlenstoffes in die Erde zurückbringen. Und das sei auf diesem Wege erreichbar, zumal man damit „Hunderte von Millionen ländlicher (und urbaner) Jobs“ schaffen könne.

Dafür sei es nötig, eine weltweite Koalition von Nahrungs-, Wald- und Klimabewegungen zusammenzubringen, eine „massive Graswurzelarmee von Erd-Regenerierenden: drei Milliarden Kleinbauern und Dorfbewohnerinnen, Rancher, Hirten, Waldbewohnerinnen, Stadtgärtner und indigene Gemeinden – assistiert von mehreren Milliarden bewussten Konsumenten und urbanen Aktivistinnen.“ Auch der Papst mit seiner Umwelt-Enzyklika „Laudato Si“ wird sich hier sicherlich gern einreihen.

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pixabay.com | Jing
Quelle

Dr. Ute Scheub 2015 | Freie Journalistin und Autorin
Geburtshelferin für ökosoziale Projekte und Geschichten des Gelingens| Webseite von Ute Scheub

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