Eine von fünf Vogelarten in Europa ist bedroht
BirdLife veröffentlicht die Europäische Rote Liste der Vögel 2021
BirdLife International hat diese Woche die Europäische Rote Liste der Vögel 2021 veröffentlicht [1]. Die Rote Liste überprüft das regionale Aussterberisiko von 544 Vogelarten in über 50 Ländern und Gebieten Europas und folgt den auf regionaler Ebene angewandten Kategorien und Kriterien der Roten Liste der IUCN [2]. Von jeder Art wird das Aussterberisiko von „nicht gefährdet“ bis „ausgestorben“ bewertet.
Die wichtigsten Ergebnisse der Studie sind:
- 1 von 5 Vogelarten in Europa ist bedroht oder potenziell gefährdet
- 1 von 3 Vogelarten in Europa ist in den letzten Jahrzehnten zurückgegangen
- Seevögel, Wasservögel, Watvögel und Greifvögel sind die am stärksten bedrohten und am schnellsten abnehmenden Vogelgruppen in Europa
- Marine Lebensräume, Ackerland, Feuchtgebiete und Wiesen sind die Lebensräume mit den am stärksten bedrohten und/oder rückläufigen Arten
- Die Mehrheit der Lerchen, Ammern und Würger ist rückläufig; andere wichtige taxonomische Gruppen mit signifikanten Rückgängen sind Enten und Watvögel
- 71 Vogelarten (13%) sind in Europa bedroht
- Weitere 35 Vogelarten (6%) sind potenziell gefährdet
- 5 Vogelarten sind regional ausgestorben: Balearensturmtaucher (Puffinus mauretanicus), Steppenadler (Aquila nipalensis), Kammblässhuhn (Fulica cristata), Steppenkiebitz (Vanellus gregarius) und Weidenammer (Emberiza aureola).
Zu den Hauptursachen für den Rückgang der Vogelpopulationen in europäischen Lebensräumen gehören:
• Großflächige Landnutzungsänderung
o Der Status der Bekassine (Gallinago gallinago) hat sich von „Least Concern/nicht gefährdet“ zu „vulnerable/gefährdet“ geändert, hauptsächlich aufgrund des Verlusts und der Verschlechterung des Lebensraums in ihren Brutgebieten. In Österreich ist diese Art vom Aussterben bedroht.
• Intensive landwirtschaftliche Praktiken
o Der Status der Turteltaube (Streptopelia turtur) ist weiterhin „vulnerable/gefährdet“, da intensive landwirtschaftliche Praktiken ihre Brutstätten auslöschen und der starke Einsatz von Schädlingsbekämpfungsmitteln zu einem signifikanten Rückgang der Nahrungsverfügbarkeit führt. In Österreich sank der Bestand den letzten 20 Jahren um zwei Drittel.
• Übernutzung der Meeresressourcen
o Der Status der Eiderente (Somateria mollissima) hat sich aufgrund einer Kombination von Faktoren wie Krankheiten und Nahrungsmittelknappheit von „vulnerable/gefährdet“ zu „endangered/stark gefährdet“ geändert.
• Verschmutzung der Binnengewässer
o Der Status des Schwarzhalstauchers (Podiceps nigricollis) hat sich von „least concern/nicht gefährdet“ zu „Vulnerable/gefährdet“ geändert, höchstwahrscheinlich aufgrund von Wasserverschmutzung durch landwirtschaftliche Aktivitäten und städtische Abwässer. In Österreich ist diese Art vom Aussterben bedroht.
• Infrastrukturentwicklung
o Der Status des Spanischen Kaiseradlers (Aquila adalberti) ist weiterhin „vunerable/gefährdet“, da seine Population unter einer hohen Sterblichkeit durch Kollision mit Energieinfrastruktur und Stromschlag leidet.
Neben diesen vielen Bestandsrückgängen europäischer Vogelarten in der neuen Europäischen Roten Liste gibt es auch einige gute Nachrichten:
Der verbesserte Status des Rotmilans (Milvus milvus) und des Azorengimpels (Pyrrhula murina) zeigt, dass gezielte Ansätze zur Artenerholung funktionieren können.
Gábor Wichmann, Geschäftsführer von BirdLife Österreich: „Unsere europäischen Vögel sind in Not, das zeigt die aktuelle Rote Liste 2021. Lebensraumverlust und eine Vielzahl anthropogener Ursachen führen zu diesem drastischen Verlust, das sollte der Menschheit zu denken geben. Doch es gibt Lösungsansätze, den Vögeln zu helfen zu überleben. Daran müssen wir mit aller Kraft arbeiten!“
[1]: Europäische Rote Liste der Vögel 2021
[2]: Kategorien und Kriterien der Roten Liste der IUCN