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Extremhitze in Europa: Jedes Jahr zählt

Selbst bei sofortigem Stopp aller Emissionen bleiben Hitzerekorde in Europa über Jahrhunderte bestehen, so eine neue Studie von CLICCS und dem Max-Planck-Institut.

Je später der Ausstoß endet, desto häufiger und intensiver werden extreme Hitzetage – besonders drastisch im Mittelmeerraum. Ein Aufschub um nur fünf Jahre hat messbare Langzeitfolgen. Auch bei „Netto-Null“ erwärmt sich das Klima weiter, etwa durch träge Ozeane. Die Studie blickt 1000 Jahre voraus und betont: Jede Verzögerung heute um auch nur wenige Jahre beeinflusst das Klima über Generationen.

Selbst wenn die Weltgemeinschaft morgen aufhören würde, Treibhausgase auszustoßen, würden aktuelle Hitzerekorde in Europa jahrhundertelang weiter auftreten – und können sich weiter verschärfen, wenn Klimaschutz aufgeschoben wird. Eine Verzögerung von nur wenigen Jahren kann die Intensität und Häufigkeit extremer Hitze deutlich erhöhen. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie des Exzellenzclusters CLICCS der Universität Hamburg und des Max-Planck-Instituts für Meteorologie in Zusammenarbeit mit australischen Forschern.

Der Zeitpunkt, an dem wir keine Treibhausgase mehr ausstoßen, ist entscheidend für die zukünftige Hitzeentwicklung. In Simulationen mit unterschiedlichen Szenarien – von einem Emissionsstopp im Jahr 2030 bis hin zu einem Stopp erst ab 2060 – zeigt sich: Je später das Ziel erreicht wird, desto heißer und häufiger werden Tage mit extremer Hitze künftig werden. „Eine Verzögerung um fünf Jahre führt bereits zu deutlich messbaren Unterschieden, die selbst nach tausend Jahren noch bestehen“, erklärt CLICCS-Doktorand Eduardo Alastrué de Asenjo, dessen Studie nun im Fachmagazin Environmental Research Letters erschien.

Besonders drastisch ist die Lage im Mittelmeerraum. Hier könnten heutige extreme Hitzewellen dreißigmal häufiger auftreten, falls das Netto-Null-Ziel erst 2060 erreicht wird. In Mittel-, Ost- und Nordeuropa steigen die Risiken um das Zwei- bis Fünffache. Extremtemperaturen wie die Rekordwerte von 2023 oder 2019 würden damit nicht länger Ausnahmen, sondern zur neuen Normalität.

Auch bei „Netto-Null“ verändert sich das Klima weiter

Ein Befund der Studie räumt mit einem häufigen Missverständnis in der Klimadebatte auf: Auch wenn ein „Netto-Null“-Zustand, wie ihn das Pariser Klimaabkommen bis 2025 vorsieht, sofort erreicht wäre, also keine Emissionen mehr ausgestoßen würden, bliebe das Klima nicht automatisch so wie heute. Denn zum Beispiel durch die langsame Erwärmung der Ozeane wirkt die Klimaveränderung nach. „Was wir heute als Hitzerekorde erleben, wird in einem stabilisierten Klima der Zukunft zur durchschnittlichen maximalen Jahrestemperatur werden“, sagt Alastrué de Asenjo vom Team für Klimamodellierung. Die Simulationen der Studie rechnen tausend Jahre in die Zukunft – und die Ergebnisse zeigen, dass die extremen Temperaturen konstant hoch bleiben.

Jede Verzögerung beim Klimaschutz hat langanhaltende Konsequenzen, selbst wenn die Emissionen vollständig gestoppt sind. Strategien zur Anpassung, etwa beim Hitzeschutz in Städten, in der Landwirtschaft oder für die Gesundheit, müssen deshalb für viele Generationen entwickelt werden.

1000 Jahre in die Zukunft geblickt

Alastrué de Asenjo und seine Kollegen nutzten besonders langfristige Klimasimulationen und untersuchten erstmals, wie sich die über ein Jahr höchste gemessene Temperatur eines Tages über Zeiträume von bis zu einem Jahrtausend entwickelt und wie sich ein späterer Emissionsstopp auswirkt.

Das Fazit: „Es zählt jedes Jahr, in dem wir Emissionen nicht deutlich senken“, sagt Eduardo Alastrué de Asenjo. „Was heute entschieden wird, bestimmt, wie heiß es in Europa über viele Generationen hinweg sein wird.“ Dabei wurde nicht nur das die weltweite Durchschnittstemperatur betrachtet, sondern explizit Mittel- und Westeuropa, Nordeuropa, Osteuropa und der Mittelmeerraum analysiert. Damit liefert die Studie eine wichtige Grundlage für regionale Klimaanpassung.

Source

Universität Hamburg 2025

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