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Folgen der Atomkatastrophe für die Biosphäre

Neben den Folgen für die menschliche Gesundheit interessieren Wissenschaftler vor allem die ökologischen Konsequenzen der Atomkatastrophe von Fukushima.

Der Mensch ist ebenso Teil der Biosphäre wie Tiere und Pflanzen und jeder Schaden an der Umwelt hat auch unmittelbare Folgen für den Menschen. Zudem sind in der Tier- und Pflanzenwelt Schäden durch Radioaktivität unter Umständen frühzeitiger und sensitiver bemerkbar, so dass sich Anhaltspunkte für mögliche Effekte auf die menschliche Gesundheit ergeben können. Da Pflanzen ortsständig sind, lassen sich an ihnen auch gut lokale Effekte nachvollziehen.

In vergangenen Newslettern haben wir bereits über die Folgen für Tiere berichtet (siehe Link am Ende dieses Artikels), nun untersuchten Wissenschaftler des japanischen Strahlenforschungs-Instituts kürzlich den Bestand japanischer Momi-Tannen in der Sperrzone rund um die Atomanlage Fukushima Dai-ichi. Das Forschungsteam um Watanabe et al. fand dabei einen signifikanten Zusammenhang zwischen Strahlendosen und morphologischen Abnormitäten im Geäst der Tannen.

Im Wald des Dorfes Okuma, etwa 3,5 km von den havarierten Reaktoren entfernt, wo die höchsten Strahlenfolgen gemessen wurden (3,9 Mikrosievert pro Stunde, oder etwa das 20-fache der normalen Hintergrundstrahlung in Japan),  fanden Sie bei über 97% aller Tannen abnormale Wachstumsmuster.

Auch zeitliche Verläufe waren an den untersuchten Tannen abzulesen, da die gravierendsten Mutationen in Haupttrieben zu finden waren, die im Frühjahr 2012, also ein Jahr nach Beginn der Atomkatastrophe zu wachsen begannen.
Auch im Wald des Dorfes Kawauchi an der äußersten Grenze der 20 Kilometer-Sperrzone wurden von Watanabe et al. noch 1,2-1,3 Mikrosievert pro Stunde gemessen, etwa das 6-fache der natürlichen Hintergrundstrahlung. Die Cäsiumkonzentrationen lagen hier bei 300.000-400.000 Bq/m2. „Normal“ wären (aufgrund der überirdischen Atomwaffentests in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts) Werte von unter 100 Bq/m2. Auch hier fielen Mutationen der Tannen auf, wenn auch in niedrigerer Ausprägung als in größerer Nähe zu den Katastrophenteaktoren.

In Fukushima bedecken Wälder knapp 70% der Präfektur und wurden bislang gänzlich von Dekontaminationsbemühungen ausgenommen. Da strahlende Partikel an Blättern, Rinden und auf dem Boden liegen und mit jedem Regenfall, Sturm, Blattwechsel oder Pollenflug weiter gestreut werden, ist es praktisch unmöglich, bewaldete Regionen zu dekontaminieren – auch in Süddeutschland stellen die Wälder bis heute Strahlungsreservoirs von radioaktivem Cäsium dar, welches durch den Super-GAU von Tschernobyl über ganz Europa verbreitet wurde. Durch die Auswaschung radioaktiver Partikel in Böden und Grundwasser, sowie Seen und Flüsse, kommt es zudem zu einer Streuung weit über die Waldregionen hinaus. Die Folgen der Strahlung auf die Flora und Fauna in der Region müssen für Jahrhunderte engmaschig überwacht werden. Cäsium-137 hat eine Halbwertszeit von 30 Jahren, so dass in den betroffenen Gebieten erst nach 300 Jahren (10 Halbwertszeiten) mit einer unbedenklichen Strahlendosis zu rechnen ist.

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Quelle

IPPNW Deutschland |
Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges/
Ärzte in sozialer Verantwortung e.V. 2016

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