‹ Zurück zur Übersicht
Fotolia.com | tuulijumala

© Fotolia.com | tuulijumala

Fukushima-Cäsium an der Küste Nordamerikas

Die Hauptlast der Folgen der Atomkatastrophe von Fukushima tragen die Japaner, u.a. mit zahlreichen zu erwartenden Krebserkrankungen.

Vier Jahre nach der Reaktorkatastrophe in Japan erreichte im April 2015 radioakti-ves Cäsium aus Fukushima die Pazifikküste Nordamerikas. Nach Angaben des Wissenschaftlers Ken Buesseler von der Woods Hole Oceanographic Institution handelte es sich um geringe Spuren der Cäsium-Isotope Cs-134 und Cs-137. Die gesammelten Proben stammen aus dem Meer in der Nähe der Stadt Ucluelet an der Westküste von Vancouver Island in der kanadischen Provinz British Columbia.1

Das nachgewiesene Isotop Cs-134 belegt, dass es sich um Radionuklide aus Fukushima handeln muss. Mit seiner Halbwertszeit von 2 Jahren kann es sich nicht um „altes“ Cs-134 aus den Atomwaffentests oder von Tschernobyl handeln, da dieses aufgrund des radioaktiven Zerfalls nicht mehr in dem Maße nachweisbar wäre.2

Die Cäsiumkonzentrationen im Pazifik sind, je nach Breiten- und Längengrad durch die zahlreichen atmosphärischen Atomwaffentests ohnehin bereits seit vie-len Jahrzehnten erhöht. Die Cs-137-Werte, die im Pazifik normalerweise gemes-sen werden, liegen je nach geographischer Lokalisation, Messtiefe und Witterung üblicherweise zwischen 0,5 und 3 Bq/m3. Natürlich kommen die gefährlichen radi-oaktive Cäsium-Isotope nicht vor. Erst der Mensch hat sie durch die Spaltung des Atoms in die Umwelt eingeführt.

Wissenschaftler verfolgen schon seit Jahren den Eintrag und Transport von radio-aktivem Cäsium im Pazifik und erwarten für Mitte 2015 das Maximum der Cäsium-Konzentration im Meerwasser vor der Küste Nordamerikas. Ein Wissenschaftler-Team (Behrens et al. 2012) rechnet mit einer Maximal-Konzentration von 2 Bq/m3, während andere Wissenschaftler (Rossi et al. 2013) bis zu 30 Bq/m3 erwarten.3
Nach Tschernobyl wurden laut Ken Buesseler von der Woods Hole Oceanographic Institution (Massachusetts) in der Ostsee Cs-137-Konzentrationen bis zu 40 Bq/m3 gemessen. Radioaktive Ableitungen der britischen Atomanlage Sellafield (früher Windscale) verursachten in der Irischen See bis zu 61 Bq/m3.4

Die Organisationen Foodwatch und IPPNW fordern für Säuglingsnahrung und für Milchprodukte einen Grenzwert von 8 Bq/kg.5 Würde man diesen Wert auf Trink-wasser übertragen, so ergäbe sich als grober Anhaltspunkt ein Orientierungswert von 8.000 Bq/m3.

Die an der nordamerikanischen Küste zu erwartenden Konzentrationen von Fukushima-Cäsium sind also um mehr als den Faktor 1000 kleiner, wie auch Wis-senschaftler der University of Victoria kürzlich noch einmal betonten.6,7 Für den Einzelnen dürfte somit durch die radioaktive Kontamination nur ein absolut minima-les Risiko bestehen, vergleichbar mit zahlreichen anderen potentiell krebsauslö-senden Bestandteilen unserer täglichen Nahrung.

Dennoch belegen die Messungen, dass praktisch der gesamte Nordpazifik mit Fukushima-Cäsium kontaminiert ist. Und natürlich sind die Cäsium-Konzentrationen im asiatischen Bereich sehr viel höher. Das havarierte Atomkraft-werk in Fukushima hat schließlich gigantische Mengen Radioaktivität in den Pazifik eingetragen, nach Angaben von UNSCEAR bis zu 9 Peta-Becquerel.8

Die Atomkatastrophe von Fukushima stellt somit die größte radioaktive Verseu-chung der Weltmeere durch ein einzelnes Ereignis in der Geschichte der Mensch-heit dar. Vor allem für die Küstenregion Ost-Japans und die dortige, einst blühende Fischerei bedeutet diese Verseuchung eine absolute Katastrophe.

………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………..

  1. Tagesschau: Vier Jahre nach Atomunfall. Fukushima-Spuren vor Kanada entdeckt. 08.04.2015. 09:48 Uhr.
  2. ORF.at (Science): Umwelt. Fukushima. Radioaktivität an Kanadas Küste. 09.04.2015. – Vgl. auch: Deutschlandfunk (Forschung aktuell): Fukushima. Strahlung auf dem Weg. Von Dagmar Röhrlich. 23.04.2014. 16.35 Uhr.
  3.  J.N. Smith, R.M. Brown, M. Robert, B. Williams and R. Nelson: Radionuclide Transport from Fukushi-ma to Eastern North Pacific. 2013 PICES Annual Meeting Nanaimo, BC October 15, 2013. p. 27.
  4. Deutschlandfunk (Forschung aktuell): Fukushima. Strahlung auf dem Weg. Von Dagmar Röhrlich. 23.04.2014. 16.35 Uhr.
  5. Foodwatch/IPPNW: Hintergrund. Grenzwerte für die Strahlenbelastung von Lebensmitteln. 2011.
  6. Die Welt (Online): Wissen Radioaktivität. Cäsium 134 von Fukushima erreicht Nordamerika. 08.04.2015.
  7. Smith et al. geben die maximal zulässige Cs-137-Konzentration in Trinkwasser mit 10.000 Bq/m3 an (J.N. Smith, R.M. Brown, M. Robert, B. Williams and R. Nelson: Radionuclide Transport from Fukushi-ma to Eastern North Pacific. 2013 PICES Annual Meeting Nanaimo, BC October 15, 2013. p. 26).
  8. UNSCEAR: Sources, effects and risks of io izing radiation – UNSCEAR 2013 Report. Volume I. Report to the General Assembly. Scientific Annex A: Levels and effects of radiation exposure ue to the nuclear accident after the 2011 great east-Japan earthquake and tsunami. UNSCEAR. April 2nd, 2014. p. 127, paragraph B26.
Quelle

Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges /
Ärzte in sozialer Verantwortung eV (IPPNW) 2015

Diese Meldung teilen

‹ Zurück zur Übersicht

Das könnte Sie auch interessieren