Gefährliche Reise ins Winterquartier
EuroNatur fordert verbesserten Schutz für Zugvögel auf dem Balkan.
Der Vogelzug hat wieder begonnen. Die ersten Fernreisenden der Vogelwelt haben sich schon Ende Juli auf den Weg in südlichere Gefilde gemacht. Den Anfang haben die Mauersegler gemacht, aber auch Bekassinen und Weißstörche sind schon unterwegs. Millionen von Zugvögeln ziehen auf der sogenannten Adria-Zugroute von Mittel-, Nord- und Osteuropa oder Sibirien über die Adria in Richtung Afrika. Doch viele Tiere kommen in ihren Winterquartieren nie an. „Für weit mehr als zwei Millionen von Zugvögeln wird die östliche Adria jedes Jahr zur Todesfalle. In den Feuchtgebieten an der Küste und im Hinterland sammeln sich Scharen von Vogeljägern und schießen auf alles, was ihnen vor die Flinte kommt. Damit drohen auch in Deutschland Arten wie die Knäkente zu verschwinden, denn die Abschüsse auf dem Zugweg über die Balkanhalbinsel bluten ihre Bestände aus“, warnt Gabriel Schwaderer, Geschäftsführer der europaweit tätigen Naturschutzstiftung EuroNatur.
Zwar hat sich in den vergangenen Jahren – zumindest auf dem Papier – einiges zum Positiven gewandelt. In den meisten Ländern entlang der Adria-Zugroute haben sich die gesetzlichen Rahmenbedingungen inzwischen verbessert und europäischen Standards angenähert. Doch mit der Umsetzung der gesetzlichen Verbesserungen sieht es nach wie vor düster aus. Nicht einmal in den Schutzgebieten sind die Vögel in Sicherheit. Zudem werden Arten ungeachtet ihres Schutzstatus und außerhalb der Jagdzeiten in Massen abgeschossen. Geahndet werden diese Verstöße nur in den seltensten Fällen.
„Wir fordern eine stärkere Überwachung sowie eine konsequentere juristische Verfolgung von Rechtsverletzungen. Nur so können wir die Zugvögel besser schützen“, sagt Gabriel Schwaderer. Anlass zur Hoffnung hinsichtlich einer Verbesserung der Situation gibt es in Albanien – bislang ein wahres Bermudadreieck für Zugvögel. Im Juni 2016 traf das albanische Parlament eine wegweisende Entscheidung: Der seit 2014 geltende, landesweite Jagdbann wurde um fünf Jahre verlängert. „Jetzt kommt es darauf an, dass die Regierung nicht nur einen sinnvollen Aktionsplan erstellt, sondern auch für dessen Umsetzung sorgt. Fünf Jahre Jagdbann verschaffen hier wertvolle Zeit“, sagt Gabriel Schwaderer.
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