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pixabay.com | AgencjaAIAC

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Glyphosat im Bier nachgewiesen

In den 14 beliebtesten deutschen Bieren steckt das unter Krebsverdacht stehende Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat. Das hat das Umweltinstitut München nachgewiesen. Deutschland und die EU-Kommission wollen dennoch die Glyphosat-Zulassung verlängern.

In allen der 14 getesteten Biere ließ sich das Totalherbizid nachweisen, das laut Weltgesundheitsorganisation WHO erbgutschädigend und „wahrscheinlich krebserregend“ ist. Ein Testlabor nahm im Auftrag des Umweltinstituts München die Untersuchungen vor und überprüfte zusätzlich die höchsten Werte mit einer weiteren Messmethode. Die gemessenen Werte lagen zwischen 0,46 und 29,74 Mikrogramm Glyphosat pro Liter (µg/l). Damit liegen auch die niedrigsten Werte deutlich über dem Pestizid-Grenzwert für Trinkwasser von 0,1 µg/l. Im Extremfall wurde dieser Wert also um das 300-fache überschritten. Allerdings gibt es für Bier anders als für Trinkwasser keinen Grenzwert.

Die Testflaschen wurden zwischen Dezember 2015 und Januar 2016 in verschiedenen Supermärkten erworben. Da es sich um Stichproben handelt, ist eine allgemeingültige Aussage nicht möglich, die Indizien sind dennoch eindeutig. Mit 29,74 µg/l wiesen die Forscher im Bier der Marke Hasseröder die größte Glyphosat-Belastung nach. Auch Jever mit 23,04 und Warsteiner mit 20,73 µg/l waren im Test stark belastet. Von den getesteten Marken schnitten Augustiner und Franziskaner mit 0,46 und 0,49 µg/l am besten ab. Experten vermuten, dass das Pflanzengift durch Getreide ins Bier gelangt. Denn im konventionellen Getreideanbau ist der großflächige Einsatz von Glyphosat üblich. Nur zur Beschleunigung des Reifeprozesses kurz vor der Ernte ist der Einsatz bei Getreide für Brauzwecke verboten. Kurz vor und nach der Aussaat ist die Anwendung allerdings erlaubt.

Bundesinstitut verwendet Daten und Studien von Herstellern

Solche Einschränkungen nützen allerdings kaum. Die vom US-Agrarkonzern Monsanto, bekannt für seine aggressive Gen-Pflanzen-Politik, in den 1970er Jahren entwickelte chemische Verbindung tötet laut Umweltinstitut alle Pflanzen ab, die mit dem Mittel in Kontakt kommen. Es ist das meist verwendete Pestizid weltweit, in Deutschland werden 40 Prozent der Ackerflächen damit besprüht. 5.400 Tonnen landen jährlich auf deutschen Böden und in Gärten. Das Umweltbundesamt veröffentlichte erst Ende Januar eine beunruhigende neue Studie. Demnach ließ sich bei 40  bis 60 Prozent der Testpersonen eindeutige Anreicherungen von Glyphosat im Urin nachweisen, 2001 waren es noch 10 Prozent.

Der Deutsche Brauer-Bund wies die Testergebnisse zurück und warf dem Umweltinstitut München mangelnde Glaubwürdigkeit vor. Die Bierbrauer teilten mit, Bier sei ein sicheres Lebensmittel und berufen sich auf Aussagen des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). Doch in der Diskussion um die Verlängerung der Glyphosat-Zulassung steht das BfR massiv in der Kritik. Umweltschützer und Experten werfen der Behörde vor, die Gefahren von Glyphosat zu verharmlosen und Studien Industrie-freundlich und wissenschaftlich zweifelhaft durchzuführen. Bei seiner Risikobewertung verlässt sich das BfR offenbar auf Daten und Testauswertungen von Herstellerfirmen.

EU-Kommission will Zulassung um 15 Jahre verlängern

Auch die europäische Lebensmittelbehörde EFSA, die eine Empfehlung für die Verlängerung der Glyphosat-Zulassung ausspricht, verlässt sich auf umstrittene Studien des BfR. Wie nun aus Kreisen der EU-Kommission verlautet, soll Anfang März über die Verlängerung entschieden werden. Die Kommission strebt eine Zulassung um weitere 15 Jahre an, auch Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt befürwortet die weitere Genehmigung.

„Die EU-Kommission hat offenbar nicht die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger im Blick, sondern die Interessen der Agrarindustrie wie die des Herstellers des Pestizids Monsanto“, kritisiert der agrarpolitische Sprecher der Grünen-Fraktion im Europaparlament Martin Häusling die Pläne. Die Kommission wolle Glyphosat weitgehend ohne Mengen- oder Anwendungsbeschränkung erlauben, berichtet er. Auch das Umweltinstitut München gibt sich kämpferisch: „Ein Stoff, der wahrscheinlich krebserregend ist, hat weder im Bier noch in unserem Körper etwas verloren“, so die Biologin Sophia Guttenberger.

Quelle

energiezukunft.eu | cw 2016

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