Greenpeace-Umfrage: 340 Millionen weniger Kleidungsstücke in deutschen Schränken als 2015
Zum Erdüberlastungstag veranstaltet Greenpeace Kleidertauschpartys in 40 Städten
Im Schnitt 6,5 Prozent weniger Kleidungsstücke als im Jahr 2015 besitzen derzeit Konsument:innen in Deutschland, das entspricht einem Rückgang von 340 Millionen Teilen. Die Befragten würden zudem häufiger nachhaltige Alternativen zum Neukauf nutzen, gäbe es entsprechende Angebote. Das ergibt eine repräsentative Umfrage (online https://act.gp/3S1XA2Z) des Meinungsforschungsinstituts Nuggets für Greenpeace Deutschland.
Die Umweltschutzorganisation untersucht das veränderte Konsumverhalten der Deutschen anlässlich des morgigen Erdüberlastungstages, an dem die Weltbevölkerung sämtliche Ressourcen aufgebraucht hat, die der Planet in einem Jahr nachhaltig produzieren kann. „Es ist eine gute Entwicklung, dass das deutsche Konsumverhalten dem Industrietrend entgegen läuft”, sagt Viola Wohlgemuth, Greenpeace-Expertin für Ressourcenschutz. “Das Produktionsvolumen von kaum reparierbarer Billigkleidung der Fast-Fashion-Industrie, von Unternehmen wie Zara, H&M oder Shein, steigt jährlich um fast drei Prozent, doch die Konsument:innen in Deutschland nutzen und fordern stattdessen mehr Alternativen zum Neukauf.”
Im Durchschnitt besitzt derzeit jede erwachsene Person zwischen 18 und 69 Jahren in Deutschland 87 Teile, 2015 waren es 95. Die stärksten Veränderungen im Konsumverhalten zeigen junge Frauen zwischen 18 und 29 Jahren, ihr Kleidungsbestand hat sich sogar um fast ein Fünftel reduziert. Mit dem Leihen aus dem privaten Umfeld ergänzen sogar schon über ein Drittel der Jüngeren (38 Prozent) auf nachhaltige Art ihre Garderobe. 35 Prozent der Befragten stimmten der Aussage zu, dass sie gezielt nachhaltig und fair produzierte Kleidung kaufen – damit ist das Kriterium erstmals wichtiger als der Preis (29 Prozent). Das zeigt sich in der weiterhin wachsenden Nachfrage nach Secondhandmode. Allerdings nutzen alle Befragten immer seltener Reparaturdienste, in erster Linie weil die Angebote fehlen. Für die Untersuchung gaben vom 21. bis 29. Juni 2022 insgesamt 1002 Personen zwischen 18 und 69 Jahren in Deutschland Auskunft. Die repräsentativen Umfragen aus den Jahren 2015 und 2019 führte ebenfalls Nuggets durch.
Größte Kleidertauschparty Deutschlands zum Erdüberlastungstag
Zum Erdüberlastungstag veranstaltet Greenpeace am kommenden Wochenende in mehr als 40 deutschen Städten Kleidertauschpartys, darunter Hamburg, Berlin und Köln. Mit dem Aktionstag setzen sie mit vielen freiwilligen Unterstützer:innen ein Zeichen gegen die Ressourcenverschwendung der Modeindustrie. Alljährlich errechnet das Global Footprint Network das Datum für den Erdüberlastungstag. Dieses Jahr ist es der 28. Juli – so früh wie nie zuvor. “Für einen nachhaltigen Konsum von Kleidung sollten im deutschen Kleiderschrank ab 2035 nur noch 40 Prozent neu produzierte und 60 Prozent wiederverwertete Mode hängen”, sagt Wohlgemuth. “Dafür müssen Textilhändler konsequent zu Textildienstleistern werden. Wir brauchen die passenden Gesetze, damit Leihen, Teilen, Reparieren und Secondhand das neue Normal werden.”