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Depositphotos | fotokostic | Die neue EU-Kommission muss die schon bestehenden rechtlichen Möglichkeiten nutzen und gefährliche Stoffe sofort aus dem Verkehr ziehen und das nicht jahrelang verschleppen. Zudem dürfen von der Industrie finanzierte Studien nicht mehr für die Zulassung verwendet werden, wie es bei Chlorpyrifos, Glyphosat und vielen anderen der Fall war.

© Depositphotos | fotokostic | Die neue EU-Kommission muss die schon bestehenden rechtlichen Möglichkeiten nutzen und gefährliche Stoffe sofort aus dem Verkehr ziehen und das nicht jahrelang verschleppen. Zudem dürfen von der Industrie finanzierte Studien nicht mehr für die Zulassung verwendet werden, wie es bei Chlorpyrifos, Glyphosat und vielen anderen der Fall war.

Großer Erfolg für die Gesundheit

Gehirn-schädigendes Pestizid Chlorpyrifos ab 2020 in der EU verboten.

Soeben hat der zuständige Ausschuss der EU eine erneute Verlängerung der Zulassung der Pestizide Chlorpyrifos und Chlorpyrifos-Methyl über den 31.1.2020 hinaus abgelehnt. Damit dürfen die Pestizide ab dem 1.2.2020 nicht mehr in der EU eingesetzt werden. Das ist eine gute Neuigkeit für die Umwelt und besonders für den Gesundheitsschutz. Denn Chlorpyrifos schädigt schon in geringen Dosen die Gehirnentwicklung von Kindern und wird mit erhöhtem Risiko für Krankheiten wie Autismus, Gedächtnisstörungen und niedrigem IQ in Verbindung gebracht. Zudem wirkt es mit hoher Wahrscheinlichkeit als endokriner Disruptor schädlich auf das Hormonsystem und wird mit weiteren Erkrankungen inkl. Krebs, Unfruchtbarkeit und Stoffwechselstörungen assoziiert.

Trotz dieser langen Liste von Wirkungen, die zum Teil schon Jahre bekannt sind, war Chlorpyrifos 15 Jahre lang in der EU zugelassen und ist eines der am häufigst verwendeten Pestizide, insbesondere im Anbau von Zitrusfrüchten. Rückstände finden sich in vielen Lebensmitteln und im Grundwasser. Obwohl die Anwendung in Deutschland schon jetzt verboten war, finden sich auch hierzulande nachweisbare Mengen des Pestizids, wie wir u.a. in dem Pestizid-Haartest nachweisen konnten. Herkunft dieser Belastung sind importierte Lebensmittel aus anderen EU- und Nicht-EU-Ländern.

Jetzt liegt es an der EU-Kommission, das Verbot konsequent durchzusetzen und nicht wie z.B. beim Verbot von Neonikotinoiden weitgehende Ausnahmeregelungen mancher Mitgliedsländer zu akzeptieren. Auch belastete Lebensmittel aus Nicht-EU-Ländern dürfen nicht länger importiert werden dürfen. Chlorpyrifos muss raus aus unseren Lebensmitteln! Dafür setzen wir Grüne uns auf europäischer und deutscher Ebene schon lange ein.

Brisant am Fall Chlorpyrifos ist auch: Schon 2013 lief die Zulassung aus, doch die Kommission und die Mitgliedsländer gewährten immer wieder weitere Verlängerungen, obwohl die wissenschaftlichen Studien zur Gefährlichkeit von Chlorpyrifos erdrückend waren. Denn neurotoxische und hormonverändernde Stoffe dürfen gemäß EU-Recht überhaupt nicht als Pestizide zugelassen werden. Hier haben die Kommission und die Mitgliedsländer auf Druck der Hersteller wie des US-Konzerns Corteva und Pestizidanwender die Gesundheit der europäischen Bürger*innen aufs Spiel gesetzt.

Das zeigt: Es braucht ein Umdenken in der Pestizid-Zulassung, nicht nur bei neuen, sondern auch schon zugelassenen Stoffen. Die neue EU-Kommission muss die schon bestehenden rechtlichen Möglichkeiten nutzen und gefährliche Stoffe sofort aus dem Verkehr ziehen und das nicht jahrelang verschleppen. Zudem dürfen von der Industrie finanzierte Studien nicht mehr für die Zulassung verwendet werden, wie es bei Chlorpyrifos, Glyphosat und vielen anderen der Fall war. Auf Initiative von uns Grünen wurde hierzu auch eine grundlegende Reform des EU-Zulassungsverfahrens beschlossen. Wir appellieren an die neue EU-Kommission endlich das Vorsorgeprinzip in den Mittelpunkt zu stellen.

Die über 200.000 Unterschriften für ein Verbot von Chlorpyrifos zeigen, dass ein großer Teil der Bevölkerung dahinter steht.

Quelle

Sven
Giegold, MdEP 2019

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