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pixabay.com | ColiN00B | Kalligrafie und andere Formen des Schönschreibens sind aus der Mode gekommen. Ob sich das ändert, wenn feines weißes Papier als weniger klimaschädlich gilt?

© pixabay.com | ColiN00B | Kalligrafie und andere Formen des Schönschreibens sind aus der Mode gekommen. Ob sich das ändert, wenn feines weißes Papier als weniger klimaschädlich gilt?

Kalkiger Klimaschutz auf Zeit

Das Zauberwort CO2-Recycling macht sich in immer mehr klimakritischen Branchen breit. So kann man das Treibhausgas Kohlendioxid mithilfe von künstlichem Kalziumkarbonat in Stoffe wie Papier oder Plastik einbauen – auf Zeit und in vergleichsweise homöopathischen Dosen. Von Jörg Staude

Feines weißes Papier eignet sich als Stoff, auf dem wichtige Briefe oder kunstvolle Kalligrafien geschrieben werden – aber als industrieller CO2-Speicher? Ja, auch das. Das hat zuletzt sogar den Europäischen Gerichtshof (EuGH) beschäftigt.

Vor das Gericht war die Firma Schaefer Kalk aus Hahnstätten in Rheinland-Pfalz gezogen. Das Unternehmen entlässt einen Teil des beim Kalkbrennen entstehenden CO2 nicht einfach in die Luft, sondern verwendet es zum Herstellen von künstlichem Kalziumkarbonat, englisch precipitated calcium carbonate oder kurz PCC.

Bei der Produktion von PCC wird der ursprüngliche Brennprozess praktisch umgekehrt: Normalerweise wird dem natürlichen Kalkstein (Kalziumkarbonat – CaCO3) unter hohem Energieaufwand das Kohlendioxid entzogen und es entsteht Branntkalk (Kalziumoxid – CaO).

Für das künstliche Kalziumkarbonat wird der Branntkalk zunächst mit Wasser zu einer Kalkmilch gemischt und dann gibt man wieder CO2 hinzu. Das entstehende Kalziumkarbonat ist chemisch gesehen dasselbe wie das natürliche, aufgrund der kontrollierten Herstellung hat es aber eine hohe chemische Reinheit sowie genau definierte Kristallstrukturen und Korngrößen.

Deswegen ist das künstliche Kalziumkarbonat gut geeignet als Pigment und Füllstoff in Papieren und Farben, in Kunststoffen, Kosmetika oder auch in Dicht- und Klebstoffen. Papier erhält durch das PCC höchste Weiße und Dichte, es lässt sich besser bedrucken oder in ein Spezialpapier umwandeln.

Kalkbrennen so „schmutzig“ wie Braunkohlestrom

Klimapolitisch gesehen ist die Erzeugung von Kalk ein ziemliches Ärgernis. Beim Brennen wird jede Menge Treibhausgas frei, pro Tonne Branntkalk sind es nach Angaben der Branche rund 785 Kilo CO2. „Dieses Verhältnis ist naturgesetzlich vorgegeben und kann nicht verändert werden. Das sind die rohstoffbedingten Prozessemissionen“, rechtfertigt Werner Fuchs, Geschäftsführer des Kalkindustrie-Verbandes, die Werte. Tatsächlich ist das Kalkbrennen vergleichsweise so „schmutzig“ wie die Verstromung von Braunkohle.

Hier können Sie den Bericht weiterlesen

Quelle

Der Bericht wurde von der Redaktion „KLIMARETTER.INFO“ (Jörg Staude) 2017 verfasst – das Nachrichten- und Debattenmagazin zu Klima und Energiewende – der Artikel darf nicht ohne Genehmigung von „Klimaretter.info“ (post@klimaretter.info) weiterverbreitet werden! 

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