Kenianische Studentin entwickelt Geschäftsidee gegen Dürre
Die Kenianerin Linda Ochwada will in ihrem Projekt Frauenrechte mit Klimaschutz verknüpfen. Die Idee hat sie in der Sommerschule von Climate-KIC entwickelt.
„Das Journey-Programm von Climate-KIC hat mich richtig aus meiner Komfortzone geholt – aber im positiven Sinne“, lacht Linda Ochwada. Die 28-Jährige mit dem pink gefärbtem kurzen Haar trägt große Kreolen und einen roten Kapuzenpulli. Das man ausgerechnet Linda Ochwada noch aus ihrer Komfortzone holen kann, scheint eigentlich unmöglich: Linda kam vor drei Jahren aus Burburi, einem Dorf im Westen Kenias, in die deutsche Hauptstadt. An der Technischen Universität Berlin begann sie einen Master in Geoinformation und Technologie, in dem sie sich detailliert mit den Auswirkungen des Klimawandels beschäftigte.
„Was der Klimawandel in Afrika anrichtet, habe ich mit eigenen Augen gesehen. In meinem Dorf bleibt immer beispielsweise immer öfter der Regen aus, was katastrophale Folgen für die Landwirtschaft hat“, erklärt Linda Ochwada. Ihre Mutter, eine Farmerin, fuhr früher 10 Säcke Mais in der Erntezeit ein. Heute reicht es oft nur für einen.
Frauenrechte und Klimaschutz miteinander verknüpfen
Seit jeher macht sich Linda für mehr Frauenrechte in ihrer Heimatregion stark. Bevor sie nach Berlin kam, gründete sie die Kenderaalala Women Group (KAWF). Das Hauptziel der Initiative ist es, die finanzielle Unabhängigkeit von Frauen zu erhöhen. Die Frauen bekommen Arbeit auf der Farm von Lindas Eltern und können auch eigene Projekte anschieben, zum Beispiel Hühnerhaltung und Gemüseanbau. Als Gruppe erhalten die Frauen zudem Mikrofinanzierung.
Das Studium in Deutschland brachte Linda auf die Idee, die Themen Frauenrechte und Klimaschutz miteinander zu verknüpfen.
„Mir fiel es wie Schuppen von den Augen, dass wir in unserem Projekt vermehrt auf Solarenergie umsteigen, nachhaltige Bewässerung betreiben oder auch nachhaltig anbauen könnten“, erklärt Linda. Schließlich verfügt die Region über Sonne satt und auch über genügend Bodenwasser. Gleichzeitig wächst der Handlungsdruck, da sich längere Dürreperioden immer stärker auf die Landwirtschaft auswirken. Die auf der Farm gehaltenen Hühner beispielsweise finden immer seltener ausreichend Nahrung in ihrer Umgebung.
Climate-KIC Sommerschule bringt Geschäftsidee voran
Mit ihrer Idee im Kopf, ihr Frauenprojekt auch ökologisch nachhaltiger zu machen, nahm sie an der 5-wöchigen Sommerschule „The Journey“ von Climate-KIC teil. In dieser entwickeln Studenten und Doktoranden mit Coaches ihre grüne Ideen weiter.
Das, was Linda als „Rausholen aus der Komfortzone“ empfand, beschreibt sie so:
„Ich bin eigentlich ein schüchterner Typ. Während der Sommerschule von Climate-KIC war ich auf einmal gezwungen, für meine Idee kämpfen, Argumente hervorbringen, und mich mit rund 40 kreativen Köpfen und ihren grünen Ideen auseinandersetzen.“ Eine anfangs herausfordernde Situation für Linda. Doch sie lernte, ihre Schüchternheit zu überwinden.
Lernen von nachhaltigen Unternehmern
Linda inspirierten vor allem die in der Sommerschule integrierten Treffen mit etablierten Unternehmern aus der Cleantech-Szene. Von ihnen lernte sie, dass Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit sich absolut ergänzen können. Ein Unternehmen nutzt beispielsweise unterirdische Rohre, um kühle Luft in Häuser zu bringen. Solche könnte man auch für die elterliche Farm konzipieren, dachte Linda. Auch beeindruckte sie ein Forschungsprojekt an der TU Darmstadt, nämlich ein Haus komplett aus Solarzellen gebaut.
Rund zwei Jahre sind nun seit der „Journey“ vergangen. Linda ist noch in engem Austausch mit jenen jungen Gründern, die sie in den sechs Wochen kennengelernt hat. „Ich kann auch bei Climate-KIC anrufen und um Rat fragen, wenn es darum geht, einen passenden Partner für mein Projekt zu finden“, so Linda.
Biogemüse für alle im Dorf durch nachhaltigen Anbau und Solarenergie
Sechs Leute aus ganz Europa wie auch aus ihrer Region hat Linda mittlerweile für ihr Projekt gewinnen können. Sie erforschen das Potential zur Nutzung von Solarenergie, sammeln örtliche Wetter- und Klimadaten oder erproben den nachhaltigen Anbau unterschiedlicher Fruchtsorten auf der Farm. Die ersten Bohrungen zur Nutzung des Grundwassers sind bereits getätigt.
Linda hat sich im Dorf mit ihrem Projekt mittlerweile einen Namen gemacht. Keine Selbstverständigkeit, denn nach wie vor haben es Frauen dort deutlich schwerer, ernst genommen zu werden. „Die größte Ehre ist stets, wenn mein Vater mich um Rat fragt“, freut Linda sich.
Die ersten Solarpanele sollen bald auf der Farm errichtet werden und dann gilt es, Kontakt zu den örtlichen Märkten herstellen, um dort das nachhaltige Gemüse zu verkaufen. „Natürlich wollen wir das Gemüse zu einem Preis verkaufen, dass sich das alle leisten können. Hier die richtige Balance zu finden, wird herausfordernd“, resümiert Linda. Sie selbst möchte in Deutschland wohnen bleiben und hofft daher, dass das Projekt irgendwann eigenständig vor Ort weiterläuft. Ihre Heimat wird sie aber regelmäßig besuchen.
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