Klimagipfel in Glasgow: Neuer Anlauf zur Waldrettung
Über 100 Staaten verpflichten sich, bis 2030 die Entwaldung zu stoppen. Dafür wollen reiche Länder und Investoren fast 20 Milliarden Dollar geben. Das Ziel ist allerdings schon sieben Jahre alt und das Zwischenziel wurde gerade verfehlt.
Fortschritt beim Waldschutz: Über 100 Länder wollen die Entwaldung bis 2030 stoppen. Am Dienstag wurde bei der Klimakonferenz im schottischen Glasgow eine entsprechende Erklärung von 105 Staaten vorgestellt.
Die Länder, die sich an den Vorhaben beteiligen, repräsentieren 85 Prozent der weltweiten Waldfläche. Darunter sind Staaten mit großen Waldflächen wie Russland, Brasilien, Kanada, die USA, China, Kongo und Indonesien. Auch Deutschland und die EU haben die Erklärung unterzeichnet.
Der britische Premier Boris Johnson, Gastgeber der Konferenz, nannte die Erklärung ein „bahnbrechendes Abkommen zum Schutz und zur Wiederherstellung der Wälder der Erde“. Die Wälder seien eine Lebensgrundlage und nähmen das Kohlendioxid auf, das die Menschheit in die Atmosphäre pumpe, sagte Johnson.
Zwölf Länder, darunter Deutschland, Frankreich, Kanada und die USA, verpflichten sich, zwischen 2021 und 2025 die Entwicklungsländer mit zwölf Milliarden US-Dollar bei der Wiederherstellung von Wäldern und der Bekämpfung von Waldbränden zu unterstützen.
Weitere 7,2 Milliarden Dollar sollen von privaten Investoren kommen. Für den Schutz des Kongobeckens, in dem sich der zweitgrößte Regenwald der Welt befindet, soll ein neuer Fonds in Höhe von 1,5 Milliarden Dollar eingerichtet werden.
Der Finanzsektor beteiligt sich ebenfalls. Mehr als 30 große Finanzinstitute, darunter Aviva, Axa und Schroders, wollen nicht mehr in Unternehmensaktivitäten investieren, die mit der Rodung von Wäldern einhergehen.
Fachleute begrüßen den Vorstoß. „Es ist eine gute Nachricht, dass sich so viele Länder politisch verpflichtet haben, die Entwaldung zu beenden, und dass erhebliche Mittel zur Verfügung stehen, um auf diesem Weg voranzukommen“, sagte der Ökologe Simon Lewis vom University College London.
2020 war das drittschlimmste Jahr
Die eigentliche Herausforderung bestehe aber darin, die politisch beschlossenen Maßnahmen und Aktivitäten auch durchzusetzen, betonte Lewis. Für den Erfolg müsse die praktische Umsetzung der einzelnen Initiativen sorgfältig überwacht werden.
Der Handlungsdruck beim Waldverlust ist enorm. Während im vergangenen Jahr viele Menschen wegen der Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie zu Hause blieben und der Eindruck entstehen konnte, die Welt stehe still, liefen die Kettensägen in den Wäldern auf Hochtouren.
2020 gingen weltweit etwa 12,2 Millionen Hektar Waldfläche in den Tropen verloren, zeigen Daten der University of Maryland. 4,2 Millionen Hektar tropischer Primärwälder wurden gerodet, eine Fläche so groß wie die Schweiz. Dabei sind solche Urwälder besonders wertvoll für die biologische Vielfalt und die Kohlenstoffspeicherung.
Durch diesen Verlust an Primärwäldern wurden 2,64 Milliarden Tonnen CO2 freigesetzt. 2020 war damit das drittschlimmste Jahr der Waldzerstörung seit Beginn der systematischen Überwachung vor knapp zwei Jahrzehnten.
Schon einmal, nämlich 2014, hatten sich Regierungen mit der New Yorker Wald-Erklärung das Ziel gesetzt, den Waldverlust bis 2020 zu stoppen und bis 2030 zu beenden. Doch das 2020er-Zwischenziel wurde nicht erreicht.
Umso notwendiger sind nun Erfolge beim weltweiten Waldschutz – um die Wälder als riesige Kohlenstoffsenke zu erhalten und ebenso, um das rasant fortschreitende Artensterben zu begrenzen.
Quelle
Der Bericht wurde von der Redaktion „klimareporter.de“ (Sandra Kirchner) 2021 verfasst – der Artikel darf nicht ohne Genehmigung (post@klimareporter.de) weiterverbreitet werden!