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Klimakrise – gibt es nicht

Wenn problematische Entwicklungen einen Höhepunkt erreicht haben, wird meist von einer Krise gesprochen. Ein Kommentar von Matthias Hüttmann

sonnenenergie.de / Matthias Hüttmann

Solche Krisen können kurz sein oder auch länger anhalten, sind aber kein stetiger Zustand, dauern nur einen gewissen Zeitraum an. Je nach Hintergrund, politisch, sozial oder auch natürlich, kommen Krisenmanager zum Einsatz, die meist auf pragmatisch-hemdsärmelige Weise an einer Lösung arbeiten. So werden Krisen gemeistert. Ob es zu einem Wendepunkt kommt, kann jedoch erst mit Sicherheit diagnostiziert werden, nachdem die Krise abgewendet wurde.

Es muss gehandelt werden
Um Krisen zu überwinden muss schnell reagiert werden, da diese sich sonst hochschaukeln. Folglich kommt es oft zu Aktionismus und voreiligen Maßnahmen, aber selten zu einem sorgsamen Systemumbau. Dafür ist in einer Krise auch keine Zeit. Um ein Feuer zu löschen, nutzt es auch wenig, Brandschutzmaßnahmen einzuführen und Aufklärung zu betreiben. Das sind Dinge, die anschließend umgesetzt werden müssen, wenn nach systematischer Analyse, die Ursachen erkannt wurden. Oft verzettelt sich diese Reflexion jedoch in einer Schulddebatte, grundlegende Systemdiagnosen werden meist nicht vorgenommen. Ist die Krise erst mal vorbei, gilt es möglichst schnell wieder zum Normalzustand zurückzukehren.

Nimmt die Entwicklung einen dauerhaft negativen Verlauf, ist von einer Katastrophe oder auch vom Niedergang die Rede. Das Wort Katastrophe bedeutet in seinem Ursprung zwar eigentlich Wendung, einem Punkt, an dem sich etwas zum Glück oder Unglück entscheidet. In unserem Sprachgebrauch ist es aber vielmehr eine Umschreibung größeren Gefährdungs- und Gefahrenlagen oder eines Schadensereignisses. In der Katastrophe ist also bereits etwas passiert, die Krise ist zementiert. Auslöser von Katastrophen können Menschen aber auch Naturgewalten sein. Im Zusammenhang mit dem menschengemachten beschleunigten Klimawandel ist es der Mensch, der die Naturgewalten verstärkt.

Klimakrise verharmlost
Wie hier schon mehrfach geschrieben, hat Sprache einen verblüffenden Einfluss auf unser Denken. Wörter können subtil manipulieren und beeinflussen, wie wir die Welt sehen. Sprechen wir über die Klimakrise suggeriert das auch, dass es sich um eine Art temporären Phase handelt, in der wir uns befinden. Diese wird auch wieder vorüber gehen und der Normalzustand, was auch immer das sein mag, könnte danach wieder zurückkehren. Dass das teilweise immer noch gedacht wird, macht ein Beispiel deutlich. So sprach sich ZDF-Intendant Thomas Bellut gegen eine tägliche Klimasendung aus. Seine Begründung: »Ich würde es nicht machen. Klima ist wichtig, aber danach kommt das nächste Thema. Themen ändern sich ständig.« Das erschreckende daran ist die Vorstellung, dass es sich beim Klima um ein „Thema“ handelt, welches bald wieder verschwindet. Wie bei Krisen, eben. Da gibt es Sondersendungen bis der Spuk vorbei ist. Wenn Axel Bojanowski in der „Welt“ dann auch noch fabuliert, dass gerade Jugendliche psychologische Probleme wegen Klimawandelängsten haben und Nachrichten dies auch noch befeuern, dann wird es vollends absurd. Denn unterlassene Klimaschutzpolitik ist genau das Gegenteil von einer Sorge um die Zukunft der Jugend. Das gleiche gilt für das gerne vorgeschobene Argument, dass Klimaschutz zwingend sozial unausgewogen sein wird. Interessanterweise kommt diese scheinheilige These oft von diejenigen, die am meisten von einer sozialen Schieflage profitiert haben.

Point of no return
Die Klimakrise wäre so lange eine Krise, so lange sie überwindbar ist. Das ist aber nicht mehr möglich, auch da durch ständiges Hinauszögern von Maßnahmen, diese immer einschneidender werden müssen. Das ist frei nach Gerhard Polt „fast wia im richtigen Leben“. Wird beispielsweise in einer Beziehung versäumt Dinge auszusprechen, die unangenehm sind, wird die Problemlösung immer schwieriger, da die Hemmschwelle als auch ursächliche Krise anwächst. Das kann dann zu einer Situation führen, aus der es kein Zurück mehr gibt. In der Entwicklung des Klimas ist das bekanntlich auch so. Fakt ist, dass sich das Klima bereits im Katastrophenzustand befindet, das ist nur schwer zu übersehen. Was noch möglich ist: Eine vergleichsweise milde Steigerung des aktuellen Katastrophenzustand zu erreichen. Dazu müssen aber die immer wackliger stehenden Dominosteine der Klimakippunkte vermieden werden. Denn sind sie erst einmal ins Wanken geraten, können sie nicht mehr aufgestellt werden. Es kommt zu einem neuen klimatischen Zustand, der nicht mehr rückgängig gemacht werden kann. Die große Katastrophe, oder vielleicht auch anschaulicher die Apokalypse, ist erreicht.

© sonnenenergie.de | 01/2022

Ob der Mensch in einer solchen „Heißzeit“ überleben kann, ist fraglich. Dort ist wohl mit dem Verlust seiner Lebensgrundlage zu rechnen. Denn nicht nur, dass die Temperaturen übermäßig gestiegen sein werden, auch unsere Nahrungequellen sind womöglich versiegt. Und haben sich Boden oder Meer erst einmal von der Kohlenstoffsenke zur Quelle gewandelt, schwingt sich ein anderer stabiler Zustand, jenseits unseres Holozäns ein. Es nutzt dann nichts mehr, Dinge bleiben zu lassen, die dazu geführt haben, dass dieser Zustand erreicht wurde. Heute gilt noch das Prinzip, dass ein „Actio“ von Klimaschutzmaßnahmen in einem gewissen direkten Zusammenhang (Reactio) stehen. Wurde aber erste einmal dieser andere Ebene erreicht, kann diese nicht mal so eben verlassen werden.

Erst die Erkenntnis, dass es sich um keine Krise, sprich um eine Art Peak handelt, sondern um eine Folge vieler Fehlentwicklungen über einen langen Zeitraum, können Lösungen erarbeitet werden. Diese liegen jedoch nicht darin, zu versuchen mit Technologie Entwicklungen zu korrigieren, die mit Technologien verursacht wurden. Wer die Klimakatastrophe nicht als solche benennt, kann ihr nicht begegnen. Und Klimaschutz mit Augenmaß – das ist eher Klimaschutz mit Augenklappe.

Quelle

Der Bericht wurde von der Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie e.V. (Mattias Hüttmann) 2022 verfasst – der Artikel darf nicht ohne Genehmigung von Matthias Hüttmann weiterverbreitet werden! | SONNENENERGIE 04/2021 | Das Inhaltsverzeichnis zum Download!

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