‹ Zurück zur Übersicht
Depositphotos | vlad_k

© Depositphotos | vlad_k

Klimawandel treibt Geburtenrate nach oben

Historische Beobachtungs- und Wetterdaten aus USA und ländlichen Regionen Afrikas analysiert.

Der fortschreitende Klimawandel könnte die Geburtenrate in armen, ländlichen Regionen Afrikas steigern. Denn Kinder dienen in armen, ländlichen Regionen nicht nur der Altersvorsorge, sondern auch der Absicherung gegen befürchtete Risiken wie Ernteausfälle. Zu diesem Schluss kommen Forscher der Universität Passau in einer Studie zum demographischen Übergang in den USA im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert.

Mehr Kinder als Absicherung
„Bäuerliche Familien in Gegenden mit starken Wetterschwankungen haben mehr Kinder als in Regionen mit weniger starken Wetterschwankungen“, sagt Forschungsleiter Michael Grimm. Kinder übernähmen Tätigkeiten im Haushalt und erlaubten dadurch älteren Familienmitgliedern, mehr Arbeit auf dem Feld oder mit nicht-landwirtschaftlichen Tätigkeiten zu erledigen. Mit zunehmendem Alter können die Kinder in schlechten Zeiten auch selbst direkt bei der Einkommenserzielung mitwirken, so Grimm.

In die Studie flossen 945.038 Beobachtungen aus historischen Zensus-Daten zu Frauen zwischen 15 und 39 Jahren ein sowie historische Wetteraufzeichnungen und Daten zur Landwirtschaft und zum Bankenwesen. Der Effekt, wonach starke Wetterschwankungen mit einer hohen Geburtenrate einhergehen, hält auch dann stand, wenn potenzielle andere strukturelle Unterschiede zwischen Gegenden mit hohen und niedrigen Wetterschwankungen berücksichtigt werden, heißt es in der wissenschaftlichen Untersuchung weiter.

Gezielter Einsatz vonTechnologie
Die Notwendigkeit der Absicherung durch Kinder – und damit mehr Geburten – schwindet nach mit dem Einzug von Bewässerungsanlagen, modernen landwirtschaftlichen Methoden und dem Bankenwesen. In Zusammenhang mit Bewässerungsanlagen ließ sich der größte Effekt feststellen: Bereits bei einem Anteil von 25 Prozent bewässerter Fläche gemessen an der gesamten landwirtschaftlichen Fläche, führte eine erhöhte Regenfallvariabilität zu keiner erhöhten Geburtenrate mehr; diese glich dann der Geburtenrate in Gegenden mit geringer Regenfallvariabilität. Bewässerungsanlagen bedeuteten, dass die Höfe nicht mehr fürchten mussten, dem Risiko von Schäden, etwa durch Dürren, hilflos ausgesetzt zu sein. Ein signifikanter Effekt konnte auch beim Einsatz von Maschinen festgestellt werden.

Quelle

Der Bericht wurde von
der Redaktion „pressetext.com“ (Florian Fügemann) 2020 verfasst –
der Artikel darf nicht ohne Genehmigung weiterverbreitet werden! 

Diese Meldung teilen

‹ Zurück zur Übersicht

Das könnte Sie auch interessieren