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pixabay.com | Silvia11

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Mit Holz wird die Wärmewende verheizt

Ein Bündnis mehrerer großer Umweltorganisationen warnt die Ampelparteien davor, Holz und Holzpellets innerhalb des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) als nachhaltig einzustufen und zu fördern.

Zuletzt hatte es aus Regierungskreisen Signale dafür gegeben, unter dem Stichwort “Technologieoffenheit” das GEG weiter in Richtung Holz zu öffnen. Deutsche Umwelthilfe, Greenpeace, NABU, ROBIN WOOD und WWF zeigen sich alarmiert darüber, eine Verbrennungstechnologie – auf Basis von Kohle und Gas – durch eine andere ersetzen zu wollen, die ebenfalls klimaschädlich ist. Die wissenschaftliche Datenlage zeigt eindeutig, das Holz nicht in Öfen landen darf, damit die Klimaziele erreicht und die Artenvielfalt geschützt werden.

pixelio.de | angieconscious
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Schon heute sind die Wälder in Deutschland und global übernutzt mit entsprechend verheerenden Konsequenzen für die Biodiversität. Wälder drohen immer mehr zur CO2-Quelle zu werden. Die Nutzung von Holz steigt in allen Bereichen stetig an, was die Entwaldung und Degradierung weiter beschleunigt. Würde der globale Energiebedarf nur mit Holz gedeckt, wären die Wälder der Welt nach einem Jahr nahezu ausgelöscht. Deutschland importiert schon jetzt enorme Mengen an Holz. Die EU-Holzernte, die in die Verbrennung geht, ist von 40 Prozent in 2005 bereits auf 55 Prozent 2017 gestiegen.

Bei der Verbrennung von Holz wird das vom Baum zuvor gebundene CO2 freigesetzt. Da die in Holz gespeicherte Energie geringer ist als in Kohle und Erdgas, wird bei der Holzverbrennung bis zu doppelt so viel CO2 freigesetzt, um die gleiche Wärmemenge zu erhalten. Das freigesetzte CO2 kann erst sehr langsam über die nächsten Jahrzehnte in Bäumen wieder gebunden werden – Zeit, die wir im Klimaschutz nicht haben, insbesondere mit Blick auf Kipppunkte. Mit Holz zu heizen, ist daher kein Beitrag zum Klimaschutz.

Daneben setzt das Verbrennen von Holz gesundheitsschädliche Stoffe frei – vor allem Feinstaub, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) und Stickoxide (NOx). Laut Umweltbundesamt sind Kaminöfen und andere Holzfeuerungsanlagen für rund ein Fünftel der gesamten Feinstaub-Emissionen in Deutschland verantwortlich. Über die Atemluft gerät Feinstaub in die Lunge. Besonders kleine Partikel können über die Lungenbläschen in die Blutbahn gelangen. Sie verteilen sich dann im Körper und schädigen langfristig Organe.

Holz ist ein wertvoller Rohstoff, der nur sehr begrenzt zur Verfügung steht. Er darf daher nur in Ausnahmefällen für Heizzwecke herangezogen werden, wenn keine Alternativen zur Verfügung stehen. Wenn die Nachfrage nach Pellets weiter steigt, reichen die heimischen Sägereste absehbar nicht aus und es muss verstärkt auf Importe zurückgegriffen werden. In vielen Pelletexportländern wie Estland oder Rumänien mehren sich bereits jetzt Berichte über Einschläge in artenreichen Naturwäldern. Das Umweltbundesamt befürchtet “nennenswerte Umweltschäden”, wenn das GEG den Ausbau von Holzheizungen nicht ausreichend eindämmt.

Die Umweltorganisationen appellieren an die Ampelparteien, sich ehrlich zu machen: Holz zu verheizen ist ebenso klimaschädlich wie H2-ready-Optionen als Schlupfloch zuzulassen und damit wichtige Maßnahmen zu verzögern. Mit H2-ready-Optionen ist die breite Anwendung von Wasserstoff im Gebäudesektor beschrieben, das hier aktuell und mittelfristig nicht zur Verfügung steht. Was es stattdessen braucht, ist eine sozial gerechte Förderpolitik insbesondere in der Gebäudesanierung, kombiniert mit einer kommunalen Wärmeplanung und dem Voranbringen geeigneter klimafreundlich nutzbarer Technologien wie Wärmepumpen.

  • Alles aus Holz? | WWF-Studie fordert dringend Umdenken bei Verbrauch und Verwendung des nachwachsenden Rohstoffs. Es sind alarmierende Ergebnisse, die die WWF-Studie „Alles aus Holz – Rohstoff der Zukunft oder kommende Krise“ vorlegt: Der weltweite Verbrauch von Holz ist mit 4,3 bis fünf Milliarden Kubikmeter pro Jahr bereits höher als das, was den Wäldern wirklich nachhaltig entnommen werden kann – nämlich drei Milliarden Kubikmeter pro Jahr.
Quelle

WWF 2023

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