NABU besorgt über drohende Pestizid-Dusche im Wald
Hitzesommer 2018 führt zu Massenvermehrung von Borkenkäfern und Schwammspinnern. „Klimawandel, Borkenkäfer, Pestizide – das hängt unmittelbar miteinander zusammen“, sagt NABU-Landeschef Johannes Enssle zum Tag des Waldes (21.03.).
„Der extrem warme und trockene Sommer 2018 lässt für dieses Jahr eine Massenvermehrung von sogenannten Forstschädlingen erwarten, etwa Borkenkäfer an Fichte sowie Schwammspinner an Eichen und anderen Laubbäumen. Diese Prognose lässt in Teilen der Forstverwaltung leider auch Stimmen lauter werden, diesen bei Waldbesitzern unbeliebten Insekten mit der Chemiekeule aus der Spritze oder vom Hubschrauber aus den Garaus zu machen.“
Nach Ansicht des NABU Baden-Württemberg ist das der falsche Weg: „Wir erwarten von der Forstverwaltung, dass sie alle notwendgien Vorkehrungen trifft, um dieses Szenario zu vermeiden. Es gibt wirksame Alternativen zum Gifteinsatz im Wald“, sagt Waldexperte Enssle. Der Borkenkäfer könne auch mechanisch bekämpft werden, indem das Holz schnell abgefahren, entrindet und außerhalb des Waldes gelagert wird. Der Schwammspinner fresse die Eichen zwar kahl, die Bäume erholten sich aber in der Regel davon wieder, wenn sie nicht schon stark geschwächt sind.
„Schnell wirkend, aber gefährlich für alle Waldinsekten ist die Pestizid-Dusche mit Kontakt- und Nervengiften, wie sie in Karate Forst gegen Borkenkäfer oder Fraßgiften, die in Dimilin und Bacillus thuringiensis-Präparaten gegen die Schmetterlingsraupen des Schwammspinners enthalten sind. Denn damit werden tausende anderer Waldinsekten in Mitleidenschaft gezogen. Die Forstverwaltung sollte ihr Organisationstalent unter Beweis stellen und schon jetzt einen Plan vorlegen, wie sich in den Schwerpunktregionen befallene Bäume schnell abfahren und entrinden lassen“, fordert Enssle. Die Situation zeige, wie dringend es auch in Baden-Württemberg sei, noch entschiedener in den Klimaschutz zu investieren.
„Außerdem muss das Land endlich eine Strategie zur Reduktion von Pestiziden in der Land- und Forstwirtschaft vorlegen.“