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© Greenpeace | Greenpeace und unabhängige Wissenschaftler führen unabhängige wissenschaftliche Arbeiten auf der Insel Runit, Enewetak-Atoll, Marshallinseln, durch.

Neue Studie zeigt wirkliches Ausmaß der US-Atombombentests im Pazifik

40 Jahre nach der Evakuierung von Rongelap durch Greenpeace: US-Atomtests auf Bikini und Enewetak verursachen bis zu 100.000 zusätzliche Krebstote weltweit – neue Studie macht globale Auswirkungen sichtbar

Vor 40 Jahren evakuierte Greenpeace die Bevölkerung der Insel Rongelap, die schwer unter den Spätfolgen der US-Atombombentests von 1946 bis 1958 litt. Noch heute wirken die gesundheitlichen, sozialen und ökologischen Folgen auf den Marshallinseln fort – weit gravierender als von den USA bisher anerkannt. Das zeigt die neue Studie “The Legacy of U.S. Nuclear Testing in the Marshall Islands” des Institute for Energy and Environmental Research (IEER) im Auftrag von Greenpeace. Die Studie analysiert erstmals umfassend offizielle Dokumente aus US-Militärdaten, wissenschaftlichen Analysen und medizinischen Quellen von 1945 bis heute.

Die Tests auf Rongelap stehen exemplarisch für eine menschenverachtende, imperiale Politik, die Menschenleben bewusst geopfert und pazifische Kulturen ignoriert hat. Die Betroffenen verdienen endlich Anerkennung, Aufarbeitung und Gerechtigkeit.Thomas Breuer, Leiter des Friedensteams von Greenpeace

Die Studie belegt, dass alle bewohnte Atolle radioaktiv kontaminiert wurden – doch nur drei der 24 heute bewohnten Atolle erhielten medizinische Hilfe. Die US-Atombombentests hinterließen auf den Marshallinseln bleibende Schäden, selbst die sogenannten “gering belasteten Atolle” wiesen durchschnittlich 60 Prozent höhere Schilddrüsendosen (Strahlenbelastung der Schilddrüse) auf als die evakuierte Bevölkerung von Pripjat nach Tschernobyl. Besonders erschütternd: US-Wissenschaftler:innen beobachteten die gesundheitlichen Folgen bei den Betroffenen, ohne sie angemessen zu behandeln. Die Menschen wurden ohne ihr Wissen und ihre Zustimmung zu medizinischen Versuchsobjekten gemacht. 

Globale Auswirkungen größer als bisher bekannt

Die Studie zeigt zudem: Die US-Atombombentests waren nicht nur eine regionale Katastrophe im Pazifik, sondern hatten weltweite Folgen. Die zumeist oberirdischen Tests auf Bikini und Enewetak gehören zu den stärksten der Geschichte. Die auf den Marshallinseln gezündete Gesamtsprengkraft betrug 108 Megatonnen – das entspricht dem Abwurf einer Hiroshima-Bombe an jedem einzelnen Tag über zwanzig Jahre. Ihr radioaktiver Niederschlag verteilte sich weltweit – und wird bis zu 100.000 zusätzliche Krebstote verursachen. Rund ein Viertel der gesamten Strahlenbelastung aus allen oberirdischen Atomtests weltweit geht auf diese Testreihe zurück.

Die gesundheitlichen und sozialen Folgen sind bis heute spürbar, doch Anerkennung und Entschädigung bleiben oft aus.

Diese Atombombentests sind kein abgeschlossenes Kapitel – sie wirken sich bis heute aus. Eine gerechte Entschädigung und eine Entschuldigung durch die USA ist längst überfällig.Thomas Breuer, Leiter des Friedensteams von Greenpeace

Greenpeace kehrte im März mit der Rainbow Warrior III anlässlich des 40. Jahrestags der Evakuierung von Rongelap, die am 17. Mai 1985 begann, zu mehreren Atollen der Marshallinseln zurück, begleitet von einem Wissenschafts- und Strahlungsteam.  Die Rainbow Warrior wird nach Neuseeland weiter reisen, um noch einen 40. Jahrestag zu begehen – die Bombardierung des RW I am 10. Juli 1985 durch den französischen Geheimdienst.

Source

Greenpeace.de 2025

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