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Rohstoffwende Deutschland 2049: Ziele und Maßnahmen

Den Weg in die nachhaltige Rohstoffwirtschaft von morgen heute gestalten.

das Öko-Institut stellt mit diesem Anspruch am 1. Dezember sein Konzept für die Rohstoffwende in Berlin vor. Zentrale Botschaft: Die Bandbreite der Rohstoffe verlangt nach passgenauen Zielen und Maßnahmen, die konkret auf die jeweiligen Problemlagen der jeweiligen Rohstoffgruppen zugeschnitten sind. Nur so können die ökologischen und sozialen Probleme beim Abbau, der Verwendung und Entsorgung der Materialien verringert werden. Nur so können Verbraucher und Industrie von einer ethisch und ökologisch nachhaltigen Rohstoffnutzung profitieren. Wie solche qualitative und quantitative Ziele für die Rohstoffwende definiert werden können, zeigt das dritte Policy Paper des Öko-Instituts, das jetzt im Vorfeld der Jahrestagung am 1. Dezember in Berlin vorgestellt wird.

Darin haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die 75 analysierten Rohstoffe in zwei Gruppen – Massenrohstoffe mit einem jährlichen Bedarf von mehr als 100.000 Tonnen in Deutschland und Nicht-Massenrohstoffe mit einem geringeren Bedarf – sowie in jeweils sechs Cluster pro Gruppe eingeteilt. Die Cluster fassen Rohstoffe zusammen, die entweder ähnliche spezifische Merkmale haben oder gemeinsame so genannte HotSpots, also besondere Risiken, aufweisen. Abschließend hat das Forschungsteam für jedes Cluster und für jeweils einen typischen Rohstoff (den sogenannten Cluster-Repräsentanten) konkrete Ziele und Maßnahmen für eine nachhaltige Förderung, Nutzung und Entsorgung beschrieben.

Beispielcluster in der Breite: „Heimische Baurohstoffe“ und „Hauptmassenmetalle“

So enthält etwa das Cluster „heimische Baurohstoffe“ die Rohstoffe Kies, Sand, Naturstein und Ton. Sie alle werden aus natürlichen Vorkommen in Deutschland gefördert, was vor allem Flächen in Anspruch nimmt. Der Eingriff in die Natur geht bis hin zur Rodung alter, bislang naturbelassener Wälder. Für dieses Cluster hat das Öko-Institut in erster Linie quantitative Ziele formuliert. Um den Primärrohstoffeinsatz zu senken, sollten Gebäude länger genutzt und saniert statt abgerissen werden. Das Forschungsteam schlägt konkret vor, die jährlichen Sanierungsraten bis zum Jahr 2049 auf 1 statt heute 0,8 Prozent für gewerbliche Immobilien und 3 statt heute 1 Prozent für Wohnhäuser zu erhöhen. Dies kann den jährlichen Bedarf an Ton, Naturstein und Sand um mindestens 20 Prozent bis 2049 und an Kies sogar um bis zu 45 Prozent verringern. Für Kies, den Cluster-Repräsentanten, legen die Expertinnen und Experten bis zum Abschluss des Projekts eine weiterführende Analyse vor.

„Gerade bei den abiotischen Massenrohstoffen, also solchen die nicht erneuerbar sind, müssen wir den Einsatz an Primärmaterialien verringern, um die Risiken für die Umwelt bei ihrem Abbau zu minimieren“, betont Dr. Matthias Buchert, Leiter des bereichsübergreifenden Projekts „Rohstoffwende Deutschland 2049“. „Das gilt auch für die Metalle in unserem Cluster „Hauptmassenmetalle“ Eisen/Stahl, Aluminium und Kupfer. Für sie haben wir quantitative Ziele formuliert, wie etwa den jährlichen Primärbedarf von Stahl um 40 Prozent zu reduzieren. Zusätzlich haben wir qualitative Ziele beschrieben, wie die Einhaltung von Umwelt- und Sozialstandards bei der Erzgewinnung und ein stärkeres Recycling.“

Beispielcluster in der Nische: „Seltene Erden“ und „gut recycelbare Rohstoffe“

Das Cluster „Seltene Erden“ enthält alle Seltene Erden die das gemeinsame Merkmal haben, dass sie heute noch fast gar nicht recycelt und zum Teil unter gesundheitlich riskanten Arbeitsbedingungen gefördert werden. Am Beispiel des Cluster-Repräsentanten Neodym wurden deshalb vor allem quantitative Ziele für das Jahr 2049 formuliert: mehr recyceltes Material – mindestens 30 Prozent – einsetzen; IT- und Telekommunikationsprodukte mindestens doppelt so lange wie heute nutzen; mindestens 80 Prozent des benötigten Primärmaterials soll ein Nachhaltigkeitszertifikat tragen, das eine verantwortungsvolle Förderung nachweist.

„Daneben gibt es Rohstoffe, die schon heute hohe Recyclingraten aufweisen wie die Eisen-Metalle Nickel und Niob, Nicht-Eisen-Metalle wie Magnesium, Kobalt und Zinn oder Edelmetalle wie Gold und Platin“, ergänzt Stefanie Degreif, Wissenschaftlerin im Institutsbereich Ressourcen & Mobilität. „Doch auch für solche Metalle sollten die Recyclingraten weiter erhöht werden, insbesondere in ausgewählten Bereichen. So sollte zum Beispiel die Recyclingrate von Gold und Silber im Bereich Elektronik auf 50 Prozent und die Rate für Platin und Palladium bei Fahrzeugen auf 80 Prozent erhöht werden.“

Das Projekt „Rohstoffwende Deutschland 2049“

Zentrale Ergebnisse des Eigenprojektes „Rohstoffwende Deutschland 2049“ stellt das Öko-Institut im Rahmen seiner Jahrestagung am 1. Dezember 2016 in Berlin vor. Den Abschlussbericht präsentiert das Institut voraussichtlich Ende 2016. Damit stellt das Öko-Institut ein Gesamtkonzept für eine Rohstoffwende auf, welche langfristige politische Ziele mit rohstoffspezifischen Zielen und konkreten Maßnahmen aufzeigt, um den enormen Herausforderungen im ökologischen, ökonomischen und sozialen Bereich zu begegnen.

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