Russische Ölexporte mit veralteten Tankern gefährden deutsche Ostseeküste
Greenpeace-Recherche deckt auf: Warnemünde, Fehmarn und Damp im Falle einer Ölpest bedroht
Russische Ölexporte mit maroden Schiffen der sogenannten Schattenflotte stellen auch hierzulande eine erhebliche Gefahr für die Umwelt dar. Das Risiko einer Ölkatastrophe vor der deutschen Küste ist seit Beginn des Krieges und Inkrafttreten der Sanktionen gegen Russland stark gestiegen. Käme es zu einer Havarie entlang der Tankerrouten, wären Warnemünde, Fehmarn und Damp von einer Ölpest bedroht.
Das belegt eine aktuelle Greenpeace-Recherche, für die umfassende Schiffsdaten von 2021 bis 2024 zusammengetragen und ausgewertet wurden. Zudem haben die Umweltschützer:innen GPS-Bojen entlang der Tankerrouten ausgesetzt, um so die möglichen Folgen einer Ölpest zu simulieren. Die Bewegungen der Bojen zeigen, wie sich ein Ölteppich vor der deutschen Küste ausbreiten würde. Die Recherchen belegen eine problematische Kombination aus erhöhtem Verkehr, alternden Schiffen, unzureichender Versicherung und niedrigen Sicherheitsstandards.
Diese Faktoren steigern das Risiko einer schwerwiegenden Umweltkatastrophe im gesamten Ostseeraum deutlich – auch an unserer Küste.Wiebke Denkena, Greenpeace-Investigativteam
Für die Recherche wurden Schiffsbewegungsdaten aus vier Jahren analysiert. Im Fokus steht die Route von den russischen Ostseehäfen (Ust-Luga, Vysotsk, Primorsk und St. Petersburg) entlang der deutschen Ostseeküste – eine der Hauptverbindungen, die Schiffe aus russischen Häfen auf ihrem Weg in internationale Gewässer nutzen. Die Analyse zeigt: Während der gesamte Schiffsverkehr auf dieser Route seit Kriegsbeginn rückläufig ist, haben die Rohölexporte erheblich zugenommen: Fahrten von Rohöltankern stiegen seit Januar 2021 um 70 Prozent. Gleichzeitig erhöhte sich das Durchschnittsalter der eingesetzten Rohöltanker von 8,9 Jahren im Jahr 2021 auf 16,6 Jahre im Jahr 2024. Viele der Schiffe sind unzureichend versichert, so dass im Fall einer Ölpest die Anrainerstaaten für die Schäden aufkommen müssten. Zudem sind die Tanker in Ländern registriert, die lediglich niedrige Sicherheitsstandards verlangen und selten kontrollieren. In der Folge kommt es immer wieder zu technischen Mängeln an Bord der Schiffe.
Die Datenanalyse zeigt, dass viele der Tanker durch Naturschutzgebiete wie die Kadetrinne und den Fehmarnbelt fahren. An einzelnen Tagen wurden bis zu drei große Öltanker gleichzeitig vor der deutschen Küste beobachtet, die zusammen bis zu 328.000 Tonnen Öl transportieren können. Dabei fahren die Schiffe ohne ortskundige Unterstützung, wie Lotsen, durch sensible Gebiete mit einem hohen Verkehrsaufkommen.
Die Bundesregierung muss handeln, bevor es zu einem Unglück kommt. Wir fordern deshalb eine Lotsenpflicht für eine sichere Passage durch viel befahrene Routen, eine ausreichenden Versicherungsschutz der Tanker und Belege für ihre Seetauglichkeit.Nina Noelle, internationale Projektleiterin von Greenpeace, die das Bojen-Experiment koordiniert hat