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pixabay.com | MariaShvedova | Sankt Petersburg ist eine der Regionen, die schon Strategien zur Anpassung an den Klimawandel planen.

© pixabay.com | MariaShvedova | Sankt Petersburg ist eine der Regionen, die schon Strategien zur Anpassung an den Klimawandel planen.

Russland stellt sich auf Klimawandel ein

Lange hat sich Russland geweigert, Gefahren durch die Erderwärmung überhaupt anzuerkennen. Nun arbeitet das Land an einer Strategie zur Anpassung an den Klimawandel. Denn die Klimaschäden lassen sich nicht länger verleugnen. Aus St. Petersburg Angelina Davydova

Der Klimawandel wurde in Russland lange wie ein Witz behandelt. Jahrelang weigerte sich die russische Regierung einzugestehen, dass der Klimawandel überhaupt ein Risiko für das Land darstellt. Doch das ändert sich gerade. Langsam erkennt Russland an, dass es in Zukunft stark vom Klimawandel betroffen sein wird.

Kürzlich wurde ein wichtiges Klimagesetz geändert, welches regelt, wie sich Russland an den Klimawandel anpassen und seine Emissionen reduzieren soll. Das Wirtschafts- und das Energieministerium wurden beauftragt, eine Methodik ausarbeiten, wie sich Klimarisiken und Klimaschäden messen lassen. Außerdem sollen die Ministerien konkrete Maßnahmen vorschlagen, wie sich das Land an den Klimawandel anpassen kann.

Das sei ein erster Schritt auf dem Weg zu einer Klimaanpassungs-Strategie, frohlockt das Umweltministerium. Im Juli 2018 soll der Plan stehen – so hat es Russland auch in seinem Klimaziel für das Pariser Klimaabkommen versprochen. In dem überarbeiteten Gesetz sind die Hauptrisiken durch den Klimawandel übrigens schon aufgezählt: das Schmelzen der Permafrostböden und der Gletscher, stärkere Niederschläge, Überflutungen, Stürme und Dürren.

Der neue Blick auf die Klimarisiken hat eine Vorgeschichte: Im Sommer 2015 warnte Umweltminister Sergej Donskoj, dass die Folgen des Klimawandels die Wirtschaft des Landes stark beeinträchtigen könnten. Von Verlusten in Höhe von ein bis zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts bis zum Jahr 2030 war die Rede. In den arktischen Regionen, im Fernen Osten und in Sibiren könnten sogar vier bis fünf Prozent erreicht werden, sagt Alexej Kokorin, Klimaexperte beim WWF Russland.

Im vergangenen Jahr gab es nach Angaben von Roshydromet, dem hydrometeorologischen Dienst des Umweltministeriums, fast Tausend Extremwetter-Ereignisse in Russland, die das Land etwa ein Prozent des Bruttoinlandsprodukts kosteten. Pro Jahr seien das 30 bis 60 Milliarden Rubel (500 Millionen bis eine Milliarde Euro) – im Hitzejahr 2013 sogar 200 Milliarden Rubel (drei Milliarden Euro). „Veränderungen des Klimas können zu spürbaren Transformationen führen“, sagt Umweltminister Sergej Donskoj. „Dazu gehören unkontrollierte Migrationsströme und die rasante Verbreitung von tödlichen Krankheiten.“

Russlands Norden erwärmt sich besonders schnell

Der Klimarisikoindex der deutschen Umweltorganisation Germanwatch listet Russland auf Platz 31 von 181 Ländern, was die Empfindlichkeit gegenüber Klimaveränderungen in den Jahren 1996 bis 2015 angeht. In den 20 Jahren seien in Russland 3.000 Menschen durch Extremwetterereignisse wie Stürme, Überschwemmungen, Hitzewellen und Kälte gestorben. Insgesamt summiere sich der Schaden in den vergangenen 20 Jahren auf über zwei Milliarden US-Dollar.

Die Folgen des Klimawandels zeigen sich insbesondere im Mündungsgebiet des westsibirischen Flusses Ob: Nahe der Doppelinsel Nowaja Semlja im Nordpolarmeer ist die durchschnittliche Temperatur der bodennahen Luftschichten von 1961 bis 1990 um sechs Grad Celsius gestiegen. In vielen anderen arktischen und subarktischen Territorien Russlands lag die Durchschnittstemperatur im Jahr 2016 um drei Grad Celsius höher als der Durchschnittswert der Jahre 1961 bis 1990. Das geht aus einem Bericht der Weltmeteorologieorganisation WMO vom November 2016 hervor.

Den Bericht können Sie hier weiterlesen

Fotolia.com | redhorst | Der Permafrost taut auf
Quelle

 Der Bericht wurde von der Redaktion „KLIMARETTER.INFO“ (Angelina Davydova) 2017 verfasst – das Nachrichten- und Debattenmagazin zu Klima und Energiewende – der Artikel darf nicht ohne Genehmigung von „Klimaretter.info“ (post@klimaretter.info) weiterverbreitet werden! 

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