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Soziales Elend und Überfischung in Thunfisch-Dosen

Ein jetzt veröffentlichter Bericht von Finnwatch zeigt die sozialen und ökologischen Missstände bei der Herstellung von Thunfisch auf, der bei uns in Dosen in Supermärkten verkauft wird.

In thailändischen Fabriken, in denen Dosen-Thunfisch  für heimische Supermarktketten verpackt werden, herrschen menschenunwürdige Arbeitsbedingungen. Der Bericht ist Teil des europaweiten Supply Cha!nge-Projekts, bei dem wir gemeinsam mit Südwind aktiv teilnehmen. Es ist bekannt, dass Thunfische eine der am meisten überfischten Fisch-Familien ist. Die Zahlen erschrecken jedoch trotzdem: Wurden 1950 weltweit an die 400.000 Tonnen Thunfisch gefangen, so waren es laut FAO (Food and Agriculture Organization of the United Nations) im Jahr 2012 schon fast fünf Millionen Tonnen – die Menge hat sich mehr als verzwölffacht.

Die meisten der neun als Thunfisch gehandelten Arten sind aufgrund von Überfischung schon stark dezimiert – einige, wie der Blauflossen-Thunfisch, sogar fast ausgestorben. Für bewusste KonsumentInnen gilt daher – wenn sie nicht ganz auf Thunfisch verzichten möchten – beim Einkauf darauf achten, nur Thunfisch der Skipjack-Art zu kaufen. Dieser wurde mit Rute und Haken in bestimmten Gebieten gefangen. Andere Fangmethoden als diese verursachen massenweise den unnötigen, qualvollen Tod anderer Meerestiere – wie Delfinen, Schildkröten, Meeresvögel oder Haien. `Delphin-freundlich´-Labels sind hingegen meist Eigen-Kreationen der Industrie, werden nicht unabhängig kontrolliert und sagen oft nichts aus. Die derzeit für Skipjack noch unproblematischen Fanggebiete sind Western & Central Pacific – WCPO (FAO 61,71,77), Eastern Pacific – EPO (FAO 77,87,81) und Indian Ocean (FAO 51,57). Steigt unsere Nachfrage nach Thunfisch weiter wie bisher, werden aber auch diese Fanggebiete bald erschöpft sein.

Thunfische stehen außerdem am Ende der Nahrungskette – dadurch reichern sich in ihnen im erhöhten Ausmaß Kadmium und Blei an – das deutsche Umweltministerium empfahl Risikogruppen wie Schwangeren oder Stillenden daher erst im März diesen Jahres, den Thunfisch-Genuss zu vermeiden. Die Skipjack-Thunfischart ist jedoch in der Regel weniger belastet als größere Arten, die oft als Steak oder Sushi auf unseren Tellern landen. Unsere Meere stehen unter massivem Druck – einerseits durch Überfischung, anderseits durch Verschmutzung aus unserer industriellen Produktion.

Zwangsarbeit und Menschenhandel auf den schwimmenden Fischfabriken

Weiters wurden thailändische Thunfisch-Fabriken auf soziale Missstände untersucht. Häufig müssen ArbeiterInnen, die vor allem aus Myanmar einwandern, Rekrutierungsgebühren von hunderten Euros zahlen, um in den thailändischen Thunfisch-Fabriken arbeiten zu dürfen. Die untersuchten Fabriken Thai Union Manufacturing und Unicord sind Teil der Thai Union Group und der Sea Value Group, die Eigenmarkenprodukte für Supermärkte in Belgien, UK, Litauen, Estland, Lettland, Finnland und Slowenien produzieren. 

Während sich jedoch laut einem früheren Finnwatch-Bericht die Arbeitsbedingungen – wie etwa die Sicherheitsvorkehrungen am Arbeitsplatz – in den Fabriken an Land zumindest geringfügig verbessert haben, ist die Situation für die ArbeiterInnen auf den Schiffen immer noch menschenunwürdig. Die EU hat zwar erste Schritte unternommen, um illegales und unreguliertes Fischen in Thailand zu verbieten, der jetzige Bericht zeigt aber auf, dass die Überprüfung der Zulieferkette gerade erst in der Anfangsphase ist und nicht flächendeckend durchgeführt wird. Alternativen Fischgenuss bieten bio-zertifizierte Aquakulturen und Wildfang aus heimischen Gewässern.

global2000.at
Quelle

GLOBAL 2000 2015

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