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StephanRoehl | boell.de | Der Umweltexperte Klaus Töpfer über Tank und Teller, Land Grabbing und Tomaten, die ohne Erde wachsen.

© StephanRoehl | boell.de | Der Umweltexperte Klaus Töpfer über Tank und Teller, Land Grabbing und Tomaten, die ohne Erde wachsen.

Umweltexperte Klaus Töpfer: Massentierhaltung in Deutschland zurückfahren

Deutschland sei „einer der weltweit größten Fleischexporteure, was eine Massentierhaltung mit importiertem Futter erfordert und uns in den betroffenen Regionen Güllefluten und Schadstoffbelastung einbringt“, sagte der frühere Bundesumweltminister von der CDU in einem Interview mit der Umwelt-Publikation „Movum“.

Den hohen Konsum von Fleisch- und Milchprodukten in den  Industrieländern zurückzufahren, sei „überfällig“, sagte Töpfer in dem  Interview weiter.  Er sei allerdings optimistisch, dass das die  Ernährungsgewohnheiten sich ändern. In vielen Ländern, auch in  Deutschland, habe der Bewusstseinswandel bereits begonnen. „Slow Food“  und vegetarisches Essen seien in.      

Töpfer erinnerte daran, dass Deutschland nicht nur seine eigenen Böden  nutzt, sondern noch einmal die doppelte Landfläche im Ausland, nämlich  für die Agrar- und Forstprodukte, die von dort importiert werden.  „Unsere Kühe weiden quasi am Rio de la Plata.“ Das sei ein virtueller  Bodenimport, der bis zu 70 Millionen Hektar ausmache.      

Weiter kritisierte Töpfer, der das Nachhaltigkeitsinstitut IASS in  Potsdam leitet und bis 2006 Chef des UN-Umweltprogramms (Unep) war, dass  die Versuche auf UN-Ebene noch nicht erfolgreich waren, das so genannte  Landgrabbing zu kontrollieren. Dabei geht es darum, dass reiche Nationen  oder Agrarkonzerne im Ausland Land kaufen, um die Ernährung der eigenen  Bevölkerung sicherzustellen oder Agro-Kraftstoffe zu produzieren. Oft  geht das zu Lasten der Kleinbauern, die vorher auf dem Land lebten.       

Der Experte forderte, die bisher freiwilligen „Leitlinien“ der UN, die  diesen Landkauf in verträgliche Bahnen lenken sollen, verbindlich  zu  machen. Es müsse zum Beispiel verhindert werden, „dass Böden, die bisher  der Nahrungsmittelversorgung der jeweiligen Bevölkerung dienen, für  Agrosprit genutzt werden, der in den Export geht.“ Ähnliche Probleme  verursache der Anbau von Soja in Entwicklungsländern, von dem ein  Großteil in die Massentierhaltung bei uns in den Industriestaaten  fließe. Wichtig sei es allerdings auch, die „strukturellen Ursachen“ des  Landgrabbing anzugehen. „Weniger Fleischkonsum bei uns bedeutet auch  weniger Soja-Nachfrage, und eine intelligente Energiewende im Verkehr  entschärft den ‚Tank oder Teller‘ -Konflikt“, sagte Töpfer.     

„Wir verlieren über 20 Milliarden Tonnen Boden pro Jahr“ 
Der Umweltexperte Klaus Töpfer über Tank und Teller, Land Grabbing und Tomaten, die ohne Erde wachsen.

„Movum“-Ausgabe zum Thema „Boden“ (PDF)
Gedruckt liegt das Heft der neuen Ausgabe des  Wirtschaftsmagazin „enorm“ bei. Das Magazin „Movum“ wird herausgegeben von den Naturfreunden, dem BUND, der Deutschen Umweltstiftung, von EuroNatur und dem FÖS, es erscheint im GutWetter Verlag und entsteht in Kooperation mit der Redaktion von klimaretter.info.

Quelle

movum 2015

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