Versuchstier des Jahres – Das Kaninchen
Nach 2009 holt die Tierrechtsorganisation das Kaninchen 2015 erneut aus der Anonymität des Tierlabors. Und das aus gutem Grund: Jährlich werden 95.000 Versuchskaninchen zu Tode experimentiert.
Die Zahl nimmt seit 10 Jahren nicht ab, obwohl es viele tierversuchsfreie Methoden gibt, die sogar international anerkannt sind. Trotzdem wird weiter an Kaninchen getestet. Das aber verstößt gegen geltendes Recht.
Haupteinsatzbereich: Impfstoff- und Antikörperentwicklung und Medizinprodukteprüfung
Jedes Jahr im Herbst veröffentlicht die Bundes- versuchstierstatistik die Tierversuchszahlen aus dem Vorjahr. In deutschen Laboren stehen Kaninchen mit einem Jahresverbrauch von über 95.000 Tieren an vierter Stelle, nach Mäusen, Ratten und Fischen. Die Rassen Weißer Neuseeländer, Roter Neuseeländer, Chinchilla- und Holländer-Kaninchen leiden hauptsächlich für die Humanmedizin.
43 Prozent der Kaninchen dienen der Entwicklung von Impfstoffen, Seren und Antikörpern. Ebenfalls 43 Prozent der Tiere leiden für die Herstellung und Qualitätskontrolle von Produkten und Geräten (z.B. Herzklappen, Stents, Hüftgelenke, Zahnimplantate).
10 Prozent werden für wissenschaftliche Zwecke und zur Organentnahme getötet oder zu Ausbildungszwecken genutzt (z.B. Training tierexperimentell arbeitender Personen). 2 Prozent der Tiere sterben für Giftigkeitstests von Chemikalien, Arzneimitteln, Produkten und Geräten.
Tierversuche trotz tierversuchsfreier Testsysteme
Es stehen viele tierversuchsfreie Methoden zur Verfügung, die praxistauglich und behördlich anerkannt sind. Aber ihre Anwendung wird in den Prüfbestimmungen nicht verbindlich festgeschrieben. So führen die Experimentatoren den etablierten Tierversuch weiter durch. Rechtswidrig, wie wir finden, denn der Gesetzgeber verlangt den Einsatz der tierversuchsfreien Methode vor dem Tierversuch. Die Entwicklung tierversuchsfreier Verfahren wird mangelhaft gefördert, ihre Anerkennung dauert noch immer skandalöse 15 bis 20 Jahre.
Auch Prof. Dr. Dr. Thomas Hartung, Doerenkamp-Zbinden-Professor and Lehrstuhl-inhaber für Evidenz-basierte Toxikologie der Bloomberg School of Public Health an der Johns Hopkins Universität, gleichzeitig Leiter des Center for Alternatives to Animal Testing in Baltimore hält das für einen Skandal. Der von ihm gemeinsam mit Prof. Dr. Albrecht Wendel einst als „Konstanzer Methode“ entwickelte In-vitro-Pyrogentest kann allein den Ersatz der rund 170.000 Kaninchen für diesen Zweck pro Jahr in Europa eingesetzten Tiere bedeuten – ein wirklicher Fortschritt.
Den gesamten ausführlichen 36-seitigen Text zum „Versuchstier des Jahres 2015“ können Sie sich hier als PDF Herunterladen.
Quelle
Menschen für Tierrechte – Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V. 2015