Viele Vögel reisen dieser Tage in den Tod
Mit Mauersegler, Knäkente und Bekassine haben sich bereits die ersten Fernreisenden der Vogelwelt auf den Weg in südlichere Gefilde gemacht.
Millionen von Zugvögeln ziehen auf der sogenannten Adria-Zugroute von Mittel-, Nord- und Osteuropa oder Sibirien über die Adria in Richtung Afrika. Doch viele Tiere kommen in ihren Winterquartieren nie an. „Für weit mehr als zwei Millionen Zugvögel wird die östliche Adria jedes Jahr zur Todesfalle. In den Feuchtgebieten an der Küste und im Hinterland sammeln sich Scharen von Vogeljägern und schießen auf alles, was fliegt. Damit drohen auch in Deutschland Arten wie die Moorente zu verschwinden, denn die Abschüsse auf dem Zugweg über die Balkanhalbinsel bluten ihre Bestände aus“, warnt Gabriel Schwaderer, Geschäftsführer der europaweit tätigen Naturschutzstiftung EuroNatur.
Besonders kritisch ist die Situation nach wie vor in Albanien. Dass die albanische Regierung im vergangenen Frühjahr einen zweijährigen Jagdbann über das Land verhängt hat, gab Hoffnung auf eine Kehrtwende. Grund für den längst überfälligen Schritt war der massive Rückgang von Wildtieren in Albanien. Bislang ist der Frieden jedoch trügerisch, denn die Umsetzung des Jagdbanns wird viel zu wenig kontrolliert. „Wir fordern eine stärkere Überwachung und eine konsequente juristische Verfolgung von Rechtsverletzungen in den Ländern entlang der Adria-Zugroute, ganz besonders auch in Albanien. Nur so können wir die Zugvögel schützen“, sagt Gabriel Schwaderer.
Wie wirksam und wichtig zuverlässige Kontrollen sind, zeigt sich im Naturpark Hutovo Blato im bosnischen Teil des Neretva-Deltas. Dort ist die Wilderei in den letzten beiden Jahren erstmals stark zurückgegangen. Der Grund ist offensichtlich: Dank der Unterstützung von EuroNatur gehen im Naturpark Hutovo Blato seit dem Sommer 2013 regelmäßig Ranger auf Patrouille. Sie arbeiten mit dem örtlichen Jagdverband und der Polizei zusammen, um die Einhaltung des Jagdverbots zu kontrollieren. In der unmittelbaren Folge hatte sich die Zahl der gefiederten Wintergäste auf dem Svitava-See bei der Internationalen Wasservogelzählung im Januar 2014 gegenüber dem Vorjahr verzehnfacht.
Dieses Niveau wurde im Januar 2015 erneut erreicht. Das Beispiel Hutovo Blato zeigt eindrücklich: „Die Vögel erobern ein Gebiet schnell zurück, wenn es uns gelingt, die Wilderei zu stoppen“, sagt Gabriel Schwaderer.
Hintergrundinformationen:
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