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Weltweite CO2-Emissionen 2012: Schwächeres Wirtschaftswachstum dämpft Emissionszunahme

Trotz rückläufiger Entwicklungen in etlichen Ländern sind die CO2-Emissionen im Jahr 2012 im weltweiten Durchschnitt erneut gestiegen. Dabei fiel die Steigerung mit rund 2 % aber niedriger aus als im Vorjahr (knapp 3%). Dies dürfte wesentlich auch auf die weltweit schwächere Konjunktur zurückzuführen sein. Im Ergebnis erreichten die CO2-Emissionen mit etwa 32,5 Mrd. t einen neuen Höhepunkt. Immerhin sind sie in den Ländern der OECD gesamthaft abermals gesunken, wenn auch nur um wenig mehr als ein Prozent. In der EU fiel der Rückgang mit schätzungsweise 1,6% spürbar stärker aus. Besonders auffällig ist die Emissionsminderung aber in den USA um schätzungsweise 3,6%, wozu auch die Substitution von Kohle durch Erdgas beigetragen hat. Von Dr. Hans-Joachim Ziesing

Wenn es trotz der leicht rückläufigen Entwicklung in den Industrieländern weltweit zu einem deutlichen Anstieg gekommen ist, so ist dies in erster Linie eine Folge des nach wie vor kräftigen Zuwachses in den Schwellen- und Entwicklungsländern. Hier waren die CO2-Emissionen im Jahr 2012 um rund 830 Mio. t oder um 5% höher als 2011. Insgesamt waren die weltweiten CO2-Emissionen im Jahr 2012 im Vergleich zu 1990 um 10,5 Mrd. t oder um knapp 48% höher. Die schon seit 2008 von China eingenommene Spitzenposition vor den USA wurde 2012 noch erheblich ausgebaut. China dürfte inzwischen mit etwa 8,4 Mrd. t CO2 fast 1,6-mal so viel emittieren wie die USA.

Als Erfolg mag man es werten, dass die Emissionen aller sechs Treibhausgase (CO2, CH4, N2O, HFKW, FKW und SF6) in den Annex I Ländern (einschließlich USA) ebenso wie die dortigen CO2-Emissionen um gut 1% gesunken sind und gegenüber 1990 immerhin ein Minus von rund einem Zehntel aufweisen. Für die Nicht-Annex I-Länder sind keine entsprechenden Daten verfügbar; allerdings ist nicht an-zunehmen, dass hier die Treibhausgasemissionen insgesamt einem völlig anderen Trend folgten als die CO2-Emissionen, so dass weltweit wohl auch mit einer Zunahme der gesamten Treibhausgasemissionen gerechnet werden kann.

Die Aufgabe einer drastischen Minderung der Treibhausgasemissionen bleibt angesichts der potentiell dramatischen Folgen des globalen Klimawandels also nach wie vor bestehen. Dies setzt auch die Umsetzung entsprechend wirkender Maßnahmen voraus. Dafür muss der vielerorts bestehende Attentismus überwunden werden. Die EU könnte dabei eine wichtige Rolle spielen, wenn sie erkennbar daran geht, ihre langfristig beschlossenen Emissionsminderungsziele ernsthaft zu verfolgen und mit entsprechenden Maßnahmen zu unterlegen. Mit dem im Jahr 2012 im Vergleich zum Basisjahr erreichten Minus von fast 22% hat die EU-27 praktisch schon das Ziel erreicht, das sie sich erst für 2020 gegeben haben. Daher wäre bis 2020 keine weitere Emissionsreduktion im Vergleich zu 2012 nötig. Schon dies spricht dafür, das Ziel für 2020 mindestens auf 30% anzuheben, wie dies schon einmal beispielsweise von Deutschland angeregt worden ist.

Unter Berücksichtigung der Beschlüsse des Europäischen Rates, die Treibhausgasemissionen bis Jahr 2050 um 80 bis 95% zu reduzieren, wäre eine wesentlich ambitioniertere Reduktion bis 2020 ohnehin weitaus pfadgerechter. Mit einer solchen Position in der kommenden Weltklimakonferenz in Warschau Ende November 2013 könnten erhebliche positive Impulse für den weiteren internationalen Verhandlungsprozess auslösen. Gleichzeitig könnte dies auch dazu beitragen, die derzeitigen strukturellen Probleme des europäischen Emissionshandels mit dessen anreizneutral niedrigen Zertifikatspreisen zumindest zu mindern. In diesem Zusammenhang sollten auch die positiven Wirkungen nicht unterschätzt werden, die von einer erfolgreich um-gesetzten Energiewende in Deutschland ausgehen könnten.

(Die ausführliche Analyse der Veränderungen der weltweiten CO2-Emissionen im Jahr 2012 ist in der Zeitschrift „Energiewirtschaftliche Tagesfragen“ in Heft 9, September 2013, veröffentlicht

Quelle

Dr. Hans-Joachim Ziesing 2013

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