Weltweite Emissionen sinken 2015
Ist das schon die Trendwende? Ein Forscherteam der University of East Anglia in Norwich hat die Treibhausgasproduktion des zu Ende gehenden Jahres abgeschätzt.
Das in der Fachzeitschrift Nature Climate Change veröffentlichte Ergebnis: Die weltweiten Emissionen könnten 2015 um 0,6 Prozent zurückgehen. Im vergangenen Jahr waren sie noch um 0,6 Prozent gestiegen, in den zehn Jahren davor gab es einen durchschnittlichen Zuwachs um jeweils 2,4 Prozent. 2014 lag der Ausstoß knapp unter 36 Milliarden Tonnen. 1992, zur ersten Klimakonferenz in Berlin, produzierten die Staaten der Welt noch 22 Milliarden Tonnen.
Als Hauptgrund für den Rückgang sehen die Wissenschaftler Chinas Wirtschaft, deren Treibhausgas-Produktion 2014 nur noch um 1,2 Prozent angestiegen war und in diesem Jahr noch darunter liegen wird. Einerseits investiere China massiv in die Erneuerbaren und in Effizienztechnologien, um das Problem der Luftverschmutzung in den Griff zu bekommen. Andererseits wächst Chinas Wirtschaft spätestens seit dem Börsencrash in diesem Jahr nicht mehr so stark. 2013 hatte die Treibhausgasproduktion der Volksrepublik noch um vier Prozent zugenommen, womit das Land zu etwa einem Viertel – die Angaben schwanken je nach Quelle – zum weltweiten Kohlendioxid-Ausstoß beiträgt.
In den USA – mit etwa 15 Prozent Anteil am weltweiten Kohlendioxid-Ausstoß – sanken die Emissionen zuletzt wegen des Fracking-Booms. Ebenso in der EU, die für etwa elf Prozent verantwortlich ist. Die Forscher wollen allerdings noch nicht von einer Trendwende sprechen: In Staaten wie Indien, Indonesien, der Türkei, Südafrika oder etlichen arabischen Ländern ist die Treibhausgasproduktion zuletzt sehr stark angestiegen.
Die Klimawissenschaft sagt: Um das Zwei-Grad-Ziel einhalten zu können, müssen spätestens ab dem Jahr 2020 die Emissionen jährlich um zwei Prozent sinken. Jenseits von zwei Grad ist es wahrscheinlich egal, ob die Menschen noch Klimaschutz betreiben: Dann treten sogenannte Kippelemente auf, die die Erderwärmung verselbständigen. Die Permafrostböden sind zum Beispiel solch ein Kippelement. Unter dem Dauerfrostboden Sibiriens, Nordkanadas und Alaskas ist milliardentonnenfach Kohlenstoff eingesperrt. Taut der Boden auf, wird eine Treibhausgasfracht aus Methan und Kohlendioxid frei, die vom Menschen nicht aufzuhalten ist. Über einen Zeitraum von 100 Jahren besitzt Methan ein rund 30-fach höheres Treibhauspotenzial als Kohlendioxid. Das bedeutet, dass die gleiche Menge Methan 30-mal stärker zur Erderwärmung beiträgt.