Windräder machen Pause für Zugvögel
Offshore-Windparks in den Niederlanden wurden am vergangenen Wochenende für einige Stunden abgeschaltet, um Zugvögel vorüberziehen zu lassen. Ein neues Modell berechnet genau, wann die Vogelschwärme vorbeikommen.
Es ist ein altes Problem: Windräder können Vögeln gefährlich werden. Bei Offshore-Windanlagen betrifft dies besonders Zugvögel. Ein Amsterdamer Forscher hat nun ein Modell entwickelt, um genau zu bestimmen, wann große Vogelschwärme Windparks überqueren.
Windpark geplant abgeschaltet
Etwa zwei Tage vor dem Überflug kann mit dem Modell die Zeit fest vorausgesagt werden. Am vergangenen Wochenende feierte das Modell nun erfolgreich Premiere. Die niederländischen Offshore-Windparks in Borssele und Egmond aan Zee wurden geplant vier Stunden lang abgeschaltet, um Vogelschwärmen einen unbeschadeten Durchflug zu ermöglichen.
Der Energieminister der Niederlande, Rob Jetten zeigte sich ebenso erfreut wie Umweltschutzgruppen über den erfolgreichen Einsatz. Das Modell soll nun in einer Pilotphase weiter getestet und ab Herbst dauerhaft eingesetzt werden.
Im Frühling und Herbst ziehen teilweise Millionen Vögel übers Meer, die mit dem Modell besser geschützt werden können, berichtet die Tagesschau. Geplant sei, Windräder in betreffenden Nächten deutlich zu drosseln, auf maximal zwei Umdrehungen pro Minute.
Vogelzug über Nord- und Ostsee
Auch für Deutschland könnte das Modell interessant werden. Wissenschaftler des Technologiezentrums Kiel veröffentlichten erst kürzlich eine Studie, für die sie sechs Jahre lang das Verhalten von Brachvögeln und Wildgänsen auf Windräder untersuchten.
Sie kamen zu dem Schluss, dass etwa 70 Prozent der Vögel Reaktionen auf die Windräder zeigten, also auswichen oder aufstiegen. Die restlichen 30 Prozent durchquerten die Windparks ohne ihr Verhalten anzupassen. Das könnte für sie gefährliche Folgen haben, so die Studie.
Eine gezielte Drosselung oder stundenweise Abschaltung in von den Vögeln hochfrequentierten Nächten könnte so allen nutzen.
Quelle
Der Bericht wurde von der Redaktion “energiezukunft“ (jb) 2023 verfasst – der Artikel darf nicht ohne Genehmigung weiterverbreitet werden! | energiezukunft | Heft 34/2022 | „Die Kraft der Kommunen“ | Jetzt lesen | Download