‹ Zurück zur Übersicht
lipDealer.com | compuinfoto

© ClipDealer.com | compuinfoto

Zahl der pestizidfreien Kommunen nimmt zu

Bereits fast 600 deutsche Kommunen verzichten weitgehend auf Pestizide – Bundesregierung muss Halbierung des Pestizideinsatzes vorantreiben – Es gibt zahlreiche Alternativen für die gefährlichen Gifte.

Fast 600 deutsche Kommunen verzichten weitgehend auf chemisch-synthetische Pestizide und bekennen sich damit zu ihrer Rolle für den Schutz der Artenvielfalt. Anlässlich des Tags der Biodiversität (22.5.) ist das eine gute Nachricht ­– auch wenn es bei weitem nicht ausreicht. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) ermutigt daher weitere Kommunen, durch Verzicht auf Pestizide Insekten, Vögel und viele andere Tiere zu schützen. Vor allem aber die Bundesregierung ist aufgerufen, mehr zu tun.

Der BUND fordert mindestens eine Halbierung des gesamten Pestizideinsatzes in Deutschland und ein Verbot der besonders gefährlichen Pestizide. In Gärten und auf öffentlichen Flächen wie Parks, Sport- und Spielplätzen haben Pestizide gar nichts verloren.

Matthias Meißner, Abteilungsleiter Biodiversität beim BUND: „Immer mehr Tierarten, darunter selbst so bekannte wie Amseln, Spatzen oder der zum Wildtier des Jahres bestimmte Gartenschläfer, sind jenseits der Städte rar geworden. Dass viele Kommunen sich ihrer Verantwortung für den Artenschutz bewusstwerden und auf Pestizide verzichten, ist sehr erfreulich. Es ist wichtig, sie auf diesem Weg nicht allein zu lassen. Die Bundesregierung muss sich jetzt mindestens für eine Halbierung des Pestizideinsatzes stark machen. Ohne eine deutliche Pestizidreduktion, wie sie auch in der angesichts politischer Widerstände auf EU-Ebene und aus den EU-Mitgliedstaaten gegenwärtig massiv bedrohten Pestizid-Rahmenverordnung (SUR) vorgesehen ist, wird das Artensterben nicht gestoppt und die Lebensgrundlagen zukünftiger Generationen aufs Spiel gesetzt.“

Seit fünf Jahren dokumentiert der BUND die beteiligten Kommunen in einer interaktiven Karte. Seit dem Start des Projekts ist die Zahl der insektenfreundlichen Kommunen stetig gestiegen. Allerdings geht es sehr langsam voran. In den vergangenen rund zweieinhalb Jahren sind gerade einmal 27 weitere Kommunen hinzugekommen. Derzeit beteiligen sich 577 Gemeinden an dem Projekt. Mit einer eigenen kommunalen Biodiversitätsstrategie können Kommunen eine Vorreiterrolle einnehmen. Besonders wichtige Partner*innen sind die ehrenamtlichen Naturschützer*innen vor Ort.

Meißner: „Pestizide, Mineraldünger und Monokulturen setzen vielen Tierarten zu und verdrängen sie in die städtischen Räume. Es ist daher umso wichtiger, dass Städte und Gemeinden pestizidfrei sind und Stadtnaturschutz vorantreiben. Etwa indem Rasenflächen in mehrjährige Blühwiesen mit heimischem Saatgut umgewandelt werden. Auch auf landwirtschaftlichen Flächen in kommunalem Eigentum tut sich etwas: Immer häufiger nehmen die Kommunen Klauseln in die Pachtverträge auf, die den Einsatz von Pestiziden verbieten oder reduzieren.“

Verzicht auf Pestizide ist möglich. Sowohl in der Landwirtschaft als auch in den Kommunen und in Hobbygärten gibt es umweltfreundliche Alternativen für Herbizide wie Glyphosat und auch für Insektizide oder Fungizide. Thermische oder mechanische Verfahren, stärkende Pflanzenjauchen, resistente standortheimische Pflanzen, mechanische Entfernung von Schadinsekten sowie das altbekannte Jäten sind gute Mittel und Wege, um den Pestizideinsatz zu vermeiden. Weitere Agrarforschung in weitere umweltfreundliche Alternativen muss hier weitere Impulse setzen.

Hintergrund

Pestizide werden eingesetzt, um Beikräuter oder ungewünschte Insekten zu vernichten. Sie töten und schädigen jedoch nicht nur diese Zielorganismen, sondern auch Nützlinge wie Bienen und Schmetterlinge sowie wertvolle Wildkräuter. Insekten sind die Nahrungsgrundlage für viele Tierarten wie zum Beispiel Vögel, Fledermäuse und Fische. Bestäubende Insekten sind auch für uns Menschen unverzichtbar, denn rund zwei Drittel der Kulturpflanzen sind auf Bestäuber angewiesen. 

Quelle

BUND 2023

Diese Meldung teilen

‹ Zurück zur Übersicht

Das könnte Sie auch interessieren