Zehn Jahre Jahrhunderthochwasser in Mitteleuropa: Vom Hochwasser zur Dürre
Klimakrise macht aktives Wassermanagement von Bund und Ländern zwingend notwendig.
Hochwasser und Wassermangel – zwei Gesichter der Klimakrise – Angesichts von Extremwetterereignissen mehr Raum für Flüsse nötig – Lenzener Elbtalaue Erfolgsprojekt im Kampf gegen Hochwasser.
Viele Menschen im Einzugsgebiet von Elbe und Donau werden sich dieser Tage an das Jahrhunderthochwasser vor zehn Jahren erinnern. Tagelange Regenfälle führten im Frühsommer 2013 in Deutschland und weiten Teilen Europas zu katastrophalen Überflutungen. Vielerorts wurden Rekordwasserstände gemessen, über 20 Menschen verloren ihr Leben, es entstanden Schäden in Höhe von etwa 6,7 Milliarden Euro. Diese traurige Bilanz wurde 2021 beim Jahrhunderthochwasser – in weiten Teilen Mittel- und Westeuropas – noch weit übertroffen.
Allein in Deutschland starben 2021 bei dieser Hochwasserkatastrophe mehr als 180 Menschen. Der Schaden wird auf etwa 30 Milliarden Euro geschätzt. Zur selben Zeit dörrte in anderen Regionen die Landschaft aus, Trockenheit und Hitze führten großflächig zum Baumsterben, Gewässer trockneten aus und mit ihnen verschwanden Fische, Frösche, Vögel und Insekten. Angesichts von Dürren und Extremwetterereignissen braucht es deutschlandweit jetzt ein Wassermanagement, so der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).
Olaf Bandt, BUND-Vorsitzender: „Hochwasser und Wassermangel sind zwei Gesichter der Klimakrise. Es ist Zeit endlich umzudenken und die Widerstandskraft unserer Landschaft zu stärken sowie den natürlichen Wasserrückhalt zu erhöhen. Mit der Nationalen Wasserstrategie hat die Bundesregierung entscheidende Weichen für ein nachhaltiges Wassermanagement gestellt. Damit gibt es einen Rahmen. Maßnahmen müssen nun schnellst möglich umgesetzt werden. Die Klimakrise duldet kein Zögern und Zaudern.“
Mehr Raum für Flüsse
Mit dem Naturschutzgroßprojekt Lenzener Elbtalaue hat der BUND als großer deutscher Flussverband 420 Hektar Auenlandschaft wiederhergestellt. Dadurch wurde vor Ort der Wasserspiegel beim Elbhochwasser 2013 laut Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) um fast 50 Zentimeter gesenkt. Regelmäßig überflutete Auen speichern zudem bis zu 30 Prozent mehr Kohlenstoff und damit klimaschädliches CO2, reinigen das Wasser und geben es bei Trockenheit nach und nach wieder an die Landschaft ab. Auch im Kampf gegen das Artensterben sind intakte Auen unerlässlich. Aktuelle Untersuchungen zeigen: das Gebiet der Deichrückverlegung bei Lenzen weist überproportional hohe Arten- und Individuenzahlen gegenüber der umgebenden Landschaft auf.
Bandt: „Intakte Auen sind enorm wichtig im Kampf gegen die Klima-, Wasser- und Biodiversitätskrise. Lebendige Flusslandschaften sind vorsorgender Hochwasserschutz als auch Wasserspeicher in der Landschaft. Deichrückverlegungen insbesondere zur Beseitigung von Engstellen an Flüssen schaffen Win-win-Situationen für Mensch und Umwelt.“
Jedoch sind durch Ausdeichung weniger als ein Drittel unserer ursprünglichen Auen noch vorhanden und von diesen sind keine zehn Prozent ökologisch funktionsfähig. Mit der nationalen Biodiversitätsstrategie 2007 wollte die Bundesregierung daher bis 2020 weitere 10 Prozent der ehemaligen Auen wiederherstellen. Dieses Ziel wurde jedoch mit einem Zugewinnen an Flächen von lediglich 1,5 Prozent weit verfehlt.
Bandt: „Der BUND fordert Bund und Länder auf, Potenziale an den Flüssen zum Schutz von Mensch, Klima und Natur konsequent zu nutzen. Um Hochwassern und Wassermangel gleichermaßen zu begegnen, ist zudem die Umsetzung von naturverträglichen dezentralen Wasserrückhaltemaßnahmen in der Landschaft unerlässlich. Gleichzeitig muss der Katastrophenschutz gestärkt werden. Denn auch mit einem natürlichen Hochwasserschutz werden wir mit Situationen konfrontiert, in denen Schäden entstehen.“
- BUND Auenzentrum Burg Lenzen
- BUND-Publikation: Zwei Gesichter der Klimakrise: Dürren und Hochwasser
- Themenseite zu Hochwasser