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© Depositphotos.com | stockwerk-fotodesign | Auch angesichts steigender Energiepreise sind Investitionen in energetische Gebäudesanierung in Deutschland von 2021 bis 2023 um zwölf auf 72 Milliarden Euro gestiegen.

Energetische Gebäudesanierung: Investitionen preisbereinigt weiter rückläufig

Überproportionale Preisanstiege der vergangenen Jahre zehren nominalen Anstieg der Investitionen mehr als auf – Klimaziele im Gebäudesektor mit aktuellem Sanierungstempo nicht erreichbar – Förderprogramme und Investitionsanreize müssen steigen

Die Investitionen in die energetische Gebäudesanierung sind weiter rückläufig. Zwar gaben Immobilieneigentümer*innen und Mieter*innen 2023 insgesamt 72 Milliarden Euro für Dämmung, neue Fenster und Türen, einen Heizungstausch oder andere Maßnahmen aus, zwölf Milliarden mehr als zwei Jahre zuvor. Berücksichtigt man jedoch, dass die Baupreise in dieser Zeit besonders stark gestiegen sind, gingen die Investitionen im selben Zeitraum um sechs Prozent zurück. Das ist das zentrale Ergebnis einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), die in Kooperation mit dem Baudienstleister Heinze GmbH entstanden ist und entsprechende frühere Analysen fortschreibt. Betrachtet man die vergangenen zehn Jahre, lagen die realen Investitionen in energetische Sanierungsmaßnahmen im Jahr 2023 sieben Prozent unter denen von 2013.

Rechnet man die Preissteigerungen heraus, investierten Immobilieneigentümer*innen zuletzt weniger in die energetische Sanierung als zehn Jahre zuvor

Nach Einschätzung der Studienautor*innen Martin Gornig und Katrin Klarhöfer rückt das Erreichen der Klimaziele damit – was den notwendigen Beitrag des Gebäudesektors betrifft – in immer weitere Ferne. „Bei Gebäuden ließe sich jede Menge CO2 einsparen, aber man muss diese Chance auch ergreifen“, so Gornig. „Es ist klar, dass es sich bei der energetischen Sanierung des gesamten Gebäudebestands um eine gigantische Aufgabe handelt, die nicht innerhalb eines Jahrzehnts erledigt ist. Dennoch geht es bisher viel zu langsam voran.“ Bereits seit der Jahrtausendwende liegt die Sanierungsrate in Deutschland, gemessen an der Gebäudeoberfläche, bei nur einem Prozent.

Für ihre Studie haben Gornig und Klarhöfer Daten aus der Bauvolumenrechnung des DIW Berlin mit dem von der Heinze GmbH erhobenen Modernisierungsvolumen kombiniert, für das auch repräsentative Umfragen unter Mieter*innen und Eigentümer*innen herangezogen werden. Damit lassen sich konkrete Aussagen über Art und Umfang realer energetischer Sanierungen treffen, die nicht aus der amtlichen Statistik ablesbar sind.

Teils große Diskrepanzen zwischen Wohn- und anderen Gebäuden

Zwischen Wohn- und Nichtwohngebäuden ging die Entwicklung der einzelnen Teilbereiche der energetischen Sanierung in den vergangenen Jahren deutlich auseinander: Während bei Wohngebäuden im Zehn-Jahres-Vergleich immerhin die Investitionen in die Dämmung von Wänden und Decken sowie in neue Heizungen real gestiegen sind (um bis zu fast 20 Prozent), sind sie bei öffentlichen und gewerblichen Bauten – in denen der Sanierungsbedarf vielerorts besonders hoch ist – um bis zu 30 Prozent gesunken. Die Investitionen in neue Fenster und Außentüren befanden sich hingegen in beiden Bereichen gleichermaßen im Sturzflug: Sowohl im Wohnungs- als auch im Nichtwohnungsbau wurden zuletzt real 25 beziehungsweise 30 Prozent weniger investiert als noch 2013, mutmaßlich wegen der sehr energieintensiven Glasproduktion.

Um die Trendwende zu mehr realen Investitionen in die energetische Gebäudesanierung zu schaffen, braucht es nach Ansicht von Gornig und Klarhöfer mehr Investitionsanreize und bessere Förderbedingungen. Dazu zähle auch eine nochmalige Anhebung der Fördergelder. Zwar seien entsprechende Programme für energieeffiziente Gebäude bereits stark aufgestockt worden – so stehen beispielsweise über den Klima- und Transformationsfonds in diesem Jahr mehr als 16 Milliarden Euro bereit. Für einen dringend benötigten starken Impuls für die Sanierungsaktivität reiche angesichts stark gestiegener Bau- und Finanzierungskosten aber selbst das nicht aus.

Quelle

Deutsche Wirtschaftsinstitut Berlin (DIW Berlin) 2024

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