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Joachim Wille

© Joachim Wille | Triqbriq – Ein zweistöckiges Einfamilienhaus in der neuen Holzbauweise entsteht in Frankfurt am Main.

Innovation am Bau: Riesen-Lego als Baustein für die Klimawende

Das Tübinger Start‑up Triqbriq hat ein neuartiges Holzbau-System entwickelt, für das hauptsächlich Schwach- und Schadholz verwendet werden kann. Fachleute sehen darin großes Potenzial für klimaneutrales Bauen.

Er sieht aus wie ein Legostein in Holz, aber im XXL-Format. Und ähnlich wie mit Legosteinen kann man daraus Häuser und andere Gebäude in ganz verschiedenen Größen und Formen zusammenbauen.

Geht es nach seinen Erfindern, wird der „Triqbriq“ das Bauwesen revolutionieren, das bisher vor allem auf Zement und Stahl basiert und dadurch einer der größten CO2-Emittenten ist. Ein Weg, um sich quasi aus der Klimakrise herauszubauen.

Besichtigen kann man die Keimzelle der Revolution in einer Industriehalle in Tübingen. Dort hat das Start‑up-Unternehmen Triqbriq in einer früheren Tischlerei seine Produktion aufgebaut. Industrieroboter, wie man sie aus der Montage in Autowerken kennt, fügen hier die neuartigen Bauelemente zusammen.

© triqbriq.de

„Es geht inzwischen alles vollautomatisch“, sagt Geschäftsführer Max Wörner. Die Roboter bekommen lange Holzriegel zugeführt, sägen sie aufs richtige Kurzformat, bohren Löcher in die Teile und fügen sie zu Quadern im Format 30 × 30 × 60 oder 25 × 25 × 50 Zentimeter zusammen.

Zusammengehalten werden die 25 sowie 17 Kilogramm schweren „Steine“ mit Dübeln, ebenfalls aus Holz. Inzwischen gibt es zwei Produktionszellen. Alle 18 Sekunden läuft hier ein Bauelement „vom Band“.

„Triqbriq“ ist ein Kunstwort, das auf brick (Ziegelstein) anspielt. Das signalisiert: Es geht um die Neuerfindung der klassischen Stein-auf-Stein-Bauweise. Die neuartigen Bauelemente können wie herkömmliche Bausteine je nach Wunsch flexibel zu Außenmauern oder Zwischenwänden zusammengefügt werden.

Freilich braucht man dafür weder Mörtel noch Kleber, die Elemente verbinden sich dank Zapfen und ausgesparten Öffnungen, und sie werden auf der Baustelle mit weiteren, besonders starken Buchenholz-Dübeln fest miteinander verbunden.

Der Clou aber ist: Um die „Triqbriqs“ herzustellen, braucht man kein hochwertiges, teures Holz, wie es sonst beim Holzbau Voraussetzung ist. Es reicht sogenanntes Schwach- und Schadholz, das bisher zumeist verbrannt oder bestenfalls noch zu Transportkisten oder in geschredderter Form zu Spanplatten verarbeitet wird.

Für Kalamitätsholz geeignet

Holzbau ist in aller Munde. Der Bund und die Länder fördern ihn, ebenso die EU, die die Initiative „Neues Europäisches Bauhaus“ aufgelegt hat.

Ein Hauptgrund ist der Klimaschutz: Jeder Kubikmeter verbautes Holz bindet 900 Kilogramm Kohlendioxid, die die Bäume vorher beim Wachsen aus der Atmosphäre entnommen haben. Wird das Gas damit dauerhaft in den Gebäuden gespeichert, kann das den inzwischen durch den Menschen gefährlich erhöhten Treibhauseffekt wieder vermindern.

© triqbriq.de

Angesichts des weltweiten Baubooms liegen darin enorme Potenziale. Doch der Holzbau müsste sich dazu noch viel stärker durchsetzen als bisher. Bei Einfamilienhäusern liegt der Anteil in Deutschland schon immerhin bei einem Fünftel, doch bei Mehrfamilienhäusern, die für viel mehr Wohnfläche stehen, sind es allenfalls zwei bis drei Prozent.

Hier setzt das Triqbriq-Konzept an, weil es die Rohstoffbasis vergrößert und zugleich den Nutzungsdruck auf die vorhandenen Wälder senkt. „Um Gebäude mit unserem System zu bauen, muss man keine tollen, groß gewachsenen Bäume fällen“, erklärt Geschäftsführer Wörner, der den Besucher durch die Tübinger Produktionshalle führt.

Quelle

Der Bericht wurde von der Redaktion „klimareporter.de“ (Joachim Wille) 2023 verfasst – der Artikel darf nicht ohne Genehmigung (post@klimareporter.de) weiterverbreitet werden! 

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