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© Solar Promotion GmbH | Veranstalter und Aussteller freuen sich auf The smarter E Europe 2026, die im kommenden Jahr von Dienstag, 23. Juni, bis Donnerstag, 25. Juni stattfinden wird.

Intersolar 2025 wächst

Die Messe „The Smarter E“ 2025 in München, früher „Intersolar“ genannt, wächst in diesem Jahr erfreulich stark. Über 100.000 Besucher werden erwartet, was eine deutliche Zunahme gegenüber 2024 bedeutet. Das große Messegelände ist mit 2.700 Firmen aus 57 Ländern komplett belegt.

Ein klares Zeichen dafür, dass die unternehmerischen Aktivitäten in Europa in den Bereichen Solarenergie, Speichertechnologien, Netzintegration, E-Mobilität und bidirektionales Laden wieder stark zunehmen – und dass diese wichtige Entwicklung nicht nur China überlassen wird. Quelle: PV-Magazin

Auch ich hatte diesmal besonders viele Anfragen von Unternehmen, die mit mir ins Gespräch kommen und ihre Produkte zeigen wollten. Standbesuche oder Presseevents mit den Firmen füllten meine Besuchstage aus.

So etwa bei der Deutschen Gesellschaft für Solarenergie (DGS), die ihr 50-jähriges Jubiläum feierte; Gespräche mit Goldbeck Solar, die in der Ukraine große Solaranlagen bauen; ein Treffen mit dem ehemaligen Abgeordneten im ukrainischen Parlament, Alexander Dombrowsky, der jetzt die Vereinigung der Erneuerbaren Energien in der Ukraine leitet und eine starke bürgerliche Energieversorgung mit 100% Erneuerbaren Energien aufbauen will. Ins Gespräch kam ich auch mit Frederic Barbier, einem ehemaligen französischen Abgeordneten, der mir sagt, dass in Frankreich eine neue Solarzellenfabrik im Aufbau ist.  Anker Solix, die dezentrale Solar- und Batterielösungen anbieten, die auch bei Stromblackouts verlässlich Strom liefern – mit Balkonsolar oder ganzen Hausanlagen; ein Gespräch mit Prof. Dr. Eicke Weber, der in Europa wieder eine Solarzellenproduktion aufbauen will; und The Mobility House zusammen mit dem chinesischen E-Mobil Riesen BYD aus München, die global führend sind bei der Integration von E-Mobilen in das Stromnetz, also beim bidirektionalen Laden. The Mobility House entwickelt Systemlösungen, die das bidirektionale Laden mit E-Autos so im Netzverbund integrieren will, dass die E-Autobesitzer mit dem Laden und Entladen sogar Geld verdienen können und gleichzeitig die Netze von den hohen Volatilitäten des Solar- und Windstromes entlasten.
Dies nur einige Highlights neben vielen anderen Kontakten.

Agri-PV – ein starkes Thema auf der Messe

Auf der Intersolar wurde erstmals ein Jahrbuch Agri-PV vorgestellt.

Seit vielen Jahren ist es mir ein besonderes Anliegen, die Agri-PV voranzubringen. Dies bezeichnet die gleichzeitige Nutzung eines Ackers für Feldfrüchte und Photovoltaik auf derselben Fläche.

Bedeutsam für den Durchbruch war in Deutschland das Forschungsprojekt RESOLAR am Fraunhofer-Institut ISE in Freiburg von 2015 bis 2021, bei dem ich den wissenschaftlichen Beirat leitete. Quelle: Fraunhofer-Institut ISE

Seitdem hat sich die Agri-PV schnell entwickelt. Erarbeitet wurde sie von der Firma GridParity AG, die viele PV-Anlagen mit großen Überdachungen baut – Carports, PV-Terrassen, Parkplatz-PV und eben auch Agri-PV.

Das Jahrbuch 2025 bietet wertvolle Einblicke in die Elektrifizierung der Landwirtschaft, technische Grundlagen der Agri-PV, Wirtschaftlichkeitsberechnungen sowie Umsetzungskonzepte für Landwirte, die die Doppelnutzung ihrer Ackerflächen – für Solarstrom und Ernte – in Betracht ziehen.

Damit ist es eine wertvolle Grundlage zum weiteren beschleunigten Ausbau der Erneuerbaren Energien. Das Jahrbuch Agri-PV 2025 kann hier bezogen werden.

Im Jahrbuch ist ein Interview von mir zur Agri-PV erschienen. Lesen Sie hier das Interview:


„Wer zuerst baut, wird den Doppelnutzen ökonomisch für sich haben.“ – Hans-Josef Fell

Wir sprachen mit Hans-Josef Fell für das Jahrbuch ausführlich über das Thema Agri-PV.

Welche Rolle sollte Agri-PV aus Ihrer Sicht in der deutschen Energiewende und der Landwirtschaft der Zukunft spielen?
Hans-Josef Fell: PV wird eine wichtige Rolle für die Wirtschaft in Deutschland, aber auch weltweit spielen. Dafür brauchen wir viele Flächen. Diese finden wir auf Dächern, aber vor allem auf Freiflächen, die wir zusätzlich der Biodiversität zuführen können. Gerade im Ackerbau hat Agri-PV eine besondere Bedeutung, denn sie schafft durch die Stromerzeugung viele Synergien – wenn sie richtig umgesetzt wird. Zwar besteht noch Forschungsbedarf, doch dieser wird zunehmend gedeckt.

Aufgeständerte Agri-PV produziert nicht nur Strom, sondern bietet zudem Schutz vor zu starker Sonneneinstrahlung und kann die Feuchtigkeit im Boden erhalten, wodurch Pflanzen an trockenen Standorten besser gedeihen. Neben der Stromproduktion für den landwirtschaftlichen Betrieb könnte sie auch künftige Elektrotraktoren mit Energie versorgen.

Wie kann die Akzeptanz für Agri-PV-Projekte unter Landwirten gesteigert werden, die derzeit zögern, in solche Projekte zu investieren?
Hans-Josef Fell: Die entscheidende Motivation für Landwirte liegt in der doppelten Nutzung ihrer Ackerflächen. Agri-PV bietet ihnen Ertragssicherung ihrer Früchte, z. B. bei Extremwetter, sowie ein gutes Zusatzeinkommen durch Solarstrom. Dieser ökonomische Doppelnutzen ist enorm wertvoll, und es erstaunt mich, dass viele Landwirte trotzdem zögern.

Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, mit Agri-PV zu beginnen. Man kann nicht jede Ackerfläche mit Photovoltaik belegen, da die Gesellschaft gar nicht so viel Strom nutzen könnte. Diejenigen, die jetzt handeln, profitieren langfristig. Sobald 100 % unseres Stroms aus Erneuerbaren Energien erzeugt wird, wird der Bedarf an neuen Anlagen sinken. Wer zuerst baut, wird diesen Doppelnutzen für sich sichern.

Welche Rolle spielt Agri-PV bei der Anpassung der Landwirtschaft an zunehmende Wetterextreme und Klimaveränderungen?
Hans-Josef Fell: Neben dem Schatten- und Hitzeschutz hilft Agri-PV auch gegen andere Wetterextreme wie Starkregen und Hagel. Es gibt bereits Agri-PV-Anlagen über Weinreben, die besonders anfällig für solche Wetterereignisse sind. Auch für Beeren und andere Früchte kann ein solcher Hagelschutz enorm wichtig sein. Wenn die Module richtig konstruiert sind, können sie zusätzlich vor Starkregen schützen und so Bodenerosion verhindern.

Welche technologischen Innovationen halten Sie in der Agri-PV für besonders vielversprechend? Und welche Entwicklungen würden Sie sich in den kommenden Jahren wünschen?
Hans-Josef Fell: Ich bin kein technischer Experte, aber ich denke, dass alle Innovationen in Betracht gezogen werden sollten. Dazu gehören hoch aufgeständerte PV-Module, unter denen Traktoren fahren können, sowie senkrecht aufgestellte Anlagen, die den Landmaschinen viel Platz bieten. Aber auch Tracker-Anlagen, die der Sonne folgen und so höhere Erträge generieren. Es gilt, verschiedene Systeme auszuprobieren, um die beste Form von Agri-PV für die jeweilige landwirtschaftliche Nutzung zu finden.

Wenn Sie heute selbst Landwirt wären: Was würden Sie mit einer Fläche von zehn Hektar Land und der Vision einer elektrifizierten Landwirtschaft tun?
Hans-Josef Fell: Ich würde einen Großteil der Fläche mit Photovoltaik belegen, sowohl auf Dächern als auch auf dem Acker, um eine größtmögliche Eigennutzung zu gewährleisten. Das würde den Einsatz elektrischer Landmaschinen wie E-Traktoren ermöglichen. Die Abhängigkeit vom klimaschädlichen Agrardiesel würde dadurch beendet. Ziel muss es sein, die Energieversorgung der Landwirtschaft durch Agri-PV und Bioenergie zu sichern, die die Volatilität des Solarangebots ausgleichen kann.

Wie würde das konkret aussehen?
Hans-Josef Fell: Durch den gezielten Einsatz von Batteriespeichern. Da mittags mehr Strom produziert wird als abends oder nachts, kann dieser gespeichert und bei Bedarf genutzt werden. Zusätzlich wäre eine Biogasanlage sinnvoll, um Pflanzenreste zu verwerten und im Winter für Strom und Wärme zu sorgen. Mit solchen Anlagen könnten sogar ganze Dörfer ganzjährig mit Energie versorgt werden. Entscheidend ist, den Menschen eine Möglichkeit zu geben, energieautark zu werden und günstigen, ökologischen Strom sowie Wärme selbst zu erzeugen.

Wenn Sie eine Wunschvision formulieren könnten: Wie würde die Landwirtschaft im Jahr 2035 aussehen?
Hans-Josef Fell: Die Landwirtschaft wäre dann energieautark. Sie würde ihren Strom- und Wärmebedarf selbst decken und zusätzlich Dörfer mitversorgen. Damit wäre sie frei von fossilen Brennstoffen aus Krisenregionen wie Russland. Wenn Investitionen für einzelne Landwirte zu hoch erscheinen, sollten sie sich in der Dorfgemeinschaft in Energiegemeinschaften oder Genossenschaften zusammenschließen. So könnte eine gesamte Dorfgemeinschaft von günstigem, nachhaltigem Strom profitieren und sich gleichzeitig unabhängig von geopolitischen Verwerfungen machen.

Source

Hans-Josef Fell 2025 | Präsident der Energy Watch Group (EWG) und Autor des EEG

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