Klimaschutzvorreiterrolle schadet der Wirtschaft nicht
Die Kleinwasserkraft ist gemeinsam mit der Großwasserkraft am unmittelbarsten von allen Ökostromerzeugern von einem viel zu niedrigen CO2-Preis in der EU betroffen.
Der Kleinwasserkraftverband, der zu 100% saubere Wasserkraft und ein Zehntel der österreichischen Stromproduktion repräsentiert, spricht sich für weit ambitioniertere Ziele als die EU-Kommission und die bisherigen Ratsvorschläge aus. Die österreichische Bundesregierung sollte sich für dieses 60/45/30 Zielpaket einsetzen.
„Der frei erfundene Gegensatz von wirtschaftlicher Entwicklung, Standortattraktivität und hoher Beschäftigung einerseits zu hohen Klima- und Energiezielen andererseits entbehrt jeder empirischen Grundlage“ kritisiert Erwin Mayer, stv. GF der Kleinwasserkraft Österreich. Auch wenn Österreich nur 1/400 und die EU 1/10 der aktuellen globalen Treibhausgasemissionen verursacht, so spricht das überhaupt nicht gegen eine Vorreiterrolle der EU bei der Festlegung der Ziele für Treibhausgase, erneuerbare Energien und Energieeinsparung.
Wie sich Klimaschutz- und Energieziele auf die Wirtschaft und Beschäftigung auswirken hängt weit mehr von der richtigen Umsetzung und der Auswahl der richtigen Klimaschutzinstrumente ab als von der Höhe der Ziele. Wie auch Studien von Prof. Friedrich Schneider aus Linz im Jahr 2010 zeigen, können in Österreich schon bei einem CO2-Preis von 17 Euro/t CO2 jährliche CO2-Einsparungen von über 3,4 % erfolgen, und das bei annähernd unverändertem Beschäftigungseffekten und leicht positivem Wirtschaftswachstum.
„Wenn wir endlich die CO2-Preise in Europa und wo möglich auch in Österreich anheben und diese Einnahmen verteilungs- und wirtschaftsgerecht wieder in die Volkswirtschaft rückführen, dann sind sehr hohe Klimaschutzziele mit geringen Kosten und gesicherten Standorten in Europa auch für die bisher energie- und CO2-intensive Industrie machbar“, fordert Mayer.
So kostet derzeit die Emission einer Tonne CO2 im EU-Emissionshandel für Industrie und E-Wirtschaft rund 5 Euro. Im Vergleich dazu kostet die Tonne CO2 im Verkehrsbereich umgerechnet 140-240 Euro, wenn man die Mineralölsteuer auf Diesel und Benzin als CO2-Steuer betrachtet. Das führt dazu, dass im Strom- und Industriebereich CO2-Vermeidungsmaßnahmen mit Kosten von 6 Euro/t CO2 nicht durchgeführt werden. „Wenn wir diese ‚low hanging fruits'“ innerhalb der EU ernten, können wir bei der CO2 Diät weit größere und leicht erzielbare Fortschritte machen und auf gesunde Energienahrung wie Ökostrom setzen“, analysiert Mayer.
Die Kleinwasserkraft ist gemeinsam mit der Großwasserkraft am unmittelbarsten von allen Ökostromerzeugern von einem viel zu niedrigen CO2-Preis in der EU betroffen. 80% des Stroms aus Kleinwasserkraftwerken mit unter 10 MW Engpassleistung verkaufen derzeit ihren hochwertigen Ökostrom um läppische 3,5 Cent/kWh. Mit jedem Anstieg des CO2-Preises um 10 Euro/t CO2 erhöht sich der Marktpreis für Strom um 1 Cent/kWh.
Ausdrücklich warnen will die Kleinwasserkraft vor nicht national verbindlichen Ausbauzielen für die erneuerbaren Energien in Europa. Das würde lediglich einem Ausbau der Atomenergie in Europa in die Hände spielen. Es wäre dann möglich, dass Staaten wie UK und die Tschechische Republik sich von den Erneuerbaren Zielen freikaufen und gleichzeitig Hinkley Point C und Temelin ausbauen.
„Es geht uns von der Kleinwasserkraft nicht nur darum einen fairen Abnahmepreis für sauberen Kleinwasserkraftstrom zu bekommen sondern wir wollen definitiv klimaschädigende Kraftwerke und Atomrisiken in Europa zurückdrängen“, betont Mayer abschließend.