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© pixabay.com | ai-BrianPenny | Rechenzentrumsstrategie umweltverträglich, wirtschaftlich und gesellschaftlich akzeptiert gestalten.

Nachhaltige Rechenzentrumsstrategie

Öko-Institut fordert klare Vorgaben für Energieeffizienz und Bürgerbeteiligung. Rechenzentren sind das Rückgrat der digitalen Transformation – und gleichzeitig ein wachsender Faktor beim Energieverbrauch.

Das deutsche Bundesministerium für Digitales und Staatsmodernisierung arbeitet derzeit an einer nationalen Rechenzentrumsstrategie, um Deutschland als Standort wettbewerbsfähiger zu machen. Im Rahmen der öffentlichen Konsultation hat das Öko-Institut nun Empfehlungen vorgelegt, die eine nachhaltige und gesellschaftlich akzeptierte Entwicklung sicherstellen sollen.

Stromverbrauch auf dem Weg zur Verdoppelung

Schon heute verbrauchen Rechenzentren in Deutschland rund 26 Terawattstunden Strom pro Jahr – das entspricht etwa fünf Prozent des gesamten Stromverbrauchs. Bis 2030 könnte sich dieser Anteil verdoppeln. Hinzu kommen hoher Wasserbedarf für Kühlung sowie steigende CO₂-Emissionen, falls die wachsende Nachfrage mit fossiler Energie gedeckt wird.

„Rechenzentren dürfen nicht zur Belastung für Klima und Gesellschaft werden. Sie müssen stattdessen einen aktiven Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung leisten“, fordert Jens Gröger, Forschungskoordinator für nachhaltige digitale Infrastrukturen am Öko-Institut. Konkret bedeutet das: Strom ausschließlich aus erneuerbaren Energien, konsequente Abwärmenutzung für Wärmenetze und flexible Laststeuerung zur Stabilisierung des Stromnetzes.

Akzeptanz durch Beteiligung

Neben ökologischen Aspekten hebt das Öko-Institut die Bedeutung gesellschaftlicher Akzeptanz hervor. Denn neue Rechenzentren stoßen vor Ort nicht nur auf Zustimmung: Während Investitionen und Arbeitsplätze Chancen eröffnen, gibt es auch Befürchtungen – etwa vor höherem Strombedarf, zusätzlichem Netzausbau oder Wasserknappheit.

Damit Projekte auf Zustimmung stoßen, müsse es frühzeitige und transparente Beteiligungsverfahren geben. Kommunen sollten die Menschen in den Regionen einbinden und Vor- und Nachteile offen diskutieren. „So werden Belastungen nicht einfach verlagert, sondern tragfähige Lösungen gemeinsam entwickelt“, heißt es aus dem Institut.

Sieben Leitprinzipien für Nachhaltigkeit

Das Öko-Institut empfiehlt, verbindliche Mindeststandards in der nationalen Strategie zu verankern. Dazu zählen:

  • Nachhaltige Standortwahl: Rechenzentren nur dort, wo ausreichend Ökostrom, Abwärmenutzung und keine Flächenkonflikte bestehen.
  • Effizienz: Orientierung an den höchsten Standards wie dem Umweltzeichen Blauer Engel.
  • Transparenz: Regelmäßige Veröffentlichung von Verbrauchs- und Effizienzkennzahlen.
  • 100 % erneuerbare Energien: Zeitgleiche Deckung des Strombedarfs durch Ökostrom.
  • Investitionen: Betreiber müssen selbst in den Ausbau erneuerbarer Energien und Netze investieren.
  • Flexibilität: Lastmanagement zur Unterstützung der Netzstabilität.
  • Abwärmenutzung: Einspeisung in Nahwärmenetze, um fossile Heizungen zu ersetzen.
     

Weichenstellung für einen nachhaltigen Digitalstandort

„Rechenzentren der Zukunft müssen wirtschaftlich, ökologisch und gesellschaftlich tragfähig sein. Nur wenn diese drei Dimensionen zusammen gedacht werden, kann der Standort Deutschland nachhaltig und souverän wachsen“, betont Gröger.

Mit seinen Vorschlägen will das Öko-Institut die Debatte um die nationale Rechenzentrumsstrategie in Richtung klarer Nachhaltigkeitsziele lenken – und sicherstellen, dass Digitalisierung und Klimaschutz Hand in Hand gehen.

Quelle

Öko-Institut 2025

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