Trendwende auf dem deutschen Photovoltaik-Markt nicht in Sicht
Für dieses Jahr gehen die Experten von einem Photovoltaik-Zubau zwischen nur noch 1,2 und 1,4 Gigawatt in Deutschland aus. Auch für 2016 sehen sie wenig Anzeichen für eine Erholung des Marktes – der eher noch kleiner werden dürfte.
Bereits 2014 lag der Deutschland in Europa mit einem Zubau von 1,9 Gigawatt nur noch auf Platz 2 in Europa – hinter Großbritannien. Der Photovoltaik-Markt wird 2015 noch weiter schrumpfen. Nach den Rekordjahren zwischen 2010 und 2012 mit jeweils neu installierter Leistung von rund 7.500 Megawatt gehen verschiedene, von pv magazine befragte Experten in diesem Jahr nur noch von einer 1,2 bis 1,4 Gigawatt Zubau aus. Am optimistischsten sind dabei die Analysten von Bloomberg New Energy Finance (BNEF) mit einer Erwartung von 1445 Megawatt. Aber auch dies liegt deutlich unter den Plänen der Regierung, deren Zielkorridor bei 2,5 Gigawatt jährlich eine neu installierte Leistung vorsieht.
Die Gründe für den derzeit schwächelnden Markt sind vielfältig. So ist zum 1. September die EEG-Förderung für Freiflächenanlagen bis zehn Megawatt ausgelaufen, was für einen kurzfristigen Zubaupeak im August sorgte. Nun werden diese Anlagen aber nur noch über Ausschreibungen gefördert. 2015 und 2016 sind jeweils drei Ausschreibungsrunden vorgesehen und haben teilweise bereits stattgefunden mit einem Gesamtvolumen von 900 Megawatt. Allerdings haben die erfolgreichen Bieter zwei Jahre Zeit, ihre Anlagen zu realisieren und viele davon werden nun auf ein weiteres Sinken der Systempreise warten.
Genau darin sieht IHS-Analystin Susanne von Aichberger eines der größten Hemmnisse für die Marktentwicklung in Deutschland; ebenso in den nur geringen Vergütungen für den Solarstrom – sowohl bei der Einspeisevergütung als auch bei der Direktvermarktung. „Die Photovoltaik-Nachfrage in Deutschland befindet sich 2015 weiter im Sinkflug und hinkt weit hinter ihren Potenzialen zurück. Auch für 2016 zeichnet sich keine fundamentale Trendwende ab“, erklärt Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Solarwirtschaft (BSW-Solar). Er sieht vor allem zwei zentrale Wachstumsbremsen für den Markt – zum einen die Belastung des Eigenverbrauchs mit einer anteiligen EEG-Umlage in Höhe von derzeit etwa zwei Cent pro Kilowattstunde; zum anderen den Vergütungsmechanismus für Einspeisetarife. Die monatliche Anpassung der Fördersätze solle sowohl eine Über- als auch Unterförderung der Photovoltaik verhindern. Allerdings zeigt sich nun, dass der Mechanismus nicht richtig greift. „Grundsätzlich wäre er dazu zwar in der Lage, der Bemessungszeitraum von derzeit 12 Monaten müsste dafür aber deutlich verkürzt werden und die Vergütungsanpassung kräftiger ausfallen“, so Körnig weiter. Daher ist wohl ein weiterer Rückgang des Photovoltaik-Marktes im kommenden Jahr realistisch. IHS prognostiziert nach einem Zubau von 1,24 Gigawatt in diesem Jahr eine neu installierte Photovoltaik-Leistung von nur noch 1,17 Gigawatt im kommenden Jahr.
Mit Blick auf eine Erholung des Photovoltaik-Marktes in Deutschland fordert der BSW-Solar von der Bundesregierung, dass sie die Bremsen lösen solle. Auch sollte sie von der geplanten Absenkung der verpflichtenden Direktvermarktung auf Anlagen ab 100 Kilowatt Leistung ab dem kommenden Jahr verzichten und ebenso auf eine Umstellung der Förderung für Photovoltaik-Dachanlagen auf Ausschreibungen. Im kommenden Jahr plant die Bundesregierung eine EEG-Novelle, bei der die Förderung erneuerbarer Energien weitgehend auf Ausschreibungen umgestellt werden soll. Nach den bisher veröffentlichten Eckpunkten sollen Photovoltaik-Dachanlagen aber weitgehend von den geplanten Auktionen ausgenommen. Nur für Dachanlagen ab einem Megawatt Leistung könnte es demnach ab 2017 ebenfalls Ausschreibungen geben.