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Umweltorganisationen fordern strenge Richtlinien für Finanzinstitute

Um den Druck auf die großen Finanzinstitute zu erhöhen, haben internationale NGOs neue Richtlinien zur Einhaltung des Pariser Klimaabkommens erarbeitet. Sie fordern einen sofortigen Stopp jeglicher Finanzierung neuer Kohle-, Öl- und Gas-Projekte.

Insgesamt 59 internationale Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen haben mit der NGO Rainforest Action Network Richtlinien für Finanzinstitutionen zur Einhaltung des Pariser Klimaabkommens erarbeitet. Das Paris Principles-Dokument will damit den Druck auf die weltweit größten Banken, Versicherer und Vermögensverwalter, deren Geschäfte die Klimakrise befeuern, weiter erhöhen.

Im Hinblick auf den nächsten Klimagipfel COP26 in Glasgow im November 2021 haben zahlreiche Finanzinstitutionen zwar bereits versprochen, ihre Geschäfte in Übereinstimmung mit dem Pariser Klimaabkommen zu bringen. Es habe sich jedoch gezeigt, sagen die NGOs, dass diese Richtlinien bisher bei weitem nicht ambitioniert genug sind, um das Ziel, die globale Klimaerwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, auch nur annähernd zu erreichen. Eine Analyse der Organisation Reclaim Finance vom September 2020 offenbart, dass aus über 400 der weltweit größten untersuchten Finanzinstitutionen nur 214 überhaupt eine Form von Kohlerichtlinie haben; nur 16 davon seien effektiv genug, um wenigstens den weiteren Ausbau des Kohlesektors einzuschränken.

„Finanzinstitutionen müssen offenlegen, wie sie langfristig planen, ihre klimaschädigenden Tätigkeiten zu eliminieren“, sagt Paddy McCully, Climate and Energy Director bei Rainforest Action Network. „Zudem müssen sie sofort aufhören, den Ausbau fossiler Energien und Abholzung zu finanzieren.“ Die Energiewende werde leider nicht über Nacht und vor allem nicht von ganz allein stattfinden. „Banken und andere Finanziers können nicht davon ausgehen, dass es genug ist, Klimaziele für das Jahr 2050 – also eine ganze Generation entfernt – zu definieren und dann erwarten, ernst genommen zu werden“, so Mc Cully.

Die Gruppen fordern einen sofortigen Stopp jeglicher Finanzierung neuer Kohle-, Öl- und Gas-Projekte und auch der Firmen selbst, die diese Projekte vorantreiben. Weiterhin müsse die Finanzierung der Firmen, die weltweit die Abholzung von Wäldern und Zerstörung anderer Ökosysteme vorantreiben, eingestellt werden.

Erst vor kurzem hatte eine Kampagne von Umweltschutzorganisationen, mit der Investoren zum Divestment zugunsten des Regenwaldes aufgefordert werden, den brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro in Rage gebracht.

Datenbank der größten Klimasünder

In der DatenbankCoal Policy Tool , die vonder französischen NGO Reclaim Finance entwickelt wurde, werden sämtliche Kohle-Ausschlussregeln der größten Banken, Investoren und Versicherer weltweit aktuell gesammelt und auf Basis fundierter Kriterien verglichen. Sie bewertet bisher 214 Unternehmen mit Kohlerichtlinien aus dem Finanzsektor sowie die größten Finanzinstitutionen, die keinerlei Einschränkungen für Kohle haben, und behandelt 30 Länder weltweit. Hier wird transparent, welche Finanzinstitutionen zu den größten Klimasündern zählen.

„Damit wir als Weltgemeinschaft eine Chance haben das 1,5 Grad-Ziel zu erreichen, müssen Banken, Versicherer und Investoren dem Beispiel der Banken UniCredit und Crédit Mutuel folgen, die sich schon heute von einem Großteil ihrer Kohlekunden getrennt und angekündigt haben jegliche Unterstützung von Kohlefirmen noch in diesem Jahrzehnt zu beenden“, sagt Heffa Schücking, Gründerin von urgewald, eine der an der aktuellen Kampagne beteiligten NGOs. Finanzakteure müssten zudem die Finanzierung neuer fossiler Infrastruktur sofort beenden und verbindliche Fahrpläne für einen Ausstieg aus der Finanzierung der Öl- und Gasindustrie vorlegen. „Das ist es, was es braucht, damit Finanzinstitutionen nicht weiterhin gegen die Pariser Klimaziele arbeiten. Alles andere ist Augenwischerei auf unser aller Kosten“, sagt Schückiing.

Forderung nach Divestment fossiler Projekte wächst auch in Asien

Quer durch Asien forderten viele Bewegungen und Gemeinden, dass öffentliche und private Banken sofort aufhören neue Kohle- und andere fossile Projekte zu finanzieren, berichtet Lidy Nacpil vom Asian Peoples Movement on Debt and Development (APMDD) und dem Asian Energy Network. „Die Technologie für saubere Energie aus erneuerbaren Quellen ist vorhanden und vor allem leistbar, es gibt also keine Ausreden mehr.“

energiezukunft.eu | Heft 28/2020 | Urbane Energiewende
energiezukunft.eu | Heft 28/2020 | Urbane Energiewende
Gerechter Wandel

Die formulierten Prinzipien machen noch einmal sehr deutlich, dass eine Begrenzung der globalen Erwärmung auf maximal 1,5 Grad eine Frage der Gerechtigkeit und Wahrung von Menschenrechten ist. Sie fordern beim Klimaschutz die Rechte der indigenen Völker, die weltweit oft als erstes von den Folgen der Klimakrise und der Gewinnung fossiler Brennstoffe betroffen sind, zu respektieren.

„Eine gerechte Energiewende sollte auch die Menschen unterstützen, deren Arbeitsplätze derzeit von Industrien abhängig sind, die so schnell wie möglich abgebaut werden müssen – das betrifft aktuell vor allem die Kohleindustrie“, heißt es in der Kampagne.

Die unterzeichnenden Organisationen arbeiten nun weiterhin gemeinsam daran, den Druck auf Banken und anderer Finanziers zu erhöhen, damit diese die Prinzipien für eine Einhaltung der Ziele des Pariser Klimaabkommens bis zur COP26 anwenden.

Quelle

Der Bericht wurde von der Redaktion “energiezukunft“ (na) 2020 verfasst – der Artikel darf nicht ohne Genehmigung weiterverbreitet werden! | energiezukunft | Heft 28 / 2019 | „Urbane Energiewende“ |  Jetzt lesen | Download

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