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pixabay.com | DarkWorkX02 | Derzeit exportierten die Hersteller 60 Prozent ihrer Anlagen ins Ausland – und wenn dieser Anteil weiter steigt, werden sich die Unternehmen überlegen, ob sie noch hierzulande produzieren wollen, warnte Böhmer. |Selbst wenn der Ausbau später wieder anziehen sollte, kämen dann die Hersteller nicht wieder, warnt die Branche selbst – dann würden die Anlagen importiert, so wie das heute bei der Photovoltaik der Fall ist.

© pixabay.com | DarkWorkX02 | Derzeit exportierten die Hersteller 60 Prozent ihrer Anlagen ins Ausland – und wenn dieser Anteil weiter steigt, werden sich die Unternehmen überlegen, ob sie noch hierzulande produzieren wollen, warnte Böhmer. |Selbst wenn der Ausbau später wieder anziehen sollte, kämen dann die Hersteller nicht wieder, warnt die Branche selbst – dann würden die Anlagen importiert, so wie das heute bei der Photovoltaik der Fall ist.

Windradbauer halten 2020 für Schicksalsjahr

Kurzstudie zur Windkraft-Industrie – Für die Windkraft an Land ist 2019 ein verlorenes Jahr. Finden sich Bund und Länder nicht schnell zusammen und handeln, könnte 2020 zu einer Art Schicksalsjahr für die Windanlagenhersteller werden, warnt der Verband VDMA und untermauert das mit einer Prognos-Studie.

Wer begründen will, warum die Windkraft in Deutschland mehr Beschäftigung schafft als die ganze Braunkohlebranche, hat es von den Zahlen her nicht schwer. Die von der Prognos AG am heutigen Freitag in Berlin vorgelegte Studie im Auftrag des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) zählte für 2018 rund 64.000 Beschäftigte, die allein in den Kernbereichen für die Windkraft an Land tätig sind. Michael Böhmer von Prognos nennt das eine „eher konservative“ Berechnung des Arbeitsplatzeffekts.

Damit hat er ohne Zweifel recht. Denn Prognos berücksichtigt quasi nur die direkt Beschäftigten. Die Braunkohle-Branche zum Beispiel schätzt die eigene Beschäftigtenzahl meist noch großzügig auf bundesweit 20.000, rechnet dann aber 40.000 Leute hinzu, die durch die Investitionen und Aufträge der Kohle Lohn und Brot hätten – und dann noch einmal mehrere tausend sogenannte induzierte Arbeitsplätze, die von den Konsumausgaben der Kohlearbeiter leben würden.

So weit treibt es Prognos bei der Windkraft an Land nicht. Die „induzierte Beschäftigung“ sei zu unspezifisch, als dass man sie berücksichtigen könnte, erläutert Böhmer heute in Berlin. Nimmt man wenigstens die indirekte Beschäftigung hinzu, kommt zum Beispiel eine Studie der Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung für das Jahr 2015 auf über 120.000 Beschäftigte im Bereich der Land-Windenergie.

Die Hochzeit der Beschäftigung ist aber im Grunde schon passé. Erst Ende September verkündete Vestas, der weltgrößte Windkraftanlagenhersteller, in seinem Lausitzer Werk in Lauchhammer 500 Jobs und damit dort fast jeden zweiten Arbeitsplatz zu streichen. Schon Ende April hatte der älteste deutsche Hersteller von Windkraft-Turbinen Senvion Insolvenz anmelden müssen. 1.800 Arbeitsplätze drohen zu verschwinden.

Jeder dritte Wind-Job droht wegzufallen

„Gesamtwirtschaftlich gesehen ist die Branche nicht Nichts“, stapelt der Prognos-Experte tief. Der wirkliche Tiefschlag für die Windanlagen-Hersteller droht aber erst noch zu kommen. Bleibt es auch in den kommenden Jahren beim aktuellen Ausbauniveau der Windkraft an Land von etwa 1.000 Megawatt jährlich, dann werden laut Prognos bis 2030 knapp 30 Prozent der heutigen Beschäftigung verschwinden – jedenfalls aus Deutschland.

Derzeit exportierten die Hersteller 60 Prozent ihrer Anlagen ins Ausland – und wenn dieser Anteil weiter steigt, werden sich die Unternehmen überlegen, ob sie noch hierzulande produzieren wollen, warnte Böhmer. Schließlich seien die Produkte auch sehr „transportintensiv“. 

Selbst wenn der Ausbau später wieder anziehen sollte, kämen dann die Hersteller nicht wieder, warnt die Branche selbst – dann würden die Anlagen importiert, so wie das heute bei der Photovoltaik der Fall ist. Trete das Szenario auch beim Wind ein, würden Deutschland „weltweit gigantische Exportchancen“ entgehen, appelliert der VDMA.

Diese Entwicklung ließe sich beim 1.000-Megawatt-Szenario, das Prognos sinnigerweise „Gegenwind“ getauft hat, kaum verhindern. Dann ginge die installierte Windleistung an Land sogar von heute 52.000 Megawatt auf 46.000 Megawatt zurück.

Bleibt es wenigstens beim Ausbaupfad des EEG 2017 mit jährlich 2.900 Megawatt Zuwachs, würde die Bundesregierung bis 2030 ihr Ziel von 65 Prozent erneuerbarem Strom ebenso verfehlen wie das Klimaziel, aber die Beschäftigung würde in etwa gleich bleiben.

Einen klimapolitisch wirklich entscheidenden Zuwachs bei den Wind-Jobs, der auch den Kohleausstieg kompensiert, gibt es laut Prognos nur, wenn jährlich um die 4.700 Megawatt an Land hinzukommen und 2030 rund 73.000 Megawatt erreicht werden. Dann legt auch die Beschäftigung um zehn Prozent zu.

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Quelle

Der Bericht wurde von
der Redaktion „klimareporter.de“ (Jörg Staude) 2019 verfasst – der Artikel
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