Bodenabsenkung an Kaliforniens Küste
Doppelt fatal für Kaliforniens Küstenbewohner: Während der Meeresspiegel steigt, sinkt in vielen Gebieten der Boden.
Schuld sind unter anderem Ölförderung und Grundwasserentnahme. Bis zu acht Millionen Menschen sind von Überschwemmungen bedroht.
Neueste Messungen zeigen: Neben der Ostküste, ist auch die Westküste der USA von Bodenabsenkungen betroffen. Vor allem dicht besiedelte Gebiete in Kalifornien sind gefährdet. Besonders betroffen sind vier ohnehin schon tiefliegende Metropol-Regionen: San Francisco, Monterey Bay, Los Angeles und San Diego, wie eine Studie von Forschern der Arizona State University zeigt, über die das Wissenschaftsmagazin scinexx zuerst berichtete. Das Gebiet am Flughafen von San Francisco etwa sinkt um rund zehn Millimeter pro Jahr. Dadurch könnte der Flughafen langfristig unbenutzbar werden.
San-Francisco liegt über der San-Andreas-Verwerfung, an der sich zwei Erdplatten aneinander vorbeischieben und die immer wieder für Erbeben sorgt. Auch Bodenabsenkungen sind eine Folge der Plattenverschiebungen. Unter dem Flughafen von San Francisco kommt es zusätzlich zur Kompression von Sedimentgesteinen. Durch die Bildung neuer Sedimente im Boden kommt es zur Kompression und damit Entwässerung darunter liegender Sedimentschichten. Dies sorgt für sinkende Böden.
Auch der Mensch sorgt für sinkende Böden
Während die Bodenabsenkung im Raum San Francisco auf natürlichen Ursachen beruht, sind sinkende Böden im Raum Los Angeles zum Teil menschengemacht. Ähnlich wie an der Ostküste sorgt unter anderem die übermäßige Grundwasserentnahme für die Bodenabsenkung. Zwischen 2011 und 2017 litt Kalifornien unter einer ungewöhnlich starken und langen Dürrephase. Ein Zusammenhang mit dem Klimawandel gilt als sicher. Während die Menschen für ihre Häuser und die Landwirtschaft weiterhin riesige Wassermengen verbrauchten, fehlte ausreichender Regen für die Auffüllung der Grundwasserreservoirs.
Ein weiterer Faktor für die sinkenden Böden im Raum Los Angeles ist die Ölförderung. Unter der Metropolregion liegt eines der größten Ölvorkommen der USA. Mit dem Öl wurde Los Angeles erst zur weithin bekannten und reichen Metropole. Die Anzahl der aktiven Öl-Bohrlöcher im Stadtgebiet wird auf etwa 3.000 geschätzt. Dazu kommen noch Ölfelder mit Förderung vor den Toren der Stadt – zu Land und zu Wasser. Bislang eine Goldgrube für die Stadt, fiel der Ölpreis in der Coronakrise in den Keller.
Laut den Forschern der Arizona State University sinkt der Boden im Raum Los Angeles durch Grundwasserentnahme und Ölförderung um zwei bis drei Millimeter pro Jahr. Gleichzeitig steigt der weltweite Meeresspiegel über drei Millimeter pro Jahr. Zwei Millionen Menschen in Los Angeles sind zunehmend von Überschwemmungen bedroht warnen die Forscher. In San Francisco kommen noch einmal zwei Millionen hinzu.
In ganz Kalifornien sind bis zu 8,7 Millionen Menschen betroffen. Pläne zum Hochwasserschutz werden damit immer wichtiger. Neben Mauern gegen das Hochwasser wird vermehrt versucht natürlichen unbebauten Raum für das eindringende Wasser zu schaffen. Maßnahmen zum Schutz der Menschen könnten in den kommenden Jahrzehnten über 100 Milliarden US-Dollar kosten. Trotzdem werden einige Küstengebiete Kaliforniens bis zum Jahr 2100 wahrscheinlich unbewohnbar werden.
Quelle
Der Bericht wurde von der Redaktion “energiezukunft“ (mf) 2020 verfasst – der Artikel darf nicht ohne Genehmigung weiterverbreitet werden! | energiezukunft | Heft 28 / 2019 | „Urbane Energiewende“ | Jetzt lesen | Download