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© pixabay.com | werner22brigitte | Flüsse übernehmen die „letzte Stufe“ der Abwasserreinigung.

CESR-Studie: Zwei Drittel der Flüsse in Entwicklungsländern weisen zunehmende Verschmutzung auf

Fast zwei Drittel der Flusskilometer in Afrika, Asien und Lateinamerika sind zunehmend verschmutzt, die Trinkwasserversorgung von 300 Millionen Menschen dadurch bedroht.

Das ist ein Ergebnis einer Studie u.a. des Center for Environmental Systems Research (CESR) an der Universität Kassel im Auftrag der Weltumweltorganisation UNEP. Auch die Süßwasserfischerei ist immer mehr gefährdet. „Vereinfacht gesagt: Die Verschlechterung der Wasserqualität ist die neue Wasserknappheit“ so Prof. Dr. Joseph Alcamo, Direktor des CESR.

Alcamo, ehemaliger Chief Scientist des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP), hat die Ergebnisse der Studie auf der jüngsten Umweltversammlung der Vereinten Nationen (UNEA) in Nairobi vorgestellt. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Kassel hatten gemeinsam mit dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig zwei Jahre an der Studie gearbeitet. Dafür werteten sie vorhandene Daten zur Süßwasserqualität in den drei Kontinenten aus und schlossen Datenlücken durch Modellierung.

Ziel dieser „Vorstudie zu einem World Water Quality Assessment“ war es, einen ersten Einblick zu bekommen, wie es um die Qualität der Fließgewässer und Seen weltweit bestellt ist und welche Folgen das für die menschliche Gesundheit und Nahrungssicherheit hat. Mehr als 40 Autoren und Autorinnen arbeiteten daran, davon sechs vom CESR.

Hunderttausende Datensätze zur weltweiten Wasserqualität gibt es bereits, denn im Global Environmental Monitoring System (GEMS) der Vereinten Nationen laufen Umweltinformationen aus vielen tausend Messstationen weltweit zusammen. Das hierzu verfügbare Material zu analysieren und aufzubereiten war eines der wichtigen Ziele der Studie. Obwohl eine Vorstudie, konnten die teilnehmenden Wissenschaftler und Experten dank aufwendiger daten- und modellbasierter Analysen neue Rückschlüsse auf die weltweite Wasserqualität ziehen.

Die Studie hat den Fokus auf die Wasserqualität gelegt, die Ursachen nachteiliger Veränderungen analysiert und die Folgen für die menschliche Gesundheit, Nahrungssicherheit und den Zustand aquatischer Ökosysteme beurteilt. Eine solche Bewertung der Wasserqualität konnte erstmalig auf großmaßstäblicher Skala gezeigt werden. „Mit unserem integrierten globalen Modellierungssystem WaterGAP haben wir die Wasserqualität der Fließgewässersysteme mit hoher räumlicher Auflösung abgebildet und dadurch auch Aussagen für Regionen abgeleitet, in denen keine Messdaten verfügbar sind“, sagt Dr. Martina Flörke, die mit Alcamo für das Projekt am CESR verantwortlich war.
„Wasserverschmutzung ist ein sehr ernst zu nehmendes Problem in Lateinamerika, Afrika und Asien, das zu einer neuen Form von Wassermangel führt“, so Alcamo. „Eine Verschlechterung der Wasserqualität schränkt die Verwendung der Frischwasserressourcen ein und limitiert diese, wenn sie am nötigsten gebraucht werden.“

Ergebnisse der Studie sind u.a.:

  • Nahezu zwei Drittel der Flusskilometer in Lateinamerika, Afrika und Asien zeigen eine zunehmende Verschmutzung durch fäkalkoliforme Bakterien. Diese bedeutet eine Gefährdung von bis zu 300 Millionen Menschen, die mit stark verunreinigtem Wasser in Flüssen und Seen in Berührung kommen können.
  • Ungefähr zwei Drittel der Flusskilometer der drei untersuchten Kontinente weisen eine steigende organische Verschmutzung auf, welche die Binnenfischerei bedroht. Letztere ist eine wichtige Proteinquelle in der Ernährung vieler Menschen in Entwicklungsländern.

Die Studie weist aber auch darauf hin, dass die meisten Flussabschnitte auf diesen Kontinenten noch in einem guten qualitativen Zustand sind. Starken Verunreinigungen kann heutzutage durch ein breites Spektrum von technischen und Bewirtschaftungsmaßnahmen begegnet werden.

Jetzt wird mit Vertretern von CESR, UFZ, den Vereinten Nationen und der deutschen Regierung die Möglichkeit diskutiert, die durchgeführte „Vorstudie“ in ein umfassendes, weltweites Assessment der Wasserqualität auszuweiten.

Publikation:
UNEP 2016. A Snapshot of the World’s Water Quality: Towards a global assessment. United Nations Environment Programme, Nairobi, Kenya.162pp (pdf)
Report: www.wwqa-documentation.info/report.html
Policy-Brief: http://www.wwqa-documentation.info/assets/policy_brief_unep_wwqa_web.pdf

istockphoto.com | Antagain
Quelle

Universität Kassel 2016

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