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Fotolia.com | GerhardSeybert

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Lebensmittelampel ja, aber richtig

Experten vom Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien (IAMO) und der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) stellen Entwurf für modifizierte Lebensmittelampel vor.

Noch schnell den Einkauf erledigen, Joghurt, Milch, Käse und Pizza stehen auf Herrn Müllers Liste. Kurz wirft er einen prüfenden Blick auf die Lebensmittelampel auf der Verpackung. Aha, ganz schön viel Salz, aber dafür hat die Pizza wenig Zucker und viele Ballaststoffe. Zufrieden und gut informiert legt Herr Müller die Pizza in seinen Einkaufswagen. Noch ist ein solches Szenario in Deutschland Zukunftsmusik, doch ginge es nach Dr. Christine Burggraf vom Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien (IAMO) sowie Ina Volkhardt und Dr. Toni Meier von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) wäre dies demnächst Standard.

Die Wissenschaftler beschäftigen sich seit Längerem mit der Kennzeichnung von Lebensmitteln und dabei insbesondere mit der Lebensmittelampel. In Großbritannien ist eine freiwillige Ampelkennzeichnung bereits umgesetzt. In Deutschland lässt sie auf sich warten, obwohl viele Verbraucherinnen und Verbraucher eine solche nachfragen. Auch Verbraucherschutzorganisationen befürworten die Idee. Unbestritten ist, dass angesichts einer globalen Übergewichtskrise, vor der u. a. die Weltgesundheitsorganisation WHO warnt, weltweit die Prävalenz von Herzkreislauferkrankungen, Diabetes mellitus Typ 2 und anderen ernährungsmitbedingten chronischen Erkrankungen steigt.

Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, bieten sich für eine nachhaltige Verbesserung des Ernährungsverhaltens zahlreiche Maßnahmen zur Vermittlung ernährungsphysiologischer Verbraucherinformationen an. Die in Deutschland seit Längerem diskutierte Ampelkennzeichnung ist dabei ein mögliches Instrument für eine leicht verständliche Informationsbereitstellung über den Nährwert eines Lebensmittels. Die Ökonomin Dr. Christine Burggraf führt aus: „In ihrer bisher diskutierten Ausgestaltung trägt die Ampelkennzeichnung nur dem Aspekt der zu reduzierenden Zufuhr von Fett, gesättigten Fettsäuren, Zucker und Salz Rechnung. Der Aspekt der adäquaten Zufuhr von Vitaminen, Mineralstoffen und Ballaststoffen wird bislang vernachlässigt. Wir schlagen eine Ampelkennzeichnung vor, die auch diesen Aspekt einer gesunden Ernährungsweise mitberücksichtigt. Damit würde sich das Informationspotential für eine gesundheitsförderlichere Ernährung deutlich verbessern.“

Im IAMO Policy Brief 28 „Vorteile einer modifizierten Ampelkennzeichnung für Lebensmittel“ erläutern die Wissenschaftler ihren Vorschlag einer modifizierten Lebensmittelampel. Mit einer solchen Kennzeichnung wäre der ernährungsphysiologisch positive Beitrag der in den Lebensmitteln enthaltenen Vitamine, Mineralstoffe und Ballaststoffe deutlich für den Verbraucher erkennbar. Auch wenn die Ampelkennzeichnung keine allgemeingültige Einteilung in gesündere und ungesündere Lebensmittel bietet, stellt sie doch eine sinnvolle Ergänzung zu anderen Maßnahmen für eine gesündere Ernährung dar. Ähnlich wie für die Klassifizierung der als riskant bewerteten Inhaltsstoffe seitens der EU, könnten auch für die Bewertung des Gehalts positiver Inhaltsstoffe die von der EU vorgegebenen Referenzwerte der Ampel zugrunde gelegt werden. Hierbei würde es sich dann nicht um obere Richtwerte sondern um adäquate Mindestmengen handeln.

Der IAMO Policy Brief 28 „Vorteile einer modifizierten Ampelkennzeichnung für Lebensmittel“ erläutert den Vorschlag im Detail und kann auf der Webseite des IAMO unter www.iamo.de/policybrief-28 kostenfrei heruntergeladen werden.

Quelle

Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien (IAMO) 2016

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