„Globaler Mindestlohn von 1 Dollar – Stunde als Menschenrecht!“
Petitionsstarter Peter Spiegel übergibt 51.683 Unterschriften an Entwicklungsminister Gerd Müller.
„Der Globale Mindestlohn ist ein wichtiger Anstoß zur Frage eines Einstiegs in soziale Sicherungssysteme“, meinte Gerd Müller, Bundesminister für Entwicklungszusammenarbeit bei der Übergabe von 51.673 Unterschriften für die Petition zur Einführung einer globalen Lohnuntergrenze von 1 Dollar pro Stunde. „Neu ist der systemische Ansatz“, so Müller, „der diskutiert werden muss.“
„Wir haben die Idee eines Mindestlohns ja auch in Deutschland.“ Mit der Idee eines Globalen Mindestlohns, der eine Jeans in unseren Läden gerade einmal um 30 Cent teurer werden ließe, aber das Einkommen beispielsweise in Bangladesch für die TextilarbeiterInnen mehr als verdoppeln würde, verbindet Müller die Botschaft an die Konsumenten bei uns: „Ihr Reichen habt die Aufgabe und Verpflichtung, euren Reichtum ein Stück weit neu zu teilen. Neu ist, systemische Ansätze wie diesen auch in den Entwicklungsländern mit den dort Herrschenden zu entwickeln, neue Systeme des Teilens von Einkommen, von Vermögen, von wirtschaftlichem Profit.“
Müller stellte an den Petitionsinitiator Peter Spiegel die Frage, die sich viele bei uns stellten: Wie sei ein solcher Mindestlohn finanzierbar? Wieviel koste er wem? Spiegel antwortete darauf, die Verteuerung der mit einem solchen Mindestlohn erstellten und zu uns exportierten Produkte würde der Konsument bei uns kaum feststellen, so wenig würden sie in unseren hiesigen Wirtschaftskreisläufen zu Buche schlagen. Die Produzenten vor Ort würden aber eine massive Verbesserung ihrer Lebenssituation erfahren und ihr Leben mehr in die eigene Hand nehmen können, was der beste Ansatz für echte Entwicklung wäre. Außerdem würden die höheren Löhne vollständig im Wirtschaftskreislauf verbleiben. In Wirklichkeit würden alle erheblich davon profitieren. Spiegel forderte den Minister auf, die weiteren Schritte zur Umsetzung im Ministerium zu diskutieren.
Gespräche auf allen Ebenen fortführen
Jeannette Gusko von change.org befragte Spiegel nach der Übergabe, wie er die Reaktion des Ministers einschätze. „Wir haben mit Gerd Müller in Deutschland einen Bundesminister, bei dem ein Globaler Mindestlohn tatsächlich seinem systemischen Ansatz entspricht. Er diskutiert diese Ansätze wie beispielsweise auch die Einrichtung eines Globalen Nachhaltigkeitsrat für die Global Goals auch beim G20-Gipfel.“ Spiegel erwähnte ferner, dass er die Gelegenheit hatte, die Forderung nach einem Globalen Mindestlohn von 1 Dollar pro Stunde als Lohnuntergrenze bei zwei G20-Vorkonferenzen direkt einbringen zu können. Er werde diesen Weg über die G20 auch über den anstehenden Gipfel hinaus weiter verfolgen, ebenso die Gespräche mit dem Müller-Ministerium und der EU-Kommission wie auch den Vereinten Nationen. „Unser Ziel ist und bleibt, dass ein Globaler Mindestlohn als Menschenrecht anerkannt wird.“
Neue Unterstützer: Ernst Ulrich von Weizsäcker und Muhammad Yunus
Spiegel erwähnte ferner die zunehmende Unterstützung prominenter Fürsprecher von Franz Alt über Franz Josef Radermacher bis Ernst Ulrich von Weizsäcker. Letzterer meinte, wer nach der Lektüre des Buches „Die 1-Dollar-Revolution“ noch behaupte, dies sei nicht finanzierbar, „der sei ein schlimmer Schelm“. Muhammad Yunus hält die Einführung eines Globalen Mindestlohns von 1 Dollar pro Stunde in einem ersten Schritt für den internationalen Handel für sehr wichtig und richtig, so dass die Löhne dann auch für die Binnenwirtschaft mitgezogen werden können. Gleichzeitig setze er weiterhin vor allem auf eigene Unternehmensgründungen der Ärmsten durch entsprechende Kleinkredite.
Die change.org-Petitionsaktion läuft weiter. Hier unterzeichnen | Hier geht es zum Mitschnitt der Petitionsübergabe an Minister Gerd Müller.