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© pixabay.com | Tung Nguyen

Ich Chat-GPTe, du Chat‑GPTst …

Die Nutzung von KI ist rasant gestiegen. Doch so praktisch die Anwendungen sein mögen, ihr Energieverbrauch ist extrem klimaschädlich. Jeder Chat, jedes generierte Bild und jede Suche setzen CO2 frei, oft mehr als herkömmliche Anwendungen. Eine Kolumne von Joachim Wille

Ich google, du googelst, er, sie, es googelt. Alle googeln. Der Stanford-Student Larry Page, der das Wort 1997 erfand, wollte seine Suchmaschine zuerst Backrub nennen, zu Deutsch Rückenmassage.

Aber dann ließ er sich von dem Begriff Googol inspirieren, der mathematischen Bezeichnung für eine Eins mit 100 Nullen. Das brachte den Durchbruch.

Heute ist Google weltweit die mit Abstand führende Suchmaschine. Wer würde schon sagen: „Ich backrubbe das schnell mal.“

Für die Namen der neuen KI-Anwendungen wie Chat-GPT oder Gemini war das eigentlich kein gutes Vorzeichen. Und doch boomen sie, auch wenn keiner sagt: „Ich Chat-GPTe das jetzt“.

Die Nutzungszahlen der von künstlicher Intelligenz gestützten Chatbots sind seit ihrer Einführung durch das Unternehmen Open AI vor drei Jahren explodiert. Und auch andere KI-Anwendungen sind in den unterschiedlichsten Feldern erfolgreich – sei es in der Logistik, bei der Steuerung von Heizungen oder zur Kostenoptimierung in Produktionsprozessen.

KI ist eben praktisch, bequem – und gewaltig umweltschädlich. Die jüngste Untersuchung dazu, vorgelegt vom Öko-Institut im Auftrag von Greenpeace, ist ein Warnsignal.

Schreiben ohne KI ist möglich

KI verbraucht so viel Computerleistung, dass viele neue Rechenzentren gebaut werden. Der Stromverbrauch von KI-Rechenzentren wird danach weltweit gegenüber dem Basisjahr 2023 bis 2030 um das Zehnfache ansteigen: von 50 auf 550 Milliarden Kilowattstunden. Entsprechend steigt der CO2-Ausstoß.

Und dann ist da noch der gewaltige Verbrauch von Kühlwasser. Vom Elektroschrott, den schnell ausgediente Rechner darstellen, ganz zu schweigen.

Richtig, KI kann genutzt werden, um die Umwelt zu schonen, etwa durch bessere Steuerung von Wind- und Solarenergie und deren Verbrauch. Doch Voraussetzung ist, dass die Rechenzentren selbst mit Ökostrom betrieben werden – und am besten dort entstehen, wo es viel davon gibt. 

In Deutschland zum Beispiel in den nördlichen Bundesländern mit ihrer hohen Windstrom-Produktion. Das würde auch die Notwendigkeit verringern, die Stromnetze großräumig auszubauen. 

Eine Strategie wie in den USA, wo das stillgelegte Uralt-AKW Harrisburg wieder hochgefahren werden soll, um den KI-Stromhunger zu bewältigen, ist ja wohl kaum der Weisheit letzter Schluss.

Und wie wäre es für uns mit einer KI-Diät? Man muss Chat-GPT und Co nicht für alles und jedes befragen, auch wenn’s noch so bequem ist. Übrigens auch beim Artikel-Verfassen.

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Die Kolumne wurde von der Redaktion „klimareporter.de“ (Joachim Wille) 2025 verfasst – der Artikel darf nicht ohne Genehmigung (post@klimareporter.de) weiterverbreitet werden! 

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