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pixabay.com | Marvball | Bäume haben eine Seele: Sie schließen Freundschaft, unterstützen sich, warnen vor Gefahren.

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In die Seele der Natur

Plastikmüll, Dürrekatastrophen, Luftverschmutzung, Gletscherschwund – wir können nicht mehr so weitermachen wie bisher. Ein Wandel, davon ist der Philosoph Andreas Weber überzeugt, ist nur möglich durch ein radikal neues Verhältnis zur Natur und ihrer Seele.

1. Überwindung der kapitalistischen Sichtweise

Was unser Klima zerstört, aber ja längst nicht nur das, sondern auch die Leben von Abermillionen Arten, das ist die lange herrschende Idee, dass die Natur – und letztlich alle Wesen außer den Menschen – Dinge sind. Objekte. Und dass es in dieser Welt darum gehe, über Objekte so zu verfügen, dass man sich den besten Platz vor anderen erobert. Das ist das Herz des Kapitalismus – Verdrängung des Schwächeren durch geschickte Nutzung der Ressourcen.

2. Eine neue Gegenseitigkeit

Die Natur ist nicht die seelenlose Mechanik eines großen Fressens, sondern ein Mosaik von Lust und von Betroffensein, von Sinn und schöpferischer Verwandlung. Alles, was lebt, hat eine Innenwelt und kann fühlen. 

Wenn alles fühlt, dann ist die Richtung klar, in der wir unsere Gesellschaft radikal ändern müssen: Hin auf eine Gegenseitigkeit mit allen anderen Wesen. Aufhören, diese als Dinge zu behandeln, und sie endlich als Gleichgestellte begrüßen – als Gleichempfindende, Gleichfreudige und Gleichleidende.

3. Die Entdeckung der Biopoetik

Die Biologie befindet sich auf dem Quantensprung. Sie erkennt, dass es keine restlos voneinander getrennten Individuen gibt. Ihre wissenschaftliche Revolution ist nicht technisch, sondern sentimental. Denn wer Lebewesen erforscht, ist selber eins. Wer Leben untersucht, spricht immer auch sich selbst. Was gestern noch kühle Naturwissenschaft war, wird dadurch zur Biopoetik, zu einer Hermeneutik der Lebendigkeit in der ersten Person.

Quelle

SWR2 Wissen: Aula 2018Andreas Weber ist Philosoph und Biologe. Er arbeitet als Buchautor und Journalist.

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