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Kleine Interventionen mit großer Wirkung

Wie die Umweltpsychologie Energie-Einsparungen ohne Rebound-Effekt möglich macht.

Angenommen, Sie als Kunde eines Energieversorgungsunternehmens könnten auf Ihrer Rechnung ablesen, wie sich Ihre Verbrauchsdaten zu den Ihrer Nachbarn bzw. vergleichbarer Verbraucher verhalten? Was glauben Sie, würden Sie tun? Mehr Energie sparen? Für OPOWER, einem in den USA marktführenden Dienstleister für Energieabrechnungen ist das keine Zukunftsmusik, sondern gelebte Realität. Der Energiedienstleister hatte einen wirksamen und kostengünstigen Weg gesucht, seine Kunden zum Energiesparen zu bewegen, ohne danach in die gefürchtete Rebound-Falle zu tappen. Beraten wurde das Unternehmen von P. Wesley Schultz, einem der führenden Umweltpsychologen der USA.

Für Schultz, Professor für Psychologie an der California State University in San Marcos, ist klar, dass Aufklärung und Information über umweltfreundliche Verhaltensweisen allein nicht ausreichen, um Menschen dazu zu bringen, im Sinne der Umwelt zu handeln. „Menschen nehmen das Verhalten anderer als Richtlinie wahr. Um davon abzuweichen, brauchen sie gesellschaftlich sichtbare Motive und Anreize.“ Schultz hat bereits früh statistische Verfahren der Soziologie in die Umweltpsychologie eingeführt. Damit können Befragungen von großen Test- und Kontrollgruppen mit der experimentellen Überprüfung der Wirksamkeit von extrinsischen Umweltmotivationen, sogenannten „cues“, kombiniert und genaue Handlungsmuster herausgearbeitet werden. 

Cues, die mit einer direkten Rückmeldung verbunden werden, erzielen dabei die höchste Umsetzungsrate. Diese Rückmeldung sei nicht „richtig“ oder „falsch“, sondern setze das eigene Verhalten in eine nachvollziehbare Relation zum Verhalten ähnlicher Kunden, Käufer oder Nachbarn. Den Beweis, dass der direkte Vergleich von Verbrauchsdaten und -verhalten ein wirksamer Anreiz zum Energiesparen ist, blieb Schultz nicht schuldig, die Verbrauchsvergleiche von insgesamt 85.000 Haushalten zeigten: Gegenüber der Kontrollgruppe sank der Energieverbrauch der Testgruppe um bis zu 2,8%.

Die Motivation zum Energiesparen erfolgte in dem Fall weder über den Preis der Leistung, noch war ein Anreizprogramm damit verbunden. Lediglich eine kleine Zusatzinformation auf der Rechnung über die Verbrauchsdaten vergleichbarer andere Verbraucher reichte aus, einen positiven Einfluss auf den Energieverbrauch zu nehmen. Das Besondere des Vergleichs: Durch ihn wird die eigene soziale Gruppe zum Maßstab. Zudem macht er ein vorher nicht bewusstes Vergleichskriterium sichtbar – und wirksam. So öffnet die Zusatzinformation auf der Rechnung den Weg, Energiesparen nachhaltig zu forcieren und, fast wichtiger noch, Energiesparen zur sozialen Norm zu machen. 

Umweltpsychologische Ansätze wie die von Prof. P. Wesley Schulz sind hierzulande noch nahezu unbekannt. Einen Einblick in Interventionsmöglichkeiten, die Umwelthandeln ohne teure Anreizkampagnen forcieren, bietet der Impulsvortrag „Making Energy Conservation the norm“ von Prof. Dr. P. Wesley Schultz, Professor of Psychology, California State University, San Marcos, USA auf der green2market. 

green2market findet am 12. Oktober im Rahmen der WORLD OF ENERGY SOLUTIONS auf der Messe in Stuttgart statt. Das Dialogforum bietet neues Wissen zu Akzeptanz und Umwelthandeln, praxistaugliche Anregungen, individuelle Hilfestellung und Erfahrungsaustausch. Das Besondere des Dialog-Forums sind die Praxis-Workshops am Nachmittag. Hier stehen die Teilnehmer im Mittelpunkt und diskutieren gemeinsam mit Umweltpsychologen, Wirtschaftsvertretern und Politik. Im Workshop unter der Leitung von Prof. P. Wesley Schultz können Teilnehmer ihre Fragestellungen einbringen und gemeinsam mit einem der führenden Umweltpsychologen der USA neue, nachhaltige Lösungen entwickeln.

Hier können Sie den Programmflyer runterladen.

Quelle

forum Nachhaltiges Wirtschaften 2015

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